Schwetzingen. Auf der einen Seite einen digitalen Prototypen mittels 3D-Scanner erstellen, in der anderen Ecke des Raumes mithilfe einer Virtual-Reality (VR)-Brille einen Motorblock zusammenbauen, und dazwischen einen kleinen Industrieroboter eigenständig durch ein mathematisches Koordinatensystem programmieren. Das hat der Erlebnis-Lern-Truck der mobilen Mitmachausstellung „Discover Industry“ (dt.: Industrie entdecken) den achten und neunten Klassen drei Tage lang am Hebel-Gymnasium Schwetzingen ermöglicht. Die vom Bildungsnetzwerk Baden-Württemberg organisierte Aktion dient der Berufsorientierung an weiterführenden Schulen und tourt durch das Bundesland.
Zidan aus Schwetzingen kommt mit der VR-Brille gut zurecht, seine Klassenkameraden geben ihm von außerhalb des abgesperrten Bereichs Tipps. Auf einem Bildschirm sehen sie, was Zidan über die VR-Brille vor Augen hat. Was der 13-Jährige nach dem Schulabschluss beruflich machen möchte, wisse er noch nicht. „Aber ich finde das sehr interessant“, erzählt er an einer der Stationen im Innenraum des Trucks stehend. Seine Klassenkameraden Maximilian, Thorben und Noel sind da schon ein Stück weiter. Durch die Tätigkeiten ihrer Eltern wüssten sie bereits, dass solche hochmodernen Gerätschaften in der Industrie existierten, eine Tätigkeit in diesem Bereich könnten sie sich aktuell aber tendenziell nicht vorstellen.
Interesse bei der Berusfsorientierung in Schwetzingen schnell geweckt
Für Marco Umstätter, einer von drei begleitenden Coaches, hätten sie auch damit ihren Teil zur Berufsorientierung junger Menschen beigetragen. „Wenn wir jemanden nicht für die Industrie gewinnen können, haben wir ihnen trotzdem einen Weg gezeigt, den sie ausschließen können“, sagt der Chemielaborant. Am Hebel-Gymnasium hätten sie durchweg positives Feedback von den Schülern erhalten. „Sobald man sie in die Thematik einführt, ist das Interesse geweckt“, sagt er.
Die mobile Ausstellung wartet Mal für Mal mit neuen Exponaten auf. Diesmal gibt es im Innenraum des Trucks fünf Mitmachstationen zu entdecken. Anderthalb Stunden haben die Schüler Zeit, gemeinsam mit den Coaches die vielfältige Welt der modernen Industrie kennenzulernen. Zusätzlich kann ein 45-minütiger Workshop gebucht werden, in dem eine eigene Smartphone-Applikation entwickelt wird.
Mehrwert für die Schulen in Schwetzingen
Lehrerin Christiane Graf stimmt Umstätters Einschätzung angesichts ihrer eifrig am Ausprobiereren befindlichen Schüler zu. Alles andere wäre in ihrer Klasse 8a, die das Schulfach IMP (Informatik, Mathematik, Physik) als Hauptfach gewählt hat, aber auch verwunderlich. Die Abteilungsleiterin Gesellschaftswissenschaften am Schwetzinger Gymnasium lobt das sehr niederschwellige und gut erlebbare Angebot. Außerdem verändere sich die Produktion in der Industrie derart schnell, „so viele Betriebsbesichtigungen können wir mit der Schule gar nicht machen“, sagt Graf, während sie sich an der Reparatur einer Kettensäge versucht – natürlich in Zusammenarbeit mit einem Tablet, versteht sich. Die Kamera wird auf die Kettensäge gerichtet, das Tablet zeigt daraufhin an, an welchen Schrauben gedreht werden muss, um das Gerät zu reparieren .
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