Wärmeversorgung

Wie sauberes Heizen gelingen kann: ein Workshop in Plankstadt

Das Gebäudeenergiegesetz verbietet ab 2045 fossile Heizungen und fördert umweltfreundliche Heizmethoden wie Fernwärme und Wärmepumpen. Martina Braun sowie Stefan Menrath halten Vorträge und beantworten Fragen.

Von 
Jakob Roth
Lesedauer: 
Als Geschäftsführerin der Schwetzinger Stadtwerke beantwortet Martina Braun Fragen zur Fernwärme. © Dorothea Lenhardt

Plankstadt. Seit Januar gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das in vielen Medien auch gerne als „Heizungsgesetz“ bezeichnet wird. Die Bundesregierung hat in einer Pressemitteilung erklärt, mit dem GEG den Startschuss für klimafreundliches Heizen gegeben zu haben. Insbesondere in Neubauten dürfen nach den Vorgaben im Lauf der nächsten zehn Jahren immer weniger fossile Stoffe verbrannt werden. Ab 2045 sind diese Heizungen dann komplett verboten.

Jedoch ist die Umsetzung dieser neuen Verordnung an viele Richtlinien gebunden, sodass der Überblick leicht verloren gehen kann. Deshalb hat die Stadt Plankstadt einen Workshop im Trausaal des Rathauses veranstaltet, bei dem besprochen wurde, wie in Zukunft umweltfreundlich geheizt werden kann. Das Angebot lockte zahlreiche Besucher an, die den Saal bis auf wenige leere Plätz komplett füllten.

Wärmeversorgung: Expertenduo referiert in Plankstadt

Zwei Experten klärten die Interessierten auf: die Geschäftsführerin der Schwetzinger Stadtwerke Martina Braun und der Geschäftsführer der Friedrich-Morsch GmbH Stefan Menrath. Zu jeder Zeit war es dabei auch möglich, Fragen zu stellen, die dann von den Referenten beantwortet wurden.

Mehr zum Thema

Klimaschutz

Meister Lutz aus Oftersheim erklärt nachhaltiges Heizen

Veröffentlicht
Von
PM Gemeinde Oftersheim
Mehr erfahren
Gemeinderat

Langen Weg zur Wärmewende in Hockenheim gestartet

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren
Geschäftsleben

MVV und Stadtwerke Schwetzingen: Partnerschaft für Wärmeversorgung

Veröffentlicht
Von
Den Stadtwerken
Mehr erfahren

Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit einer kurzen Ansprache von Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher. „Drei Workshops sind zum Thema Klimaschutz in diesem Jahr geplant, zu den Themen Verkehr und Mobilität, Strom und heute einer zur Wärmeversorgung. Plankstadt möchte nicht mehr auf fossile Energien zurückgreifen. Wir stehen vor einer wichtigen Zeitenwende“, erklärte Drescher in seiner Begrüßung.

Fernwärme in Plankstadt: 1500 Kunden bereits am Netz

Den ersten Vortrag des Abends hielt Martina Braun. Dabei beschäftigte sie sich vor allem mit der Lieferung von Fernwärme an Privathaushalte in Plankstadt. „Aktuell haben wir 1500 Kunden in unserem Fernwärmenetz und eine Trassenlänge von 45 Kilometern“, berichtete Braun zu Beginn ihres Vortrags. Dabei werden Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt beliefert. Produziert wird die Wärme in Mannheim im Großkraftwerk und in der Abfallverwertungsanlage auf der Friesenheimer Insel.

