Fête de la Musique

Fête de la Musique in Schwetzingen trotz Regen gut besucht

Zahlreiche Solisten, Bands und Chöre treten trotz des unbeständigen Wetters bei der Fête de la Musique in Schwetzingen auf. Welche Künstler dort waren und wie die Auftritte ankamen.

Von 
Noah Eschwey
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Die Rhine-River-Bigband ist bläserstark und sorgt auf dem Schlossplatz vor dem Palais Hirsch am Abend für Stimmung – von den zahlreichen Besuchern der Fête de la Musique werden sie gefeiert. © Zeuner

Schwetzingen. „Wenn es einen Gott gibt, dann liebt er die Fête de la Musique in Schwetzingen“, ruft eine Besucherin zu ihrer Begleitung über den Schlossplatz und lacht. Ein nachvollziehbarer Gedanke – immerhin öffnet sich die dichte, graue Wolkendecke am Himmel, genau passend zu Beginn des musikalischen Straßenfests am Nachmittag der Sommersonnenwende. Doch das ist wohl nur ein kurzfristiges Glück – schon anderthalb Stunden nach dem Start der Veranstaltung müssen zahlreiche Musiker wetterbedingt einpacken.

Dancing in the Rain – wörtlich genommen im Marstallinnenhof – der Stimmung tut es keinen Abbruch. © Sabine Zeuner

Die fest entschlossene Organisatorin Katharina Simmert, Geschäftsführerin der Mozartgesellschaft, zweifelt am Freitagvormittag keinen einzigen Moment: „Das wird nicht abgesagt. Wir trotzen dem Wetter.“ Natürlich könne es sein, dass die ein oder andere Band wegen des unbeständigen Regenwetters nicht komme, gesteht Simmert: „Die haben ja oft teures Equipment, das nicht nass werden sollte. Aber dann fällt die Band eben aus. Gerade deshalb gibt es ja keinen festen Zeitplan.“ Und sie behält recht. Selbst in den Phasen des Regens spielen zahlreiche Künstler an jeder Ecke.

Es dauert nicht lange, bis die Passanten in der Mannheimer Straße stehenbleiben. Erst sind es nur wenige, kurze Zeit später eine ganze Menschentraube. Der Grund? Vom Balkon des Welde-Brauhauses erklingt die engelsgleiche Stimme von Tanja Hamleh.

Harmonie der Stimmen: Tanja Hamleh und Athi Sananikone. © Sabine Zeuner

Gemeinsam mit Athi Saninikone von Athi.rocks begeistert die eigentliche Klassiksängerin die Massen. „Wir sind sehr dankbar, dass es nun endlich wieder klappt. Ausnahmsweise hat mal keiner von uns Corona oder ist im Urlaub“, scherzt Athi. Das Schöne an der Schwetzinger Veranstaltung sei die Diversität, findet Hamleh: „Es spielt einfach jeder mit jedem. Ich hatte auch schon mal ein Blinde Date mit einem Pianisten. Das war wunderschön.“ Heute gebe es keine Unterschiede, zwischen Hobby und Profi. Alle seien einfach nur Kollegen, erklären die Beiden, die eine spannende Mischung aus Klassik- und Popmusik präsentieren.

Konzept erleben

„Wir haben das Glück, dass das Palais Hirsch offen ist und wir, sobald es wieder regnet, mit der Technik reinflüchten können“, sagt Rolf Brand, Mitgründer der Rhine-River-Bigband. Sie seien jetzt zum zweiten Mal auf der Schwetzinger Veranstaltung: „Einer unserer Leute ist ein Halbfranzose. Er hat von dem Konzept erzählt und das wollten wir erleben.“ Das Schöne an der Fête de la Musique sei die zwanglose Gestaltung, findet das Bandmitglied: „Wir kommen her, haben Gute-Laune-Auftritte und gehen wieder. Das ist einfach Straßenmusik im besten Sinne.“

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Das Klezmer-Indigo-Trio tritt zweimal an diesem Tag auf – passenderweise auch im Museum Blau. „Wir sind heute dabei, weil es uns einfach Spaß macht zu musizieren“, sagt Stefanie Ahlborn. Für sie seien es die besonderen Tonarten, die die ursprünglich jüdische Musikrichtung ausmachen: „In unserer klassischen Musik kennen wir nur die typischen Dur-Töne. Klezmer bringt sehr schöne, untypische Töne mit rein, die einerseits traurig, aber auch hoffnungsvoll klingen.“

