Das Interesse war groß, die Fragen zahlreich: In einer Runde mit Bürgern hat der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann bei seiner jüngsten Wahlkreis-Sprechstunde im Grünen Büro in Schwetzingen viele Themen erörtert. Das Hauptinteresse lag bei dem Thema Tiefengeothermie: Die Menschen waren durch die vor kurzem stattgefundenen geophysikalischen Messungen des geologischen Untergrunds besorgt, heißt es in einer Pressemitteilung aus Baumanns Büro.
Bei der Informationspolitik des zuständigen Unternehmens GeoHardt, einer gemeinsamen Tochterfirma von MVV und EnBW, habe es Defizite gegeben, räumte Baumann ein. Das Unternehmen habe Besserung gelobt. Der Landtagsabgeordnete beantwortete Fragen zum Vergabe- und Genehmigungsprozess und klärte zum Thema Haftung auf: GeoHardt werde für Schäden, die durch die 3-D-Seismik-Messungen mit den Vibrotrucks entstanden seien, wie Risse an Häusern, haften und im Zweifelsfall auch Kulanz zeigen.
Hintergrund zum Thema Geothermie
Es gibt verschiedene Formen der Geothermie, wie die hydrothermale und die petrothermale Geothermie, die sich erheblich unterscheiden.
Bei der hydrothermalen Geothermie wird heißes Thermalwasser aus porösen und spaltenreichen Sedimentgesteinen entnommen und die Wärme genutzt. Das leicht abgekühlte Thermalwasser wird wieder in den Untergrund geleitet.
Bei der petrothermalen Geothermie wird kaltes Wasser in den festen Fels (petros, griechisch Stein) in mehreren Kilometern Tiefe unter großem Druck gepresst und es entstehen dabei Risse, durch die anschließend bei einer geothermischen Nutzung Wasser fließt.
In Baden-Württemberg ist nur die hydrothermale Geothermie erlaubt, weil die Gefahr einer erheblichen induzierten Seismizität durch das Anreizen des Felsens und die hohen Drücke bei der petrothermalen Geothermie deutlich größer ist.
Zudem erläuterte Baumann, dass die Tiefengeothermie in Baden-Württemberg im Gegensatz zu der etwa in Vendenheim in Frankreich angewandten Bohrung so gut wie keine Risiken aufweise. Es werde hierzulande beispielsweise nicht in den Felsen gebohrt und mit deutlich geringeren Drücken gearbeitet. Beides verringere die Seismizität deutlich. „In Baden-Württemberg ist nur eine hydrothermale Geothermie erlaubt, eine petrothermale wie in Vendenheim gibt es bei uns nicht“, so Baumann.
Der gesamte Erschließungsprozess werde streng kontrolliert, um Gefahren für Mensch und Umwelt zu vermeiden. Dafür lege er als leidenschaftlicher Umweltschützer seine Hand ins Feuer, versicherte Baumann. „Generell ist die Frage der Haftung bei Schäden auch durch die Tiefengeothermie geregelt: Wer einen Schaden verursacht, muss ihn beheben und dafür zahlen.“ Letztlich berge aber jede Technik zur Energiegewinnung Risiken. Es gelte, diese so weit wie möglich zu reduzieren.
Auf die Frage nach Umweltgutachten im Vorfeld der Nutzung der Tiefengeothermie im Wahlkreis sicherte der Abgeordnete zu, dass solche kommen werden.
Auch die Themen Windkraft und Solarenergie, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten der Güterstrecke Mannheim-Karlsruhe, die Grundsteuer sowie die Erhaltung des Waldes beschäftigten die Bürger. Baumann erklärte unter anderem, dass Baden-Württemberg ein waldreiches Land sei und für ein Windrad relativ wenig Waldfläche verlorenginge. Die gerodete Fläche müsse nach dem Waldgesetz in jedem Fall an anderer Stelle in größerem Umfang wieder aufgeforstet werden. Zu den in den Windradflügeln verwendeten, momentan nicht recycelbaren Karbonfasern gebe es noch keine Alternative. Ein Bürger merkte an dieser Stelle an, es sei ja immer noch besser, geringe Mengen Karbonfasern zu deponieren, als große Mengen hochgiftigen Atommüll. zg
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-baumann-geothermie-ist-nicht-gleich-geothermie-_arid,2063492.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html