„Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Würde geboren“, so steht es im ersten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf internationaler Ebene verabschiedet wurde. Auch wenn diese universell und unveräußerlich sind, also immer, überall und für jeden Menschen gelten, werden sie in vielen Teilen der Welt verletzt oder finden gar keine Anwendung.
Mit einem Infostand wurde am Samstag auf den Kleinen Planken in Schwetzingen über die Menschenrechte informiert. Diese Aktion wurde im Zusammenhang mit der Interkulturellen Woche initiiert, die sich in diesem Jahr auf zwei Veranstaltungen beschränkt (wir berichteten). Im Fokus standen am Samstag vor allem Geflüchtete.
Ein Schlauchboot und große Schautafeln ziehen die Blicke auf sich. Siegrid Tautz vom Diakonischen Werk hält eine Infobroschüre in die Höhe, in der die unveräußerlichen Menschenrechte zusammengefasst sind. Ihr Blick ist ernst, symbolträchtig für die Lage diesbezüglich auf der Welt. Denn zu oft werden die Menschenrechte mit Füßen getreten – auch in Europa. Natürlich geht es um Flucht und Vertreibung. Klimaveränderung, Krieg, Unterdrückung durch diktatorische Regime, politische Verfolgung und Perspektivlosigkeit sind nur einige von vielen Gründen, warum sich Menschen von anderen Kontinenten auf den Weg machen und eine lange und gefährliche Reise nach Europa antreten. Auch auf die Seenotrettung wird hingewiesen, schließlich betreibt die evangelische Kirche ein eigenes Schiff im Mittelmeer, um Menschen aus Seenot zu retten. „Was wir fordern, ist unter anderem ein Zugang zu fairen Asylverfahren für Geflüchtete“, so Siegrid Tautz. Noch immer würden viele Menschen bei dem Versuch, in unsicheren Booten über das Meer nach Europa zu gelangen sterben.
Deutschlandweite Initiativen
Karolina Schembri von der Caritas informiert an diesem Tag ebenfalls. Ein Ehepaar ist bei ihr stehengeblieben und sieht sich interessiert das Infomaterial an. Denn welche Rechte genau Menschen zustehen, ist vielen nicht bewusst und auch nicht, dass diese sehr umfangreich sind. Hamit und Yasemin Enüstekin stammen aus Kurdistan. „Es ist gut, dass darüber informiert wird. Dass die Menschenrechte überall geachtet werden, wäre sehr wichtig. Wir wissen das“, so der Mann. Als Familie haben sie es geschafft, nach Deutschland zu gelangen. Auf dem Arm trägt er die dreijährige Tochter Jiyan. „Wissen Sie, was ihr Name bedeutet?“, fragt er. „Leben.“
Nicht umsonst fand die Aktion am 18. September statt, zeitgleich mit der Menschenkette für Menschenrechte. In vielen Orten Deutschlands vereinten sich an einer gedachten Linie hin zum Mittelmeer Bürger, die so für mehr Menschlichkeit gegenüber Geflüchteten demonstrierten. Im Einzugsgebiet dieser Zeitung gab es mehrere Veranstaltungen dahingehend.
Selbst wenn Schwetzingen nicht auf dieser Linie liegt, so wurde trotzdem ein Zeichen gesetzt.
„In Kürze findet die Bundestagswahl statt. Viele denken im ersten Moment, dass es sich um einen Wahlstand handelt und sind etwas genervt“, erläutert Siegrid Tautz diverse Reaktionen von Vorbeilaufenden. „Also sagen wir immer sofort, dass wir von keiner Partei sind. Dann sind die Passanten oft sehr interessiert.“
„Mauerrisse“ wird aufgeführt
Die nächste Aktion der Interkulturellen Woche findet am nächsten Samstag, 25. September, um 18 Uhr auf den Kleinen Planken statt. Das italienische Straßentheater Teatro Due Mondi spielt „Mauerrisse“. In dem Stück geht es um Mauern, Grenzen und Zäune, die physisch unüberwindbar sind, aber auch um zwischenmenschliche Mauern aus Angst und des Misstrauens. Es wird auch erzählt von hohen, abgrenzenden Mauern, die immer noch und immer wieder gebaut werden. Es gibt so viele davon auf der Welt, dass sie aus der Luft wie ein riesiges Labyrinth aus versperrten Wegen und Einbahnstraßen aussehen. Die Akteure stoßen an diese Grenzen, wollen sie überwinden, werden zurückgewiesen und suchen nach neuen Wegen.
Der Eintritt zu diesem Straßentheater ist frei. Bei Regen geht’s ins benachbarte Lutherhaus.
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