Mitglieder des Runden Tisches Inklusives Schwetzingen (RIS) möchten den Blick für gesetzliche Mindestanforderungen an Bauen und für festzulegende Normen in den Wohnungen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Wohnungsbau schärfen. Hier sieht sich der RIS in der Pflicht, den Wohnungsbau nachhaltig mitzugestalten, so heißt es in einer Pressemitteilung.
Einer der ersten Erfolge der Arbeit des RIS sei der Einbau des Rollstuhlliftes in das Dachgeschoss der Volkshochschule. Hier gelte es abschließend noch, eine der vorhandenen Toiletten rollstuhltauglich umzurüsten. In Begleitung von Bürgermeister Matthias Steffan und Schwetzinger Bürgern fand in Vorbereitung auf die Sanierung Karlsruher Straße eine Begehung statt, bei der auf die Aspekte der betreffenden DIN-Norm für den öffentlichen Verkehrsraum hingewiesen wurde und das unter anderem die Wegeketten, Bodenbeläge, Leitsysteme beschreibt (wir berichteten).
Im Herbst vergangenen Jahres fand ein erstes Gespräch mit der Epple-Gruppe statt, die sich für die Bebauung des Pfaudler-Areals verantwortlich zeigt. Auch hier ging es um die Barrierefreiheit bis zur Wohnungstür und in den Wohnungen.
Das Rothackersche Haus wird umgebaut zum städtischen Museum. Was wäre ein Museum ohne Café-Betrieb? Der RIS stellt sich hier einen Ort der Begegnung vor, der Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung schafft und haben einen entsprechenden Antrag an die Stadt gestellt.
Aktuell baut die Schwetzinger Wohnbaugesellschaft (SWG) in der Lindenstraße 56 ein Wohnhaus. Der Geschäftsführer der SWG, Patrick Körner, beschreibt das Projekt und die Zusammenarbeit mit dem RIS folgendermaßen: „Die Schwetzinger Wohnbaugesellschaft realisiert derzeit ihr erstes Projekt in der Lindenstraße 56 mit insgesamt sechs Wohneinheiten und Wohnungsgrößen von 52 bis 66 Quadratmetern. Das grundsätzliche Anliegen der Gesellschaft ist die Bereitstellung und Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Die Themen Barrierefreiheit und altersgerechtes Wohnen haben wir dabei ganz oben mit auf der Agenda und setzen entsprechende Maßnahmen um, wo und wann immer es baulich und wirtschaftlich möglich ist.“ Mit dem zuständigen Architekt Christopher Ansorge wurden in der Lindenstraße 56 für die beiden Wohnungen im Erdgeschoss trotz der räumlichen Begrenztheit und innerhalb der vorhandenen Möglichkeiten Lösungen erarbeitet, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Ein Beispiel hierfür ist der Zugang mit dem Rollstuhl bis zur Wohnungstür. Die Rampen im Bereich des Erdgeschosses sind mit einer entsprechenden Neigung versehen. Auch die Innenbereiche der Erdgeschosswohnungen und die Bäder entsprechen den Anforderungen der Barrierefreiheit. Die Terrassen verfügen über Schiebetüren und einen schwellenlosen Übergang.
Detaillierter Erfahrungsbericht
Wie wichtig für bewegungseingeschränkte Menschen eine barrierefreie Wohnumgebung ist, schildert das Beispiel von Christina, die ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, so der RIS. Sie beschreibt ihre barrierefreie Wohnung im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Dort kann die Frau, die seit einem Unfall querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, eigenständig und selbstbestimmt leben. Der Zugang zum Haus ist mit einer flachen Rampe ausgestattet und die Hauseingangstür lässt sich per Schlüsseldrehung automatisch öffnen. Die Bewegungsflächen in der Wohnung sind großzügig ausgelegt. Zum einen, um ein ständiges Rangieren mit dem Rollstuhl zu vermeiden und zum anderen, um mehr Stellfläche für Hilfsmittel wie Lifter, Duschrollstuhl und Handbike zu haben. In der Bauphase hat sie Einfluss nehmen können und in Absprache mit dem Bauträger Wände so setzen lassen, dass ein Rollen einfach möglich ist.
Gerade im Bad ist Bewegungsfläche wichtig, in der bodengleichen Dusche ebenso wie rechts und links neben der Toilette zum Anfahren mit dem Rollstuhl und für Haltegriffe. Das Waschbecken muss unterfahrbar sein und mit einem Raumsparsiphon für Kniefreiheit ausgestattet sein. Die Armaturen sollten nah greifbar sein und ein Spiegel auf Augenhöhe. Ein separates Gäste-WC ist von Vorteil.
In der Küche sind der Herd und die Spüle unterfahrbar. Der Backofen ist auf Augenhöhe eingebaut und mit einer versenkbaren Tür ausgestattet, um nah an den Ofen heranfahren zu können. Ein elektrisch absenkbarer Oberschrank erleichtert das Verstauen von Geschirr. Die Fenster der Wohnung sind mit Griffen versehen, die von einem Rollstuhlfahrer ohne Mühe erreicht werden können und alle Rollläden funktionieren elektrisch. Zu beachten sind Türöffnungen, da Rollstühle unterschiedlich breit sind.
Christina hat viele Jahre nach einer passenden Wohnung gesucht. Ihr Beispiel macht deutlich, warum barrierefreie Wohnungen geschaffen werden müssen. Denn jede Schwelle oder Stufe ist eine Hürde, die es zu minimieren gilt. zg
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