Schwetzingen. Es herrscht eine Zeit der Krisen. Wie ein Paukenschlag scheint die Ausstellung mit den Werken der Heidelberger Künstlerin Beate Sellin zu sein, in der der Blick gefesselt und auf die Schönheit der Welt gelenkt wird. Bilder von Blumen, Früchten und Pflanzen aller Art lösen in ihrer monumentalen Machart etwas aus. Denn Sellins Werk ist alles andere als banal, sondern eine „Huldigung an das ewige Werden“, wie es Organisatorin Dr. Barbara Gilsdorf vom Kulturamt ausdrückte, aber auch einer Ermahnung, das alles vergänglich ist. Bei klassischer Musik wurde so eine Ausstellung eingeweiht, die sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Das Thema „Pflück mich!“ passt nicht nur zur vor Kurzem angelaufenen Bundesgartenschau, sondern es ist auch Bestandteil des Programms „Sommerfrische Schwetzingen“, das die Buga-Partnerstadt extra für diesen Zeitraum aufgelegt hat. Passend zu den dargestellten Blütenbildern spielte das bekannte Violinduo „The Twiolins“, das Geschwisterpaar Christoph und Marie-Luise Dingler aus Mannheim, Antonio Vivaldis „La Primavera“, also „Der Frühling“. Vor voll besetzten Stuhlreihen im Saal des Palais begrüßte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl die Gäste und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass die Werke nun bis Anfang Juni in Schwetzingen zu sehen sein werden. Passender könne eine Ausstellung nicht sein, so das Gemeindeoberhaupt.
Ausstellung "Pflück mich" im Palais Hirsch
Kulturamtsleiterin Dr. Barbara Gilsdorf sagte begeistert: „‚Pflück mich‘ – dieser Einladung würden wir angesichts des Augenschmauses gerne nachkommen, den uns Beate Sellin mit ihren Bildern präsentiert. Blumen, Blüten, Blätter und Früchte zeigen hier ihre verschwenderische Fülle und verwandeln diese Räume in einen farbenprächtigen Garten Eden.“ Die Künstlerin lasse die explosive Kraft der Natur aufleben. Durch irisierende Farbigkeit und überlebensgroße Wiedergabe verleihe Sellin der blühenden Natur eine monumentale Übersteigerung.
„Die zweidimensionalen Werke besitzen eine schier unendliche Tiefe, maximales Maß an Plastizität und Detailreichtum.“ Dennoch seien die Motive unwirklich, denn das Reale würde irreal ins Monumentale aufgebläht – ein Stilmittel der Pop-Art der 1960er. „Ein reges Zusammenspiel von Schatten, Lichtreflexen und Spiegelungen sorgt zudem für ein hohes Maß an Lebendigkeit“, so Gilsdorf weiter.
Alles Blühende sei aber auch zum Verwelken, zum Pflücken und Verzehr verurteilt, so dass auch ein tragischer Moment enthalten sei – „Memento mori!“. Gilsdorf betonte: „Die Bilder von Beate Sellin sind weitaus mehr als Naturbilder, als schöner Schein. Sie rufen alles in allem einen ‚Wow-Effekt‘ hervor. Und sie laden zum Verweilen ein – da ist nichts mit einem schnellen Blick!“
Das Violinduo untermauerte das Tragische musikalisch mit einem emotionalen Astor-Piazzolla-Stück um dann mit Vivaldis „L‘Estate“, also „Der Sommer“ zu schließen.
Die Besucher waren begeistert. So auch Stadträtin Sabine Remann, die meinte: „Fantastisch, diese frischen Farben.“ Und der Vorsitzende des Kunstvereins, Erik Schnatterer, kommentierte: „Die Ausstellung passt sehr gut in diese Zeit. Da bin ich ja fast ein bisschen neidisch, dass nicht wir es waren, die die Künstlerin eingeladen haben.“ Professor Hans Gercke, ehemaliger Direktor des Kunstvereins Heidelberg meinte: „Beate Sellins Werke sind eindrucksvoll. Sie hat ihren Stil entwickelt in einer Zeit der Kunstszene, die alles andere als konservativ war. So war das sicher nicht leicht. Ihre Werke berühren und gehen einfach tiefer.“
Das Ehepaar Eberhard und Irmgard Grötzinger aus Stuttgart fand: „Man kommt ins Staunen über diese Vitalität, diese unerschöpfliche Lebenskraft.“
Info: „Pflück mich!“ läuft vom 28. April bis Sonntag, 4. Juni, dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr. Samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. An diesem Samstag, 29. April bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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