Staatliche Schlösser und Gärten

Exotik und Fantasie sollen Besucher in Schwetzinger Schlossgarten locken

Von 
Volker Widdrat
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Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Michael Hörrmann, und die Leiterin der Schwetzinger Schlossverwaltung, Sandra Moritz, stellen vor dem Seepferdchenbrunnen im Schlossgarten das attraktive Jahres-programm vor, das nach dem Lockdown wieder mehr Menschen in die kurfürstliche Sommerresidenz locken soll. © Lenhardt

Schwetzingen. Nach der langen Schließung wegen der Corona-Pandemie steht die ehemalige kurpfälzische Sommerresidenz jetzt nach der Wiederöffnung vor dem Start in die aktuelle Saison. „Wir haben ein entsetzliches Jahr hinter uns“, bedauerte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, am Montag bei der Vorstellung des vielfältigen Veranstaltungsprogramms. Durch die langen Schließungszeiten und den während der Öffnung stark eingeschränkten Betrieb seien die Besucherzahlen im vergangenen Jahr stark eingebrochen. Statt der in normalen Jahren über 800 000 Gäste wären nur rund 338 000 Menschen in den Schlossgarten. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg machten laut Hörrmann mit ihren Monumenten einen Verlust von rund acht Millionen Euro.

„Der Garten schreit nach Besuchern“, meinte der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg bei der Pressekonferenz am Seepferdchen-Brunnen. Schwetzingen gehöre zwar noch zu den Schlössern, die die Pandemie vergleichsweise gut überstanden hätten, dennoch sei „bei weitem nicht alles in Butter“. Die eigentliche Herausforderung fange jetzt erst an. „Wir waren über ein Jahr aus den Gedanken der Bevölkerung draußen. Jetzt wollen wir die Besucher mit überzeugenden Angeboten zurückholen“, fasste Hörrmann das von der Leiterin der Schlossverwaltung, Sandra Moritz und deren Team zusammengestellte attraktiven Jahresprogramm zusammen.

Der Süden im Norden als Thema

„Exotik. Faszination und Fantasie“ lautet das Jahresmotto, zu dem in Schwetzingen neu konzipierte Sonderführungen stattfinden, die die vielfältigen Einflüsse aus fernen Ländern thematisieren werden: Etwa „Mon ami Voltaire. Eine Freundschaft zwischen Aufklärung und Exotik“ am Sonntag, 11. Juli, oder „Der Süden im Norden. Exotische Gewächse im fürstlichen Garten“ am Sonntag, 18. Juli, und Sonntag, 24. Oktober. Am Sonntag, 15. August, und am Sonntag, 17. Oktober, geht es um „Die Entführung in den Serail. Die Gartenmoschee und die Türkenmode des 18. Jahrhunderts“ sowie „Kostbarkeiten ferner Länder. Der kurfürstliche Schlossgarten und das Exotische“.

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Neu im Veranstaltungskalender ist die „Weihnachtswunderwelt“, rührte Hörrmann kräftig die Werbetrommel. Von Donnerstag, 11. November, bis zum Samstag, 8. Januar, steht der Schlossgarten jeweils mit Beginn der Dämmerung für einen magischen Spaziergang der ganz besonderen Art zur Verfügung. Auf einer Länge von 1,6 Kilometern führt ein Rundgang an faszinierenden Lichtinstallationen vorbei, die durch Farbe, Fantasie und Musik zum Leben erweckt werden. Der Garten verwandelt sich in eine glitzernde Wunderwelt aus über 1000 Lichtern. Das neue Event sei bestimmt „ein Leuchtturm für die Region“, so Hörrmann.

Der Klimawandel bleibe ein wichtiges Thema für den Schlossgarten, erläuterte der Geschäftsführer einige geplante Maßnahmen. Die Baumschule ziehe neue Bäume, die dem Klimawandel gewachsen sein sollen. Im April wurden die ersten 650 Jungpflanzen gesetzt. Zugleich sei das Areal eine Versuchsfläche, auf der getestet werde, welche Methoden der Kultivierung für den Standort je nach Baumart am besten geeignet ist. Das Land hat mit einem Sonderprogramm für die Klimafolgenanpassung über zwei Jahre hinweg jeweils 150 000 Euro zur Verfügung gestellt. Ein weiteres großes Projekt der Gärtner ist die Sanierung der Blumenrabatten im Parterre. Ab Anfang September werden dafür die Beete gerodet und angesät. Die Gäste des Schlossgartens würden dann keinen Winter- und Frühjahrsflor bewundern können, meinte Hörrmann, dafür würde im nächsten Jahr die Pflanzenpracht aber umso üppiger blühen.

