Schwetzingen. Ohne Bass macht Musik keinen Sinn. Das findet zumindest Markus Schwald, der seit mehr als 30 Jahren Tuba im Musikverein-Stadtkapelle Schwetzingen spielt. Doch auch wenn die Tuba zum Instrument des Jahres 2024 ernannt worden ist, sind er und sein Kollege Jonas Hiller nur mit Umwegen auf die Liebe zum Bläser-Bass gestoßen.
Neugier und Aufmerksamkeit für Instrumente wecken – das ist das erklärte Ziel der Landesmusikräte. Gemeinsam küren sie seit 2008 ein Instrument des Jahres, das dann in den einzelnen Bundesländern vermarket wird. Seit dem 1. Januar kann sich neben dem Horn, der Posaune und der Trompete nun auch die Tuba in die „Hall of Fame“ der Blasinstrumente einreihen.
Für das Land Baden-Württemberg ist es Wulf Wager, der im Amt des Tuba-Botschafters die Werbetrommel für das Bassinstrument kräftig rührt. „Von allen Instrumenten, die ich spiele, ist die Tuba das wichtigste. Denn wie hat der böhmische Kapellmeister gesagt: ‚Hob ich nicht Bass, pfeif ich auf ganzes Musik!‘ In diesem Sinne freue ich mich darauf, 2024 der Botschafter des Instruments des Jahres in Baden-Württemberg sein zu dürfen“, heißt es in der Grußbotschaft vom Musikvirtuosen, Moderator und Buchautor Wulf Wager.
Ähnlich sieht es auch Jonas Hiller aus Schwetzingen. Der 21-Jährige spiele seit anderthalb Jahren Tuba: „Ich habe vorher Posaune gespielt, da aber die Lust verloren. Dann bin auf die Tuba gestoßen. Die Spielweise, der Rhythmus und die Größe – bei der Tuba ist einfach alles anders.“
Die Tuba: vielseitig in der Verwendung
Auch sein Kollege im Musikverein Schwetzingen, Markus Schwald, versuchte sich zunächst an anderen Klangwerkzeugen: „Meine ersten Erfahrungen machte ich am Klavier. Später spielte ich Klarinette, auch schon im Musikverein Schwetzingen. Das hat sich mein Vater immer gewünscht. Ich war aber damals schon immer traurig, wenn die Tuba nicht da war. Ohne Bass macht Musik einfach keinen Sinn.“
Der mittlerweile 54-Jährige sei dann auf den damaligen Dirigenten zugegangen und habe ihn gebeten, auf die Tuba umsteigen zu dürfen. Dieser wollte das Musiktalent allerdings nicht an der Klarinettenfront verlieren: „Nach langen Diskussionen einigten wir uns darauf, dass ich die erste Hälfte der Probe Klarinette spiele und die zweite Halbzeit mit der Tuba verbringe. Das hat aber nicht sonderlich lange gehalten, bis ich meinen Willen durchsetzte.“ Seitdem habe er es nie bereut, sich für das Bassinstrument entschieden zu haben.
Tubisten aus Schwetzingen: „Das Herz der Blasmusik“
„Es ist einfach sehr vielseitig. Natürlich können wir sehr tief spielen, aber tatsächlich spielt die Tuba auch wirklich hoch“, erklärt Jonas Hiller, der in diesem Schuljahr sein Abitur absolviert. Zwar benötige die Tuba viel Übung, dann wäre es aber auch möglich, recht schnell zu spielen. „Dadurch, dass es ein sehr junges Instrument ist – 1835 in Deutschland entwickelt – hat die Tuba auch nicht die Fehler, die zum Beispiel bei alten Trompeten stören“, sagt Markus Schwald mit einem Augenzwinkern.
Im Orchester sei das Bassinstrument das Bindeglied zum Schlagzeug, mit dem sie eine gewisse Basis bilde. Daher sei der Tubist auch für den Rhythmus mitverantwortlich, was Präzision erfordere, weiß Hiller: „Die Tuba ist gewissermaßen das Herz der Blasmusik. Zuhörer klatschen in unserem Takt, deswegen ist es wichtig, den zu treffen.“
Man müsse allerdings differenzieren, diese Funktion übernehme die Tuba im Blasorchester vordergründiger´als im Symphonieorchester. „Die tiefen Töne machen einfach Spaß. Es ist auch möglich, richtig laut zu spielen“, fügt Markus Schwald hinzu, der als Unternehmer einen Sanitätshandel in vierter Generation betreibt.
