Rokokotheater

Ausnahmekünstlerinnen begeistern beim Mozartfest in Schwetzingen

Beim Mozartfest in Schwetzingen beeindruckten drei junge Ausnahmetalente auf Violine, Cello und Bratsche das Publikum mit virtuosen Auftritten und ernteten stürmischen Applaus.

Von 
Viktoria Linzer
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Jede für sich ein großes Nachwuchstalent: Tabea Monzer (v. l.), Anouk-Minou Toth und Clara Wedel begeistern mit ihrem Auftritt beim Mozartfest im Schwetzinger Rokokotheater. © Linzer

Schwetzingen. Drei Ausnahmetalente begeisterten am Freitagabend das kritische Publikum des diesjährigen Mozartfestes. Jede eine Virtuosin in ihrem Fach, einte die drei jungen Künstlerinnen die Liebe und Hingabe zu den Streichinstrumenten. Seit 1977 unterstützt die Jürgen-Ponto-Stiftung die vielversprechendsten Talente in Deutschland und ebnet ihnen den Weg zu einer großen Karriere. So auch diesmal, als sie das Privileg hatten, mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses aufzutreten.

Das Orchester präsentierte sich dem Publikum zunächst als alleiniger Hauptakteur unter der Leitung von Kens Lui. Der erste Satz der Symphonie Nr. 8 D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart lieferte einen festlichen Auftakt in fröhlichem Allegro. Im Andante bewegten sich die Streicher wie auf Zehenspitzen, freundlich und zurückhaltend zu den präzisen Bewegungen von Dirigent Kens Lui.

Perfektes Zusammenspiel

Das Menuett wurde, wie schon der Titel verriet, tänzerisch mit tatkräftiger Unterstützung der Pauken und Trompeten präsentiert, bevor das eingespielte Orchester im vierten Satz wieder an Tempo aufnahm. Besonders im Allegro wurde das perfekte Zusammenspiel einmal mehr unter Beweis gestellt, dazu in klanglicher Balance, die Lui mit den Philharmonikern erarbeitet hatte. Das 1889 gegründete Orchester kann auf eine reiche Geschichte zurückblicken.

Im 18. Jahrhundert machte sich ein anderes Orchester einen großen Namen. Mit Hilfe des Kurfürsten Carl Theodor zog es Virtuosen und Komponisten nach Mannheim, wo sie nicht nur zusammen musizierten, sondern auch ein Stück Musikgeschichte schrieben. Zu ihnen gehört Johann W. A. Stamitz, aus dessen Feder das Konzert D-Dur für Violine und Streichorchester, op. 9 stammte.

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Clara Wedel betrat die Bühne des Rokokotheaters im luftigen, hell-blauen Abendkleid und wartete geduldig ihren Einsatz ab, um dann mit einem gleichermaßen feinen wie selbstbestimmten Klang die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Während sich die Streicher dezent zurück-hielten, um der jungen Geigerin Raum zu geben, überzeugte sie mit ihrem glasklaren Spiel noch mehr in der Kadenz des ersten Satzes. Sanfte Akkorde trugen die zarte und beinahe zerbrechliche Melodie im langsamen zweiten Satz. Auch im Presto büßte sie nichts an Klangschönheit ein, sondern bewältigte jede technische Herausforderung mit Leichtigkeit.

Neben der Geige begeistert sich Clara Wedel auch für die Instrumente Posaune und Klavier und wurde bereits mehrere Male mit der Höchstpunktzahl beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ausgezeichnet, was in verschiedenen Kategorien eine absolute Ausnahme darstellt. Das Schwetzinger Publikum kam zum gleichen Schluss und belohnte die Künstlerin mit kräftigem Applaus.

Ein zusätzlicher Stuhl wurde auf die Bühne gebracht, der für die 14-jährige Anouk-Minou Toth bereitstand. Vom ersten Betreten des Podiums strahlte die junge Cellistin eine unglaubliche Bühnenpräsenz aus, die mit dem Griff zum Bogen auch in die letzte Reihe drang. Sie ging ganz in der Musik von Anton Fils auf und präsentierte ein akzentuiertes Thema gespickt mit technischer Finesse im ersten Satz des Konzertes C-Dur für Violoncello und Orchester. Nach einer brillanten Kadenz konnten sich die Zuhörer mit dem Applaus nicht zurückhalten, den die Künstlerin mit einem charmanten Lächeln dankte.

Im „Adagio non molto“ drangen innige Töne aus dem Cello und erfüllten das Rokokotheater mit Ruhe und Frieden. Mit Leichtigkeit und sicheren Strichen präsentierte sie das bewegte Thema im dritten Satz und erntete wiederum langanhaltenden Applaus.

Verspielt und fast frech

Eine Ausnahmekünstlerin stand noch auf dem Programm und sollte auf ihre eigene Art und Weise das Publikum von sich überzeugen: Als Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater München hat Tabea Monzer schon etliche Erfolge mit der Bratsche in ihrer Vita stehen. Das Konzert F-Dur für Viola und Streichorchester von Anton Stamitz sollte ihr Können im besten Licht erstrahlen lassen. Bereits in der Exposition des Allegros lächelte die Künstlerin in Erwartung des schönen Themas.

Einen genauso runden und warmen Ton entlockte sie der Bratsche im Allegro. In langen Tönen versank sie in der innigen Melodie des darauffolgenden Adagios. Im Rondo zeigte die Solistin eine verspielte, fast freche Seite und mischte gekonnt gezupfte und gestrichene Töne zu einer lustigen Melodie. Der große Beifall für die Bratschistin aus dem Allgäu dauerte an, bis alle drei noch einmal die Bühne betraten und riss nicht ab, bis sie sich zur gemeinsamen Zugabe überreden ließen.

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