Schwetzingen. Das gefällt mir super, das sollten sie behalten“. Schon während des Vernissage-Rundgangs der siebten Ausstellung „Im Wege stehend“ machten Teilnehmer und Passanten ihre Favoriten unter den zwölf im Innenstadtbereich verteilten Kunstwerken aus. Auch Oberbürgermeister Dr. René Pöltl zwinkerte den anwesenden Stadträten zu: „Da könnt ihr schon mal überlegen, was wir ankaufen.“ Denn schon von den sechs vorangegangenen Auflagen der Ausstellungsserie für Kunst im öffentlichen Raum befinden sich heute noch außergewöhnliche Stücke im Stadtgebiet.
„Im Wege stehend“ feiert 2023 ein kleines Jubiläum: „35 Jahre gibt es das schon“, erinnerte OB Pöltl an die Anfänge 1988 – den Beginn einer Erfolgsgeschichte: „Man muss den Menschen danken, die so klug waren, das ins Leben gerufen zu haben, sie haben damit eine Marke gesetzt.“ Der Gedanke, Kunst und Kultur in den öffentlichen Raum zu bringen, sei geradezu genial, denn so würden die Menschen dort abgeholt, wo sie sich tagtäglich bewegen: „Kunst muss mitten im Leben sein.“
Auch diesmal sei alles beeindruckend umgesetzt bei den zwölf ausgewählten Kunstwerken – ursprünglich hatten 40 Bewerbungen vorgelegen – völlig verschiedener Machart, Größe, Farbe, Form – und ihrer Botschaft. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie haben einen Bezug zur Bundesgartenschau in Mannheim und zur Gartenlandschaft Schwetzingens. Das wurde beim Rundgang mit Dr. Dietmar Schuth schnell deutlich. In jedem Objekt steckt Natur und/oder Sommerfrische – passend zum Themenjahr der Stadt Schwetzingen.
So stellt die Großskulptur im Marstallhof einen überdimensionalen Ahornsamen dar, nebenan liegen die „Sternenfrüchte“ aus Schweißdraht, der aus einem Rüstungsbetrieb stammt. „Diese Objekte sind auch ein Symbol des Friedens und der Freiheit – auch der Gedankenfreiheit“, sagte Schuth und verwies auf die Geschichte des Ahornsamen-Schaffers Sergej Karev hin: Der Russe war nach Beginn des Ukraine-Kriegs aus seiner Heimat geflüchtet, um sich seiner Einberufung zu entziehen.
Auch im Kunstwerk „Hémisphère“ von Michael Volkmer ist auf den zweiten Blick der Bezug zur Natur zu erkennen: Die Radzierblenden von Autos, mit denen der Iglu an der katholischen Kirche gestaltet ist, lassen sich auch mit wenig Fantasie als Ansammlung von Blumen erkennen. Das Kunstwerk „flow(er)“ am Schlosseingang trägt den blumigen Zusammenhang sogar im Namen, sieht aber etwas aus wie der Hahn eines Hauptwasseranschlusses. „Damit kann man im Sommer den Leimbach regulieren“, scherzte der Kurator.
Und der aus Plastikflaschen gestaltete „Blaue Blumen Busch“ ist unschwer als solcher zu identifizieren. Der überdimensionale Löwenzahn an der Seite des Palais Hirsch (Schuth: „Eine witzige Arbeit“) und die kreativ berankten Stühle neben der katholischen Kirche sind sowieso Natur pur. Bei den „Ergänzungsschildern zur öffentlichen Ordnung“ an den Bäumen in der Carl-Theodor-Straße scheint jetzt schon klar, dass die Ansichten der Menschen sehr auseinandergehen. Aber Kunst ist eben Geschmackssache.
Die Objekte
Marstallhof: „Sternenfrüchte“ von Werner Bitzigeio (Winterspelt); „Ahornsamen“ von Sergei Karev (Leipzig) und „Cinderella“ von Dorothea Kirsch (Gillenbeuren).
Carl-Theodor-Straße: „Ergänzungsschilder zur öffentlichen Ordnung“ von Thomas Neumaier (Ingolstadt).
Durchgang beim „Weg der Hofsmusik“: „Konfettihimmel“ von Charlotte Payet (Luxemburg).
Schlossplatz/Palais Hirsch: „Summer in the City“ von Georg Janthur (Wuppertal), „Kalte Dusche“ von Matthias Braun (Würzburg) und „Laubhauer“ von Marcus Jansen (Leipzig).
Schlosseingang: „flow(er)“ von Yvonne Roth (Klingenmünster).
Katholische Kirche: „Hémis-phère“ von Michael Volkmer (Ludwigshafen) und „Ranken-stühle“ von Beate Spitzmüller (Berlin)
Platz gegenüber Rathaus: „Blaue Blumen Busch“ von Axel Eiflinger (Heidelberg). zg
Der eiserne Damenschuh mit dem Titel „Cinderella“ („Eine sehr poetische Arbeit“) im Marstallhof, die hölzernen Sonnenschirme vor dem Palais Hirsch und der Sternenhimmel hinter dem „Kaffeehaus“ passen wunderbar zur Sommerfrische.
Beim Vernissage-Abschluss im Palais Hirsch trafen die Teilnehmer übrigens noch auf einige weitere Kunstwerke. Denn die kleinen Leckereien auf dem Büfett waren zum Teil den Ausstellungsobjekten nachempfunden, zum Beispiel dem „Cinderella“-Schuh oder den Sonnenschirmen vor dem Palais Hirsch. Aber bei denen muss sich niemand Gedanken über einen Ankauf machen – dafür schmeckten sie einfach zu gut.
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