Schwetzingen. Der bunte Schilderwald lichtet sich: gelbe Umleitung, rot-weiße Einfahrt- oder Durchfahrt-verboten, blaue Einbahnstraße, gelb-grüne Ersatzhaltestelle, weiße Fußgänger-Richtungshinweise. Eingemottet werden Absperrgitter und Baustellenzäune. Und bald dreht die Straßenkehrmaschine wieder ihre Runde durch die Karlsruher Straße. Alles neu, alles schick. Nur in den vorbereiteten Bauminseln wuchern munter Wildkräuter: Hier sind im Herbst Ersatzanpflanzungen für belaubte Schattenspender geplant. Fazit: Der Umbau der Karlsruher Straße ist beendet – nach knapp 16 Monaten und somit mehr als vier Wochen früher als geplant: Aufatmen bei Anwohnern, Besuchern, Touristen, Geschäftsleuten, Stadtverwaltung und den am Bau beteiligten Firmen.
Von den rund vier Millionen Euro, die Stadt (3,97 Millionen Euro) und Stadtwerke Schwetzingen (286 622 Euro) in die Grunderneuerung der Verbindung zwischen Schloss- und Kreuzung Zähringer Straße investiert haben, ist ein Großteil – wörtlich genommen – in den Sand gesetzt worden. Oder anders ausgedrückt: verbuddelt. Und das ist gut so. Damit verbunden ist die Hoffnung, „dass wir danach für Jahrzehnte nicht mehr unter die Erde müssen und die Karlsruher Straße lange Zeit Ruhe haben wird“, sagt Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl. Neben den Leistungen war auch das Planverfahren europaweit ausgeschrieben.
Verkehrsberuhigter Bereich
Ob die Wiederbefahrbarkeit der innerstädtischen Durchgangsstraße auch für die Anwohner mehr Ruhe als vor der Sanierung bedeutet, muss sich noch erweisen. Immerhin verfolgte die Neugestaltung unter anderem das Ziel, die Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Karlsruher Straße zu erhöhen. Am sichtbarsten sind die markierten und behindertengerecht abgesenkten Bürgersteigkanten an Kreuzungen und Einmündungen zum Beispiel Forsthaus- und Clementine-Bassermann-Straße. Ebenfalls sehr elegant wirkt das frisch verlegte, sandsteinfarbene Pflaster auf den Gehwegen. Damit wird eine optische Verlängerung von und zum Schlossplatz hergestellt: eine deutliche Aufwertung des innerstädtischen Flairs.
Um die Gleichwertigkeit der Verkehrsteilnehmer (Auto, Fahrrad, Fußgänger) herzustellen, ist nunmehr die Geschwindigkeit auf Tempo 20 gedrosselt, während die Fahrbahnbreite von 4,2 auf 3,5 Meter geschrumpft ist. Radler können künftig in beiden Richtungen durch die Karlsruher Straße fahren: in Einbahnrichtung auf der Straße und in der Gegenrichtung auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg.
Bevor am 2. März 2020 die ersten Bagger rollten, wurden die Anwohner auf vielfache Weise in das Planungskonzept eingebunden: Flyer, Infoschreiben, Infotermine und Gesprächsrunden. Schon frühzeitig fand ein Austausch mit Gastronomen, Hoteliers, Bürgern und Gewerbetreibenden statt – auch über geänderte Busfahrpläne, Zufahrtsmöglichkeiten und Lösungen für die Müllabfuhr. Das minderte zwar nicht den Leidensdruck während der Bauphase, sorgte aber für eine erträgliche Akzeptanz bei allen Beteiligten. Immerhin bleibt in der Karlsruher Straße nach Abschluss des Bauvorhabens die Anzahl der Parkplätze, in Längsrichtung angeordnet, weitestgehend erhalten. Während der sechsteiligen Wanderbaustelle stellte die Stadtverwaltung allen Bürgern abschnittsweise Ersatzparkplätze zur Verfügung. Allerdings musste der jeweilige Bedarf vorher dem Bauamt gemeldet werden.
Information auf allen Kanälen
Am 16. Juli 2019 fand im Palais Hirsch die erste Infoveranstaltung zur Sanierung der Karlsruher Straße statt. Mit so einem Zuspruch hatte die Stadtverwaltung nicht gerechnet: Es gab fast keine Stehplätze mehr. Viele eingebrachte Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung von 2017 seien aufgenommen worden, meinte Bürgermeister Matthias Steffan. Auf der Homepage und der Facebookseite der Stadt Schwetzingen standen – laufend aktualisiert – die Präsentation der Bürgerinformation, Informationen zu weiträumigen Umleitungen, Detailpläne zum Bauablauf, zeitliche Übersicht zu den Bauphasen, Busumleitungen und Ersatzhaltestellen zum Download bereit. Mit jeweils E-Mail-Adresse und Telefondurchwahl konnten Anwohner oder Betroffene mit dem Baustellenkümmerer im Stadtbauamt oder dem Leiter des Technischen Teams bei den Stadtwerken Kontakt aufnehmen.
Unterirdisch gearbeitet
Der finanzielle Betrag der Schwetzinger Stadtwerke an dem Bauvorhaben mutet mit rund sieben Prozent an der Gesamtinvestitionssumme vergleichsweise niedrig an. Dafür ist der Beitrag an der künftigen Wohn- und Aufenthaltsqualität nicht hoch genug zu bewerten: neue Versorgungsleitungen. Dazu zählen 320 Meter Gashauptleitung und 29 Gashausanschlüsse. Zwischen den Häusern Karlsruher Straße 1 und 48 wurde die Wasserhauptleitung auf insgesamt 60 Metern umgelegt.
Besonders für die Herausforderungen der Zukunft angepasst sind die ausgetauschten Abwasserrohre. Durch den eiförmigen Querschnitt bleibt das Wasser nicht stehen, sondern kann kontinuierlich abfließen. Damit soll die Geruchsbelästigung in heißen, trocknen Sommern vermieden werden. In diesem Zusammenhang wurden auch die Kanalhausanschlüsse ersetzt. Ebenfalls mit Blick auf künftige technologische Anforderungen wurden Leerrohre für einen späteren Ausbau von Glasfaserleitungen (Telefon, Internet) verlegt.
Daten und Fakten zur Karlsruher Straße
- Baubeginn war am 2. März 2020, quasi mit dem Beginn der Corona-Pandemie.
- Es gab sechs Bauabschnitte auf einer Gesamtlänge von 450 Metern.
- Der neue Kanal hat eine Länge von 335 Metern.
- Der gepflasterte Bereich beträgt 1820 Quadratmeter. Die Asphaltdecke hat 1265 Quadratmeter.
- Insgesamt 1165 Meter Leerrohre und zehn Schachtbauwerke sind im Boden. Die Stadtwerke Schwetzingen erneuerten die Gashauptleitung auf einer Länge von 320 Metern, dabei wurden 29 Gashausanschlüsse zum Teil oder ganz erneuert.
- Im Bereich zwischen den Hausnummern 1 und 48 legten die Stadtwerke die Wasserhauptleitung auf rund 60 Metern um.
- Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund vier Millionen Euro.
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