Schwetzingen. Manfred Binzers Kunst drückt sich in diversen zwei- und dreidimensionalen Werken in Ergebnissen unterschiedlicher Verfahren aus. Im Xylon-Museum sind bis Ende Oktober über 40 Bilder, Drucke und Plastiken des in Mannheim lebenden Künstlers zu sehen. „Man entdeckt immer wieder Neues“, begeistert sich bei der Vernissage nicht nur Kuratorin Dr. Kristina Hoge. Auch Gudrun „Ju“ Mindhoff wirft gerne mehrfach Blicke auf die farbenfrohen Großformate und ist fasziniert.
Im durch Wegnahme der Trennwände geöffneten, großen Museumsraum entfalten die Bilder jetzt ihre Wirkung optimal – da ist Raum, sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln, mal mit mehr oder weniger Abstand, genau anzuschauen. Es empfiehlt sich demnach, etwas Zeit mitzubringen, um die Ausstellung im Detail zu ergründen. „Wer einmal einen ,Binzer’ gesehen hat, erkennt die Kunst immer wieder“, beschreibt Kristina Hoge bei der Vernissage am Samstag den Wiedererkennungseffekt dieser den Blick fesselnden, aber auch stimmungsprägenden Bilder. Ihren eigenen Eindruck bei der Sichtung der Exponate in Binzers Atelier, fasst Hoge in Worte: „Sie waren schützend eingepackt, nachdem die Verpackung entfernt war, zeigte sich die Strahlkraft dieser Farben, die dennoch eine nonchalante Transparenz aufweisen.“
Ausstellung in Schwetzingen: Gezieltes Platzieren gelingt
In der aktuellen Ausstellung ist es der Kuratorin gelungen, die verwandtschaftlichen Ideen, die der Kunstschaffende darstellt, durch gezielt gemischtes Platzieren von Gemälden, Drucken und Plastiken nachvollziehbar zu machen. So finden sich die scheinbar schwebenden, wie Rauchwolken strömenden Farbwellen in den aus Isomalt, einem Zuckeraustauschstoff, Resin (Harz) und Farbpigmenten entstandenen Blöcken ebenso wieder, wie ansatzweise in den Druckstöcken der Lithografien und Holzschnitte.
Den in den unterschiedlichen Druckverfahren mit bis zu 18 Druckstöcken hergestellten Bildern ist im Nebenraum, der sich dem großen Ausstellungsraum anschließt, ein Bereich überlassen, der als zusätzlichen Hingucker einer imposanten Handpresse Domizil bietet. Hier sind den Ursprüngen des Xylon-Museums und der Werkstätten Tribut gezollt, als Bewahrern der Kunst und des Handwerks der Holzschneider.
Exakt übereinander gedruckte Farbschichten verleihen den grafischen Elementen in ihrer Gesamtheit Tiefe und einen Interpretationsspielraum für den Betrachter. Das Material Ölfarbe nutzt Binzer in mutigen Pinselstrichen, aber auch in Schüttungen, deren Ausbreitung als Fläche und Tropfen für die Bewegung in seinen Bildern, in denen sich Landschaften, manchmal auch Blätter, Baumstrukturen, Wasserflächen oder optisch reduziert auch Vögel erkennen lassen – je nach dem individuellen Eindruck des Betrachters.
Ausstellung des Künstlers Manfred Binzer in Schwetzingen: Das Eigenleben der Farbigkeit
Was alle Ausstellungsstücke eint, ist die Farbigkeit, die speziell in den Plastiken ein Eigenleben entwickelt. Das transparente Isomalt als äußerer Formgeber ermöglicht den Blick ins Innere – also ins Farbleben aus allen Richtungen. Die Lichtbrechung zeigt immer wieder lebendig neue Schattierungen, die den Blick fesseln. „Manfred Binzer schafft es, dass seine Kunst etwas mit uns macht“, erklärt die Kuratorin, dass eben dies die Kunst sei.
In diesen schwierigen Zeiten gäben Binzers Werke gute Laune und Energieimpulse – davon kann sich jeder Besucher kostenfrei bis Ende Oktober im Xylon-Museum überzeugen. Für alle Kunstinteressierten haben die Museumsmacher noch einen Tipp, der eine direkte Verbindung zum Schwetzinger Museum und Werkstätten hat: Im Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses stellt Peter Robert Keil unter anderem die Werke aus, die während seiner Zeit als „Artist in Residence“ im Juli dieses Jahres bei Xylon entstanden sind.
Einem Livestreaming eines Rundgangs in der Ausstellung mit dem Titel „Ich Farbe – ein Maler sagt ich“ schließt sich eine Charity-Auktion ausgewählter Werke an, deren Erlös in einem nicht unerheblichen Teil an das Schwetzinger Xylon-Museum mit seinen Werkstätten geht.
Info: Die Vernissage mit der Auktion findet am Samstag, 1. Oktober, ab 16 Uhr statt, der Künstler ist anwesend. Infos per E-Mail: keil-collection-heidelberg.de. Eine Web-Anmeldung ist erforderlich.
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