Energie und Gebäude

Büro für Klimaschutz Schwetzingen: Heizen mit Wärmepumpe im Fokus

Schornsteinfegermeister Georg Niedermaier informiert in der Volkshochschule über die „neue alte Technik“ der Wärmepumpe. Welche Aspekte besonders wichtig sind, erfahren Sie hier in diesem Artikel.

Von 
Volker Widdrat
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Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater Georg Niedermaier berichtet Wissenswertes zur Wärmepumpe. © Widdrat

Schwetzingen. Das Büro für Klimaschutz der Stadt veranstaltete am Sonntag der Energie-Messe einen Klimastammtisch zum Thema „Heizen mit Wärmepumpe“. Klimaschutzmanagerin Maike Berkemeier begrüßte in der Volkshochschule 30 Besucher, die sich für diese Heiztechnik der Zukunft interessierten. Schornsteinfegermeister Georg Niedermaier kam in schwarzer Montur mit goldenen Knöpfen und Zylinder. Die Wärmepumpe sei kein ganz neues Heizsystem, begann der Gebäudeenergieberater mit einem historischen Exkurs.

Effizienzkriterien und Kennzahlen für Wärmepumpen

Der schottische Mediziner und Chemiker William Cullen entdeckte bereits 1777 bei Experimenten mit Äther, dass dem Reaktionsgefäß Wärme entzogen wird. Der amerikanische Maschinenbauer Jacob Perkins konstruierte 1834 ein funktionierendes Kühlgerät mit mechanischem Kompressor. Und in der Schweiz gab es 1936 die weltweit erste Wärmepumpenanlage.

Während der Kältemittelkreislauf eines Kühlschrankes seinem Inneren Wärme entzieht und diese an die Umgebung abgibt, entzieht das im Kreislauf zirkulierende Kältemittel einer Wärmepumpe der Umgebung Wärme, die im Gerät auf ein höheres Temperaturniveau gebracht und anschließend zum Heizen oder zur Warmwasseraufbereitung genutzt wird. Auch bei Außentemperaturen um null Grad kann die Luftwärmepumpe ihrer Umwelt noch ausreichend Wärme entziehen.

Das Büro für Klimaschutz der Stadt Schwetzingen bot beim Klimastammtisch einen Expertenvortrag zum Thema Wärmepumpe: Wolfgang Leberecht (v. l.), Leiter des Amtes für Klimaschutz, Stadtentwicklung, Wirtschaft und Bauordnung, Schornsteinfegermeister Georg Niedermaier, Klimaschutzmanagerin Maike Berkemeier und Sachgebietsleiter Ramon Eck. © Widdrat

Bei der Beurteilung der Effizienz gibt es verschiedene Kennwerte, erklärte Niedermaier. Der COP-Wert werde unter Laborbedingungen gemessen, zum Beispiel Außentemperatur und Heizwassertemperatur. Der SCOP-Wert werde aus mehreren COP-Werten ermittelt und beziehe saisonale Unterschiede mit ein. Die bekannteste Kennzahl sei die Jahresarbeitszahl (JAZ). Sie beschreibe das Verhältnis der nutzbaren Wärmemenge zur eingesetzten Strommenge. Eine JAZ von 3,0 bedeute, dass in einem Jahr im Durchschnitt aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme gewonnen werden.

Wichtige Aspekte beim Wechsel zu Wärmepumpen: Aufstellplatz ist wichtig

Der Gebäudeenergieberater hatte unserer Zeitung schon vorher Fragen beantwortet. Wer eine Wärmepumpe installieren möchte, sollte darauf achten, dass es einen geeigneten Aufstellplatz gibt, die elektrische Installation für den Betrieb geeignet ist, wie die Abstände zu den Nachbarn sind und welchen Wärmebedarf das Gebäude hat. Nicht immer müsse die Verlegung einer Fußbodenheizung sein. Denn viele Faktoren hätten Einfluss auf die Wärmeübergabe, zum Beispiel die Gebäudehülle, die Heizkörpergröße und die Raumnutzung. Der Strombedarf einer Wärmepumpe könne zum Teil mit einer Photovoltaikanlage gedeckt werden.

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Bei Monoblock-Wärmepumpen seien alle Komponenten in einem Gerät verbaut. Lange wasserführende Leitungen hätten allerdings größere Wärmeverluste. Wärmepumpen mit Inverter passten ihre Leistung stetig an und sorgten so für eine konstante Vorlauftemperatur. Bei Split-Klimaanlagen erwärme die Außeneinheit die Luft und die Inneneinheit gebe warme Luft in den Raum ab.

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Niedermaier sparte auch den Geräuschpegel nicht aus. Die Nachbarschaft sollte vor Lärmbelästigung geschützt werden. Die Grenzwerte unterscheiden sich nach Gebiet und Uhrzeit. Der Einbau einer Wärmepumpe werde vom Staat massiv gefördert, warb der Schornsteinfegermeister. Er erläuterte die Heizkurve vor und nach der Optimierung eines Hauses und beschrieb die Thermostate für die Regelung von Wunschraumtemperatur und Wasserdurchfluss. Auch der Blick auf die gesetzlichen Regelungen fehlte nicht.

Neues Gebäudeenergiegesetz und kommunaler Wärmeplan

Die neue Fassung des überarbeiteten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) trat ab 1. Januar 2024 in Kraft. Für die neuen Anforderungen im Heizungsbereich gelten nun unterschiedliche Fristen und Ausnahmeregelungen. In Neubauten innerhalb von Neubaugebieten dürfen nur noch Heizungen installiert werden, die auf mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien basieren. Der sogenannte kommunale Wärmeplan der Stadt ist vom Gemeinderat noch nicht „scharf gestellt“. Erst mit dem Beschluss eines kommunalen Wärmeplans kann die Umsetzung der Regeln des neuen GEG ausgelöst werden. Die Regelungen sehen dabei mehrere Erfüllungsoptionen vor, unter anderem den Anschluss an ein Fern- oder Nahwärmenetz, Hybridheizungen, Heizungen auf Basis von Solarthermie oder Biomasseanlagen.

Noch ein Tipp des Fachmanns für Bestandsgebäude: Die Vorlauftemperatur des Heizkessels auf maximal 55 Grad Celsius einstellen und wie gewohnt heizen. Wenn die Räume auch an den kältesten Tagen ausreichend warm werden, kann das Haus mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Niedermaier beschrieb seinen Sanierungsfahrplan so: Mit einem Energieberater vor Ort das bestehende Gebäude betrachten. Die alte Anlage drin lassen, das Haus sanieren und dann erst eine Wärmepumpe installieren.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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