Doch wie so oft machen auch hier die Details den Unterschied. Zwar seien beide Tubisten, die Tuben der Mitglieder des Musikvereins würden sich trotzdem nicht gleichen. „Ich habe eine B-Tuba, auch Kontrabasstuba genannt“, erklärt Jonas Hiller, der im nächsten Jahr ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Musikschule Schwetzingen absolviert. Schwalds Tuba sei dementgegen fünf Töne höher als die herkömmliche Basstuba: „Mein Instrument wird auch F-Tuba genannt. Das ist dann eine Basstuba.“
Dass beide Arten der Tuba im Orchester vertreten sind, sei zwar praktisch, allerdings nicht zwingend. „Es gibt einen ersten und einen zweiten Bass. Zwischen beiden ist eine Oktave Unterschied. Daher ist es wünschenswert, beide Tuben zu haben, es geht aber auch ohne“, bestätigt Jonas Hiller.
Preis einer Tuba: fünfstellige Anschaffungskosten
Die Kostenfrage sei nicht so einfach zu beantworten, sagt Schwald: „Meine Tuba ist 25 Jahre alt, seitdem habe ich mich mit dem Thema nicht mehr beschäftigt.“ Er wisse allerdings, dass es große Unterschiede in der Qualität gebe. „Um eine annehmbare Tuba zu bekommen, muss man wahrscheinlich schon mindestens 3 000 Euro auf den Tisch legen. Und nach oben gibt es da keine Grenze, das wird schnell fünfstellig.“ Seine eigene Tuba kostet heute, im neuen Zustand, 12 000 Euro. Natürlich sei das sehr viel Geld, es sei aber auch eine Anschaffung fürs Leben, glaubt der 54-Jährige.
Zunächst sei das Messinginstrument von Schwald, genau wie das des jungen Kollegen Hiller, lackiert gewesen. „Damit die Tuba nicht vom Handschweiß und dem Zahn der Zeit braungrau anläuft“, begründet der 21-Jährige, der Lehrer werden möchte. Erst einige Jahre später habe Schwald das Erscheinungsbild der Tuba verändert: „Irgendwann habe ich meine Tuba dann versilbern lassen.“
Die Musik werde auf jeden Fall Teil seines weiteren Lebens sein, erzählt Jonas Hiller. Nach dem mündlichen Abi, das nun bevorsteht und dem anschließenden FSJ an der Musikschule Schwetzingen wolle er Lehramt studieren: „Ich weiß noch nicht, ob ich auch Musiklehrer werde. Falls nicht, soll die Musik zumindest mein Hobby bleiben.“ Seit 2019 ist er Mitglied im Schwetzinger Musikverein. „Ich bin zwar auch in anderen Orchestern aktiv, allerdings ist der Musikverein trotzdem das Hauptzentrum meines Hobbys.“ Den Reiz mache vor allem die Breite der Musikgenres aus: „Wir spielen wirklich alles, das ist schön.“
Stadtkapelle Schwetzingen ist die musikalische Heimat
Markus Schwald sei zwar auch in weiteren Orchestern vertreten, könne aber die Erfahrungen seines Kollgen bestätigen: „Es ist die Vielfalt, die so schön ist. Wir treten bei kirchlichen Veranstaltungen auf, für die Stadt und natürlich auch bei Festen. Da ist immer unterschiedliche Musik gefragt und natürlich auch eine unterschiedliche Stimmung. Der Musikverein Schwetzingen ist einfach meine Heimat.“
Beide hätten nie das Bedürfnis, ein anderes Instrument zu spielen. „Im Gegenteil, ich frage mich immer wie sich die anderen Musiker für die hohen Töne so quälen können“, sagt Schwald mit einem Lachen. „Wir erschaffen immer wunderbare, tiefe, warme Töne und werden nie schrill wahrgenommen“, fügt Hiller hinzu. Kurz vor Ende des Termins stößt der Dirigent der Stadtkapelle, Pascal Morgenstern, hinzu. „Ah stimmt, heute geht es um die Champions-League im Orchester“, sagt der 41-Jährige grinsend zu seinem Tuba-Register.
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