Wer sich am vergangenen Sonntag der Orangerie näherte, wurde von zwei riesengroßen Vögeln empfangen, die sich vor dem Eingang gegen den Himmel abzeichneten. Sie machten neugierig auf die Ausstellung im Inneren, wo der Künstler Matthias Garff seine mehrere Meter großen Vögel sowie kleine farb- und formenreiche Insekten in Schaukästen präsentierte.
Aus Dingen des Alltags wie Küchengabeln, Gartenschaufeln, Schuhen, Schrauben, Eimer, Koffer, Bierkisten und Fahrradklingeln, aus Industrieschrott und Abfallprodukten jeder Art hat er unverwechselbare Kunstwerke geschaffen, denen viel Witz innewohnt und die bei den Besuchern durchweg positive Reaktionen auslösten.
Es gibt kaum jemanden, der mit Garffs Kunst nichts anzufangen weiß: „Man kann sie als Spielzeuge einer leicht verrückten Fantasie betrachten, die technische Intelligenz bewundern, mit der Garff die absurdesten Teile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügt“, erfasst Kurator Dr. Dietmar Schuth das Wesentliche von Garffs Kunst in dem reich illustrierten Katalog, den er anlässlich der Ausstellung herausgebracht hat.
„Seit der Ausstellungseröffnung haben mehr als 1500 Gäste die Ausstellung besucht, darunter auch viele Schulklassen“, informierte Brigitte Moser, die von Anfang an die Ausstellung beaufsichtigte. Gudrun Mindhoff, die in den Xylon-Werkstätten Malkurse für Schüler der Commenius-Schule anbietet, ist ebenfalls mit einer Gruppe Kinder in die Orangerie gekommen. „Alle waren sie so entzückt“, berichtete sie, „dass sie sofort begonnen haben, die Vögel nachzumalen“, und sie übergab dem Künstler eine Mappe mit diesen sehr gelungenen Zeichnungen.
Am Sonntagabend ging nun diese echte Publikumsattraktion mit einem Künstlergespräch in Anwesenheit des Vorsitzenden Erik Schnatterer, des Kurators und zahlreicher Besucher zu Ende. Für die Präsentation seiner Werke hätte er kaum einen passenderen Ort finden können, sagte Garff eingangs, denn „selten hat man so große, helle Räume zur Verfügung, wo man riesengroße Exemplare aufstellen kann. Sie fügen sich sehr schön in die Natur des Schlosses ein“.
Dem Opa zu verdanken
Im Gespräch erzählte er über die Entstehungsgeschichte, über sein Schaffen und sein Verständnis von Kunst. Dass er sich so intensiv mit Vögeln beschäftigt, hat er seinem Opa in Argentinien zu verdanken, der sein Interesse für die dortige Vogelwelt weckte. „Als ich ihn einmal länger in seinem Garten besucht habe, begann ich kleine Skulpturen von diesen Vogelarten zu bauen aus Materialien, die mir so zur Verfügung standen und auf die ich zugreifen konnte.“ Seitdem begleiten ihn die argentinischen Vogelarten und sind zur Grundlage seiner künstlerischen Auseinandersetzung geworden.
In den letzten Jahren hat sich sein Repertoire kontinuierlich erweitert. Heimische Arten wie Eichelhäher, Buchfink, Stiglitz oder Blaumeise sind hinzugekommen. Seine Tierfiguren sind keine naturalistische Abbildung, versichert der Künstler, es interessiert ihn vor allem die Formung ihrer Wesensart, aber so, dass man sie noch erkennen kann. „Mein Wunsch ist es, dass man bei der Ausstellung den Vögeln begegnen, ihre Charaktere erkennen kann und wie sie aufeinander wirken.“ Gerne arbeite er mit Fundstücken, die er oder Freunde zusammengetragen haben. Es soll auch erkennbar sein, aus welchem Material die Figuren gebaut sind. So ist zum Beispiel der Kopf der Goldammer einmal eine Getränkekiste gewesen und die Augen bestehen aus Baustrahlern. Auch eine Autodachbox kommt zum Einsatz.
Auf die Frage Dr. Dietmar Schuths, wo er all diese Dinge finde, antwortete Garff: „Ich besitze schon einige Kisten von Fundstücken, doch oft gehe ich gezielt los auf Flohmärkte, manches finde ich auch am Straßenrand, viele Gegenstände sind auch Zufallsfunde.“ Will er mit seinen Arbeiten Spaß und Freude bereiten oder steckt vielleicht eine andere Botschaft dahinter, ein sozialkritischer oder gar ökologischer Gedanke? Schließlich sind viele Vogel- und Insektenarten bedroht.
„Der verschwenderische Umgang der Menschen mit der Natur und ihren Ressourcen ist mir schon bewusst“, sagt Garff, „und ich merke auch, dass meine Werke einen solchen Diskurs anstoßen. Das ist aber nur ein Aspekt meiner Arbeit. Im Vordergrund steht für mich die Freude an der Vielfalt der Natur, am kreativen Umgang mit Materialien, am Experimentieren, letztendlich am Spielen. Diese kindliche Herangehensweise ist bis heute erhalten geblieben.“
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