Auch in Danzi-Saal der Musikschule wird musiziert. © Sabine Zeuner

Toni Silber von der dreiköpfigen Band MMT ist zufällig auf das Herz der Kurpfalz gestoßen: „Wir sind aus Schifferstadt und wollten schon seit vielen Jahren mal bei einer Fête de la Musique mitmachen, weil wir das für eine total tolle Initiative halten. Als ich dann gesehen habe, dass es das in Schwetzingen gibt, wollten wir unbedingt dabei sein.“ Die drei Auftritte der Gruppe beginnen sie mit einem Klassiker – „Big Yellow Taxi“ von Joni Mitchell schallt unter anderem über die Terrasse der Kurfürstenstube.

Swing und Jazz im Marstallhof

Eine Zusammenarbeit, die sich in der Vergangenheit bewährte, darf in diesem Jahr den Marstallhof musikalisch beglücken – der Musikverein-Stadtkapelle Schwetzingen tritt wieder mit dem Potatobox-Orchester der Musikschule auf. „Es macht einfach Spaß, mit dem Erwachsenen-Orchester von Alois Willing zu spielen“, findet Simon Abraham, Vorsitzender der Stadtkapelle.

In diesem Jahr habe sich die Kooperation aus ungefähr 50 Musikern auf Swing und Jazz konzentriert, erzählt der Musiker: „Meine Lieblingslieder, die wir hier spielen, sind beispielsweise ‘New York, New York’ von Frank Sinatra oder auch ‘Fly me to the moon’ von Bart Howard.“

Applaus für die coole Performance der „Weller-Monkeys“. © Sabine Zeuner

Das ist nicht das einzige Mal, dass Alois Willing auftritt: Mit seiner Posaunen-Comedy-Band „The Weller Monkeys“ sorgt der erfahrene Musiker für einige Lacher in den Marstallhof. „Wir sind schon das dritte Mal dabei. Die Fête ist einfach eine unglaublich tolle Sache. Es ist wahnsinnig, überall so tolle und hochkarätige Musiker. Ich bin immer wieder überwältigt“, erzählt Werner Lauer von den Crazy Crocodiles. Rolling Stones oder Beatles – die Musik der sechsköpfigen Gruppe ist rockig und alt. „Wir sind ja nicht mehr die Jüngsten. Ich bin immerhin selbst schon 80 Jahre alt“, sagt Lauer schmunzelnd.

Auftritte beim Jugendzentrum Go In

Außerhalb der Innenstadt, beim Jugendzentrum Go In, tritt unter anderem Kai Kronberg mit den Cannibal Rats auf. „Für uns als recht unbekannte und junge Band ist die Fête de la Musique in Schwetzingen eine sehr große Chance. Es ist einfach eine tolle Gelegenheit, unsere Musik auch Menschen zu präsentieren, die eigentlich nicht zu unserer Zielgruppe gehören“, findet der Punk-Musiker, der trotz einer vorherigen Regen-Unterbrechung beim Auftritt der Bigband des Hebel-Gymnasiums, mit den Cannibal Rats vor nahezu voll besetzten Rängen spielen darf.

„Kvitka“, der ukrainische Chor nimmt mit zu den Traditionsweisen seiner Heimat. © Sabine Zeuner

„Ich liebe es, Saxofon zu spielen. Und noch mehr Spaß macht es, wenn sich Menschen daran erfreuen“, sagt Solo-Musiker Tobias Surauf, der seinen Notenständer in der Fußgängerzone platziert. Immer wieder gibt es kurze Pausen einzelner Künstler, wegen der Regenschauer – die dichte, graue Wolkendecke gewinnt allerdings nicht gegen die gute Laune der Besucher – zumal am Abend zum Ausklang sogar der Himmel aufbrach und die gesamte Innenstadt voller Menschen war. Den Vogel schoss aber die Awo mit ihrem Innenhof ab. Dort war kein Durchkommen mehr, kein Platz frei, als die „SchwetSingers des Sängerbunds mit einem fulminanten Auftritt für einen gelungenen Abschluss der Fête de la Musique sorgten.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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