Sein Name ist auf das Engste mit Schwetzingen verbunden: Karl Friedrich Schimper, 1803 in Mannheim geboren, verstorben 1867 in Schwetzingen, wo er seit 1849 lebte. Zweimal wird der Name Karl Friedrich Schimper in diesem Jahr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
In den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen wäre dieser Tage die bis zum 13. Februar 2022 geplante Ausstellung „Eiszeit-Safari“ eröffnet worden – eine Zeitreise, die Wissenswertes und Spannendes über die Welt der letzten Eiszeit in Europa vermitteln will – unter Aspekten des aktuellen Klimawandels ein spannendes und interessantes Thema.
Karl Friedrich Schimper, einer der bedeutendsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts, dessen wissenschaftliche Leistungen bis heute noch viel zu wenig gewürdigt werden, ist auf der Grundlage seiner Forschungen und Forschungsreisen in die Alpen der „Schöpfer des Konzepts Eiszeit in der Erdgeschichte“ (so die Wirtschaftshisorikerin Brigitte Hoppe). Schimper gilt als Begründer der sogenannen „Paläoklimatologie“ (Lehre vom Klima um Verlauf der Erdgeschichte und die Klärung von Ursachen des Klimawandels).
Anliegen der Mannheimer Ausstellung, so Professor Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Museen, sei es „die Verdienste von Karl Friedrich Schimper bekannt zu machen. Er begründete im Prinzip die Klimaforschung (. . .).“
Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse hat Schimper nicht nur in Aufsätzen und unterschiedlichsten Publikationen veröffentlicht, das Besondere an seinem Werk sind lyrische Texte und sogenannte „Lehrgedichte“, in denen er die Ergebnisse seiner Forschungen vermittelte. Er war also nicht nur der bedeutende Naturforscher, sondern auch ein ebenso bedeutender Lyriker und Literat.
Versiert in Pflanzenkunde
Neben den geologischen Forschungen sind mit dem Namen Schimper auch Entdeckungen im Feld der Pflanzenkunde und Pflanzenmorphologie verbunden, die heute noch von Bedeutung sind, so seine Erkenntnisse zur „Phyllotaxis“ (Blattstellungslehre und Sprossverzweigung), die er bereits um 1840 veröffentlichte, unter anderem wieder in lyrischen Texten. Schon als Schüler am Lyzeum in Mannheim sammelte er Pflanzen seiner Heimat und war an der Erstellung der „Flora Mannhemiensis“ des Naturforscher Friedrich Wilhelm Karl Succow beteiligt, die 1821 erschien. Karl Friedrich Schimper kann man auch, zumindest in seiner Zeit in Schwetzingen, als „Bon vivant“ charakterisieren, als Genussmensch, der auch die angenehmen Seiten des Lebens liebte, insbesondere gutes Essen. Das kann man der Vielzahl seiner Briefe entnehmen. Er besuchte gerne Schwetzinger Gaststätten, so das heutige Hotel Adler-Post, das damals Gasthof „zum Goldenen Adler“ hieß oder das Café Keßler, wo ihm Konditor Keßler seine Lieblingstorte servierte. Das Rezept existiert noch.
Dass Schimper besonders den Schwetzinger Spargel genoss, versteht sich fast von selbst. Die Spargelpflanze interessierte ihn als Botaniker. So schrieb er in einem Brief vom Mai 1861 an Marie Ultzhöffer: „Vorgestern Mittag, da ich mit Keßler (Besitzer des Café Keßler) ging, am Eiskeller Spargelpflanzen zu besichtigen, die wir ganz ausgraben durften, am Rand einer neuen Sandgrube (die Spargelstöcke machen drei bis fünf Fuß lange – also fast klafterlange Wurzeln flach nach allen Seiten – der Umkreis zur Spargelpflanze beträgt also mehr, als wenn man zwei größere Betten nebeneinander stellte! . . )“ . Ebenso scheint selbstverständlich, dass Schimper auch ein Spargelgedicht (1867) schrieb, das der verdienstvolle Schimper-Forscher Willi Schäfer in seinem Buch „Karl Friedrich Schimper: Geschichte und Gedichte eines Naturforschers“, Schwetzingen 2003) veröffentlichte (siehe Kasten).
„Es gibt in der Geschichte Schwetzingens wohl keine Persönlichkeit, die so originell, so brillant und doch so verkannt war wie der Naturwissenschaftler und Dichter Karl Friedrich Schimper“, schrieb der Leiter des Schwetzinger Stadtarchivs, Joachim Kresin, 2017 in einem Beitrag in dieser Zeitung zum 150. Todestag Schimpers. Im Herbst dieses Jahres wird die neu erbaute Karl Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule in Schwetzingen eingeweiht werden. Auch aus diesem Anlass wird – man kann ihn so benennen – das Genie Schimper im Mittelpunkt des öffentichen Interesses stehen. Über diese Schule und ihr pädagogisches Konzept hätte er sich sicher gefreut und ein Gedicht darüber verfasst.
(Quellen: Hans Götz: Karl Friedrich Schimper: Naturforscher in Schwetzingen. Stadtarchiv Schwetzingen, 1980. Willi Schäfer: Karl Friedrich Schimper. Geschichte und Gedichte eines Naturforschers. K.F.Schimper Verlag Schwetzingen 2003. Wilhelm Kühlmann/Hermann Wiegnad: Karl Friedrich Schimper. Lyrik und Lehrgedichte. Verlag regionalkultur, Heidelberg 2003)
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-auch-schimper-liebte-den-spargel-_arid,1787337.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html