Mozartfest

In Schwetzingen spielen Meister der Kammermusik

Das spektakuläre Trio Karénine spielt beim Schwetzinger Mozartfest Werke von Camille Saint-Saëns, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel und begeistert damit das Publikum.

Von 
Bruno Dumbeck
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Das Trio Karénine – Charlotte Juillard (Violine), Louis Rodde (Violoncello) und Paloma Kouider (Klavier) – begeistert das zahlmäßig kleine Publikum beim Mozartfest. © kaneko

Schwetzingen. Mit der Gattung Klavier-Trio ist das so eine Sache: Diese kammermusikalische Form ist ein sensibles Gebilde mit zwei Gesichtern. Das eine zeigt eine dreifache solistisch verantwortete Linienführung, die alle drei Künstler am Flügel und mit der Violine und dem Violoncello für glasklare Eigenständigkeit zu sorgen haben und von ersten bis zum letzten Takt den solistischen Charakter ihrer „Rolle“ belegen müssen.

Ein Ensemblespiel dreier gleichberechtigter Partner in Schwetzingen

Das andere schwört sie auf ein Ensemblespiel dreier gleichberechtigter Partner ein, das permanente Rücksicht und Kollegialität einfordert. Jede falsche Dominanz würde den elementaren Charakter eines Trios ins Wanken bringen, ja, es wäre für das Werk tödlich.

Diese Beschreibung trifft auf alle Trios der Musikgeschichte zu. Eine Behauptung, die bei dieser Soirée im Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses auch bei den gespielten Werken von Camille Saint-Saëns, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel ihre Richtigkeit fand. Es war von Anbeginn an bewundernswert, wie die Gäste aus Frankreich, das Trio Karénine, diese riskante Gradwanderung schlicht vergessen ließen und bei diesem Konzert des Mozartfestes allein Dreifach-Freude am Musizieren gelten ließen.

Schon der Einstieg in das F-Dur-Trio von Camille Saint-Saëns aus dem Jahr 1867 ließ nur Gutes, nein, Bestes erwarten. Denn das künstlerische Einverständnis von Paloma Koulder am Klavier, Julien Dieudegard mit der Violine und Louis Rodde am Violoncello belegte den unerschütterlichen Willen der Gäste zu einer ebenso technisch perfekten wie musikalisch tief ausgeloteten Wiedergabe. Das macht sogar den Zwischenbeifall inmitten des Werks vergessen.

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Eingebettet zwischen den beiden Spätromantikern Saint-Saëns und Ravel hatte – bei einem Mozartfest selbstverständlich – ein Trio des 30-jährigen Meisters seinen Platz gefunden, mit der vergleichsweisen späten Köchel-Zahl 496 aus dem Jahre 1786. Für Mozarts Lebenslauf bedeutet dies: Es entstand in einer Zeit seiner hochdramatischen Auseinandersetzung mit dem „Don Giovanni“ und den drei großen Sinfonien in g-Moll, Es-Dur und C-Dur. Und doch schuf das Ensemble mit seiner Interpretation eine leichtfüßige, schier heitere Atmosphäre, die beim Hörer Assoziationen an Mozarts unbeschwerte Tage seiner jugendlichen Schwetzinger Zeit aufkommen ließ.

Kühne Harmoniewechsel und geradezu „freche“ Modulationen schlugen im Mittelsatz allerdings einen geradezu romantischen Ton an: Kostbare unerwartete Momente mutiger früher „Moderne“.

Eine Sternstunde erleben die Besucher allerdings mit der finalen Wiedergabe das a-Moll-Trios von Maurice Ravel. Eine teils seelisch tief empfundene, teils stürmisch aufbrausende Interpretation von festivalreifem Rang.

Ensemble gewann schon einen renommierten ARD-Wettbewerb

Da verwundert es nicht, dass das Kammermusik-Publikum dieses mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Ensemble – unter anderem beim renommierten ARD-Wettbewerb – weltweit umjubelt, nicht nur in der Londoner Widmore Hall und der Pariser Salle Pleyel. Nur im kleinen Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses mussten sich die Musiker quasi mit einer fast familiären Zuhörerschar zufriedengeben.

Mit der Einladung des Trio Karénine zu diesem Mozartfest belegte aber die Festivalleitung ihren Anspruch, im Zyklus der Schwetzinger Konzertreihen neben dem „Winter in Schwetzingen“ und der Festspielen im Frühjahr auch künftig im Herbst ein ebenso wohlklingendes wie gewichtiges Wort mitreden zu wollen.

Es ist wirklich schade, dass im linken Zirkelsaal so viele Plätze leer blieben. Einen stärkeren Publikumszuspruch hätten die Intentionen der Veranstalter wahrhaftig verdient. Mit anderen Worten: Kammermusikfreunde sollten solche Chancen für sich nutzen und gleichzeitig den Weg der Mozartgesellschaft solidarisch mitgehen.

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