Schwetzingen. Für einen Moment hätte man glauben können, dass das schlechte Wetter dem traditionsreichen Parkfest der Musikschule Schwetzingen schaden könnte. An Musik im Schlossgarten war angesichts des Regens am Sonntagnachmittag nicht zu denken. Doch dieses Minus wandelte sich in den Zirkelsälen des Schlosses und in der Schlosskapelle unter dem Eindruck von über 1000 Musikern zu einem gewaltigen Plus.
Überdeutlich zu spüren war das beim Eröffnungskonzert mit der Jungen Philharmonie Schwetzingen unter der Leitung von Georg Schmidt-Thomée. Mit dem ersten Satz aus Antonin Dvoraks „Aus der neuen Welt“ oder Melodien aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ änderten die Musiker den Aggregatzustand des Langen Saals von fest in musikalisch. Es war gigantisch und wurde auch dementsprechend mit tosendem Jubel quittiert. Und dieses Gigantisch setzte sich im Folgenden durch alle Säle bis abends fort. Die Musik, so sagt es Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, entwickle hier enorm viel Wucht und nehme alles Sein in Beschlag.
Bevor der musikalische Reigen auf sieben Bühnen in sechs Sälen und der Schlosskapelle seinen Anfang nahm, begrüßte der Musikschulleiter Philipp Wolfart die zahlreichen Gäste, unter ihnen die drei Landtagsabgeordneten Daniel Born (SPD), Andreas Sturm (CDU) und Dr. Andre Baumann (Grüne). Mit ihrem Kommen untermauerten sie nicht nur die Bedeutung der Musikschule, sondern der Musik als universale Sprache an und für sich. Eine Sicht, die die Musikschulleiterin aus der Partnergemeinde Schrobenhausen, Helga Widmann, zu teilen schien. Vor sechs Jahren sei sie das letzte Mal hier gewesen und so bedeute es für sie großes Glück, mit einem Gitarren- und einem Jazzensemble sowie einem Akkordeonorchester als bayerisch-musikalische Botschafter wieder hier zu sein. Ein Glück, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Das Akkordeon-Orchester aus Schrobenhausen sorgte mit seiner Interpretation des Concerto d’Amour für große Begeisterung.
Wunderbare Atmosphäre und glückliche Gesichter beim Parkfest der Schwetzinger Musikschule
Es waren Bilder und Töne, die Pöltl schon nach wenigen Minuten sagen ließ, dass die Musikschule eigentlich die schönste Einrichtung der Stadt sei. Angesichts der vielen glückstrahlenden und stolzen Gesichter mit und ohne Instrument scheint das keine Übertreibung zu sein. Nachdem die Musiker der Jungen Philharmonie Schwetzingen mit Dvorak, Bernstein sowie Bedrich Smetana (Aufzug der Komödianten aus der Oper „Die verkaufte Braut“) und weiteren Musical-Melodien aus „Les Misérables“ und „Cabaret“ zum Besten gegeben hatten, übernahmen die Musiker die verschiedenen Säle und luden zu einer abwechslungsreichen und wunderbaren musikalischen Reise ein.
Der tschechische Autor Bohumil Hrabal sagte einst: „Das Leben ist zum Verrücktwerden schön. Nicht, dass es so wäre, aber ich sehe es so“. Dieser Musiktag im Schloss hilft ohne Frage, die Welt tatsächlich so zu sehen. Es fanden sich in den Sälen jedenfalls nur glücklich strahlende Gesichter. Die 16-jährige Neele mit Geige und ihre 15-jährige Freundin Fenja mit Cello beschrieben das Spielen hier als ein Ereignis: „Es macht einfach richtig Spaß.“ Eine Sicht, die auch die 15-jährige Sängerin Maya teilte. Die ganze Atmosphäre im Schloss sei einfach wunderbar. Man könne richtig sehen, wie sich Freude breitmache.
Dabei glich der Gang durch die Säle einem Blick in den Maschinenraum der Musikschule: Von ganz kleinen Kindern, die mit Tuch und Ball Spaß an der Musik vermittelt bekommen, über die ersten eigenen musikalischen Gehversuche an allen möglichen Instrumenten bis zur Krönungsklasse offenbarte sich den Besuchern ein beeindruckendes Bild der beiden Musikschulen.
Beeindruckend war auch das Buffet, dass das Organisationsteam des Parkfestes mit dem „Cafés Wildnis“ in den Jagdsaal zauberte. Jede Konditorei wäre auf dieses Kuchenbuffet stolz gewesen. Der gesamte Erlös kommt der Musikschule zu Gute. Und so sprach am Ende auch niemand über den Regen. Dafür war das Parkfest, das nun halt als Schlossfest firmiert, einfach viel zu schön. Wer sonst, so die dreifache Großmutter Beate Brossmer, habe solch räumliche Alternativen. Sie findet, dass die Musik hier in den Zirkelsälen im Vergleich zum Garten sogar noch etwas mehr unter die Haut geht.
Tipp: Tag der offenen Tür in der Musikschule in Schwetzingen am Sonntag, 14. Juli, 14.30 bis 17 Uhr.
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