Kurfürstlicher Fußabdruck

Eines der wichtigen Themen der Staatlichen Schlösser und Gärten, die Nachhaltigkeit, werde im Rahmen von Sonderführungen aufgegriffen - etwa mit dem Rundgang „Des Kurfürsten ökologischer Fußabdruck. Luxus früher und heute?“

„Wir müssen unsere Pflegeanstrengungen wegen des Klimawandels deutlich verstärken. Wir können es schaffen, denn wir sind auf einem guten Weg“, versicherte Hörrmann.

Sandra Moritz zeigte sich „froh und dankbar, dass wir den Garten wieder öffnen durften“. Die Verwaltungsleiterin präsentierte ein facettenreiches Besuchsangebot, das Open-Air-Veranstaltungen, Konzerte, Feste, Märkte und Ausstellungen umfasst. Die Ausstellung „Vogelbad“ des Bildhauers Matthias Garff in der Orangerie ist bereits im Gange. Das Theater am Puls ist mit mehreren Vorstellungen von Anfang Juli bis Ende August im Seepferdgarten zu Gast.

Die Ausstellungen des Schwetzinger und Leonberger Kunstvereins in der Orangerie bereicherten im Juli und August das Programm, ebenso lädt die Künstlerinitiative Schwetzingen im September ein. Am Wochenende 4. und 5. September seien beim „Concours d’Elegance“ wieder schöne Oldtimer zu sehen. Und vom 17. bis 19. September finde die beliebte Whisky-Spring-Messe statt, sonst immer in den Zirkelsälen, dieses Mal im Freien. Die Designmesse „Handmade Love“ im Südzirkel Anfang November und der Kurfürstliche Weihnachtsmarkt vom 25. November bis zum 19. Dezember sorgen für den traditionellen Jahresabschluss.

Ein besonderes Highlight seien die Sommerkonzerte in der Schlossgastronomie „Theodors“: Vom 22. Juli bis zum 13. August werden bei zehn Konzerten unter anderem Markus Zimmerman, Amokoma und Thomas Siffling zu hören sein. Auch der Herbst stehe im Zeichen der Musik: Die Palette reicht vom Mozartfest (24. September bis 10. Oktober) über die Schwetzinger Festspiele (15. bis 31. Oktober) und die Schwetzinger Jazztage (22. Oktober) bis zu einem Familienkonzert am 27. November. Ein besonderes Sommerferienprogramm für Kinder und Jugendliche sei auch im Angebot. Die jüngsten Besucher dürften Detektiv sein, mit der Imkerin die Geheimnisse der Bienen entdecken und an einer Rätselrallye teilnehmen.

Sandra Moritz hatte noch ein weiteres Schmankerl im Gepäck. Vom 15. Juli bis zum 15. September können Familien die beiden kurfürstlichen Residenzen mit einem Kombiticket erkunden: In Schwetzingen enthält es den Eintritt in den Schlossgarten, in Mannheim den freien Rundgang im Schloss inklusive Audioguide.

Kombiticket bietet Überraschung

Am besten gelangeman im Pedaltritt von Residenz zu Residenz. Die Radtour durch die Kurpfalz ist etwa 20 Kilometer lang. Das Kombiticket kostet 33,50 Euro für Familien, 13,50 Euro für Erwachsene und 6,50 Euro ermäßigt und kann an unterschiedlichen Tagen eingelöst werden. Zusätzlich erhält jeder Gast noch eine kleine Überraschung an der jeweiligen Schlosskasse.

Das Schloss werde seine Türen erst wieder am 15. September öffnen, teilte Hörrmann abschließend mit. Nach der langen Schließzeit müssen die historischen Räume erst noch entstaubt werden, erklärt der Herr der Schlösser.

Öffnungszeiten Schlossgarten bis 30. Oktober täglich von 9 bis 21 Uhr , 31. Oktober bis 26. März jeden Tag von 9 bis 17 Uhr.Weitere Infos gibt es per E-Mail oder auf den Internetseiten hier und hier.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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