Schwetzingen. Auf zauberhafte Weise wurden die Besucher des Rokokotheaters am Samstagnachmittag Zeuge einer außergewöhnlichen Produktion der Opernwerkstatt am Rhein, die auf Einladung der Mozartgesellschaft Schwetzingen zu Gast war. Diese versteht sich selbst als Initiator von Opern auf anderen Wegen und verbindet Oper mit Kabarett zu frechen Produktionen. Sie zeigte „Die Kleine Zauberflöte“, eine Kinderoper, die einerseits mit ihren Arien höchste Ansprüche an die Sängerinnen und Sänger stellt, auf der anderen Seite in der Handlung kindgerecht bearbeitet wurde.
So sieht Hauptdarsteller Alejo Ruiz die Kinderoper nicht nur für Kinder geeignet: „Die Produktion der Opernwerkstatt am Rhein ist eine sehr unterhaltsame Inszenierung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder unterschiedlichen Alters. Die Produktion zeigt, wie wir persönlich wachsen und Ängste überwinden können, die uns daran hindern, bessere Menschen zu wer-den. Stimmlich singe ich diese Rolle für Kinder genauso, als ob ich für Erwachsene singen würde. Ich finde im Allgemeinen, dass man Kinder ernster nehmen sollte und Erwachsene weniger“, so der Künstler.
Und dann zerbricht ein Glas
Sascha von Donat hat die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart für Kinder umgestaltet, indem er die Spielzeit auf 70 Minuten verkürzte. Dabei verfasste er neue Sprechtexte und passte die Handlung an. Die Hauptcharaktere wurden beibehalten: Der gefühlvolle Held Tamino, der von Alejo Ruiz verkörpert wurde, und der lustige Papageno (Lukas Eder), der die Kinder im ausverkauften Rokokotheater immer wieder zum Lachen brachte, machten sich gemeinsam auf die Suche nach der großen Liebe. Sie mussten verschiedene Aufgaben bestehen und auch wenn es Papageno nicht ganz schaffte, fanden beide am Ende zu ihren Angebeteten Pamina (Kerstin Pohle) und Papagena (Alishia Funken). Zum Erfolg führte die beiden diesmal nicht das Schwert, sondern Zauberflöte und Glockenspiel. Besonders in Erinnerung wird auch der Auftritt der Königin der Nacht bleiben, dargestellt von Luzie Franke, die bei ihrer berühmten Arie sogar ein Glas auf der Bühne zerbrach.
Generell stand im Vordergrund, den Kindern Freude an der Aufführung zu vermitteln. Dabei war es jedoch ebenso wichtig, das junge Publikum ernst zu nehmen und auch traurige oder gefühlvolle Momente zu schaffen. Kerstin Pohle, die als Pamina voller warmer Gefühle von ihrem Tamino in ihren Arien schwärmte, erklärt: „Ich denke, gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, Kindern klassische Musik und Theater auf diesem Wege näherzubringen, da der Live-Aspekt von Konzerten, Oper und Theater nicht durch die Digitalität zu ersetzen ist. Das haben wir alle in den Pandemiejahren erfahren. Gerade für Kinder ist ein spielerischer Zugang, der nicht von Konventionen geprägt ist, wichtig, bei dem sie sogar selbst mitspielen dürfen und Theater und Konzert quasi zum Anfassen erleben können.“
Mitspielen durften die Kinder tatsächlich: Als Tiger, Affen und Kängurus agierten sie auf die Bühne. Aber auch nach der Aufführung verschwanden die Protagonisten nicht hinterm Vorhang, sondern beantworteten mit Freude alle Fragen, die sich bei den neugierigen Opernbesuchern angesammelt hatten. Die drei sechsjährigen Freundinnen in Begleitung von Sabrina Pasch sind sich jedenfalls einig, dass es ihnen allen sehr gut gefallen hat. Clara ist beeindruckt von der Königin der Nacht, die „toll gesungen hat“ und Luna erzählt mit großen Augen vom Löwen, der Prinz Tamino am Anfang angegriffen hat. Sabrina Pasch aus Plankstadt bestätigt die Eindrücke der Kleinen: „Dass die Kinder miteinbezogen wurden, war natürlich toll. Und hier das Ambiente ist besonders einprägsam, finde ich“, meinte sie in Bezug auf das prunkvolle Rokokotheater.
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