Wirklich frustriert ist er nicht. Doch so ganz kann Theatermann Joerg Steve Mohr seine Enttäuschung nicht verbergen. Die Verkaufszahlen für die Spielzeit 2021/2022 sehen bis dato nicht gut aus. Schon die Freiluftsaison von „Bühne im Park“ im Schlossgarten Schwetzingen hielt nicht ganz das, was man sich – mit Blick auf das erfolgreich Vorjahr – davon versprochen hatte. Auch jetzt, zwei Wochen vor dem Start der Indoor-Spielzeit, tritt (noch) keine Besserung ein. Mohr: „Gefühlt liegen sie deutlich hinter den Zahlen der Spielzeit 2020/2021.“ Dabei stünden zur kühleren Jahreszeit gleich sechs Premieren im Schwetzinger Theater am Puls an und Intendant Mohr versprach in einem Vorabgespräch mit dieser Redaktion ein Bühnenspektakel.
Leider würde sich das Spektakuläre vom Spielplan bis dato kaum auf die Verkaufszahlen auswirken. Klar verstehe er die Vorsicht. Mit dem Coronavirus sei nicht zu spaßen. Doch das Theater, betonte Mohr mehrfach, sei ein annähernd komplett sicherer Raum. Zum einen komme nur jeder zweite Platz in den Verkauf, anstatt 90 dürfen pro Vorstellung also lediglich 45 Gäste ins Schauspielhaus in der Marstallstraße. Darüber hinaus würde mit gleich drei Lüftungsanlagen in Sachen Infektionsschutz für so viel Sicherheit gesorgt wie nur möglich. In weniger als 30 Minuten würde die Luft einmal gereinigt.
Das Programm im Theater am Puls von Oktober bis Dezember
- Der Goldene Topf: Samstag, 2. Oktober, 18 Uhr (Premiere); Samstag, 16. Oktober, 18 Uhr; Samstag, 30. Oktober, 18 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Büro, Büro: Sonntag, 3. Oktober, 19 Uhr; Sonntag, 31. Oktober, 19 Uhr; Freitag, 17. Dezember, 20 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Fettes Schwein: Freitag, 8. Oktober, 20 Uhr; Samstag, 13. November, 20 Uhr; Samstag, 27. November, 20 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Der Steppenwolf: Samstag, 9. Oktober, 19 Uhr, Samstag, 11. Dezember, 19 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Taucherglocke: Sonntag, 10. Oktober, 19 Uhr, 24/18/12 Euro.
- Das weiße Rössl 2020: Freitag, 15. Oktober, 20 Uhr (Premiere indoor); Freitag, 22. Oktober, 20 Uhr; Freitag, 26. November, 20 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Iwwa die Brick: Sonntag, 17. Oktober, 19 Uhr; 24/18/12 Euro.
- Kopfüber/Kopfunter: Sonntag, 24. Oktober, 16 Uhr, 6 Euro.
- Für die Sterne (Konzert von und mit Stefan Ebert): Freitag, 29. Oktober, 20 Uhr; 16/12 Euro.
- Männerschnupfen – Als wir: Freitag, 5. November, 20 Uhr; 16/12 Euro.
- Pinocchio: Freitag, 12. November, 20 Uhr (Premiere); Sonntag, 28. November, 16 Uhr; Sonntag, 4. Dezember, 18 Uhr; Sonntag, 12. Dezember, 16 Uhr; Samstag, 18. Dezember, 18 Uhr; Sonntag, 19. Dezember, 16 Uhr; Sonntag, 26. Dezember, 16 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Hamlet: Freitag, 19. November, 20 Uhr; Samstag, 20. November, 19 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Die Wunderübung: Freitag, 3. Dezember, 20 Uhr; je 24/18/12 Euro.
- Es war einmal: Sonntag, 5. Dezember, 11 Uhr; 6 Euro.
- SchönFERBERei (Konzert mit Jürgen Ferber): Sonntag, 5. Dezember, 19 Uhr; 16/12 Euro.
- Karten gibt es im SZ-Kundenforum, Carl-Theodor-Straße 2, telefonisch beim Theater-Ticketservice unter 06202/9269996 und unter www.theater-am-puls.de
Es gebe, so attestierten auch Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und der Vorsitzende des Freundeskreises, Walter Imhof, keinen Grund, sich Sorgen zu machen und den Theaterbesuch zu meiden. Im Gegenteil: Mit den drei Lüftungsanlagen, der Halbierung der Gästezahl und natürlich der 3-G-Regel stünde einem entspannten und zugleich brillanten Theaterabend nichts mehr im Wege.
Pandemie kostet Kraft
Die eineinhalb Jahre Pandemie haben Kraft gekostet. Und, so Mohr, die Theaterkultur habe gelitten. Dabei sei das Schlimmste, dass es so eine Art Entwöhnungseffekt gebe. Das Theater geriet in den vergangenen Monaten ins Abseits, die Menschen sind vorsichtig geworden. Beides keine guten Nachrichten. Überall höre Mohr von Vorbehalten gegenüber Theaterbesuchen. Zum Glück, so Mohr, „haben wir eine super Stadt hinter uns stehen. Dank der Förderung durch die Stadt kann ich ohne Angstdruck arbeiten.“ Hinzu kämen dann auch noch Landesmittel und vor allem der unermüdliche Einsatz des Freundeskreises mit mittlerweile mehr als 200 Mitgliedern. Insofern befände man sich in einer durchaus privilegierten Situation.
Wahrscheinlich sind das nur drei Gründe dafür, dass trotz allen Unwägbarkeiten die Kreativität aus diesem Mann sprudelt, als hätte es nie eine epidemiologische Lage gegeben. Gerade deswegen schien es ihm wichtig zu sein, dass die Menschen nun aber auch kommen. Alles andere wäre für ihn und vor allem die Schauspieler, die so lange in der Kulturwüste ausharren mussten, traurig. „Theater funktioniere am Ende nur mit Publikum.“
Die Indoor-Saison des Theaters am Puls startet am Samstag, 2. Oktober mit dem Stück von E.T.A. Hoffmann „Der Goldene Topf“. Ein Stück, das Mohr ganz unbescheiden „ein Theaterspektakel“ nennt. Als Abi-Thema unter jungen Menschen bekannt, formte Mohr aus dem Buch, das für nicht wenige als Vorläufer für Harry Potter durchgeht, ein wahres Bühnenfest, das seine Gäste fesseln wird. Und das Stück sei wichtig, weil ein Blick hinter bürgerliche Fassaden immer lehrreich sei.
Als weitere Premiere gelten neben den Stücken „Das weiße Rössl 2020“ (Freitag, 15. Oktober), „Pinocchio“ (Freitag, 12. November) und „Judas“ (Sonntag, 6. März 2022) auch „Brigitte Bordeaux“ (Samstag, 9. April 2022) sowie die Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ (Freitag, 18. Februar 2022). Im Weiteren werden dann auch noch Theater-am-Puls-Klassiker wie „Hamlet“, „Der Steppenwolf“, „Fettes Schwein“ und „Büro, Büro“ aufgeführt.
Die Programmauswahl, kommentierte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl gegenüber der Redaktion, böte vom Kind bis zum Senior wirklich allen etwas. Jetzt gehe es nur noch darum, das Theater zu stürmen und sich der Kultur mit Haut und Haaren hinzugeben. Dabei ließen Pöltl und Imhoff keinen Zweifel daran, dass sie genau das zu tun gedenken.
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