Bis 2030 soll der Herstellungsprozess komplett klimaneutral laufen. Und dies ist dann wiederum für die Einhaltung des GEG wichtig, wie Martina Braun erklärt: „Wenn Sie heute überlegen, ihr Haus zu sanieren, dann haben Sie Vorgaben des Gesetzes zu beachten. Bestimmte regenerative Energien für ihr Haus sind dort vorgesehen. Heute erfüllt die Fernwärme dabei alle aktuellen Förderbedingungen.“

Antoniusquartier und Humboldtschule in Plankstadt an Wärmenetz angeschlossen

Aktuell sind in Plankstadt das Antoniusquartier und die Humboldtschule an das Wärmenetz angeschlossen. Ein Ausbau dieser Infrastruktur ist in den nächsten Jahren geplant. Der Prozess geht, zum Unverständnis mancher Bürger, langsam, aber stetig voran: „Wir müssen wirtschaftlich bleiben. Aktuell versuchen wir, ein bis zwei Kilometer pro Jahr im gesamten Netzgebiet zu bauen“, erklärt Braun.

Das Publikum ist daran interessiert, wie die neuen Richtlinien des Heizungsgesetzes (GEG) umgesetzt werden können. © Dorothea Lenhardt

Dabei seien vor allem große Abnehmer von Interesse, sogenannte „Ankerkunden“. Von diesen kann das Netz dann weiter ausgebaut werden. Lukrativ für die Fernwärmeanbieter sind auch eng zusammenstehende Einfamilienhäuser – ab drei bis vier Bauten lohnt sich der Anschluss.

Allerdings soll es noch dauern, bis Plankstadt komplett erschlossen ist. Laut Braun sei dies frühestens in 25 Jahren möglich – Plankstadt möchte aber bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Und das kann gelingen: Neben der Fernwärme gibt es auch andere Möglichkeiten, das Eigenheim klimafreundlich zu beheizen, wie Stefan Menrath erklärt.

Optimale Wärmeversorung: Jedes Gebäude ist individuell

Um die Klimaziele des Gebäudeenergiegesetzes zu erreichen, investieren immer mehr Haushalte in eine Wärmepumpe.

Um herauszufinden, welche Maßnahmen für das eigene Gebäude umgesetzt werden müssen, ist laut Menrath eine Beratung notwendig, da jedes Haus individuell begutachtet werden müsse. Da die CO2-Steuer und damit auch der Preis für Gas und Öl stetig steigen werden, empfehle sich besonders jetzt der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen. „Heute sollten Sie keine fossilen Heizungen einbauen, weil Sie dann keine Kontrolle über anfallende Kosten haben“, erklärt Menrath.

Voraussetzungen für die Nutzung von Wärmepumpen

Wer heute eine Heizung kaufe, solle demnach nicht nur auf das Gerät an sich, sondern auf das ganze Gebäude schauen. Gut für den neuen Heizungsbau sei es, zunächst zu überprüfen, an welchen Stellen im Haus Energie gespart werden kann. Denn einen Gaskessel bei gleichbleibender Leistung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, führt laut Menrath zu Problemen. „Ein Kessel nimmt viel Leistung an und reagiert flexibel auf ihr Haus“, betonte der Experte. Wenn vorher Energie gespart wird, kann also eine kleinere Wärmepumpe eingebaut werden – und das spart Geld.

Mehr zum Thema

Bürgerbeteiligung

Gemeinsam auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 in Oftersheim

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren
Im Interview

Schwetzingens Wärmeplan: Vision einer nachhaltigen Wärmeversorgung

Veröffentlicht
Von
Jürgen Gruler
Mehr erfahren
Gemeinderat

„Nein“ zu Freiflächen-PV in Plankstadt

Veröffentlicht
Von
Linda Saxena
Mehr erfahren

Menrath führte weiter aus, dass es ratsam sei, in Dämmung zu investieren, um die Effizienz der Wärmepumpe zu steigern. Beim Einbau einer zu großen Wärmepumpe bestehe zudem die Gefahr, dass das Gerät nach wenigen Jahren kaputtgeht. Das Fazit des Fachmanns: „Eine Heizungsanlage sollte nicht wie früher einfach ausgetauscht werden. Wenn Sie heute eine neue Anlage oder eine Wärmepumpe möchten, muss Ihr ganzes Gebäude neu berechnet werden, um die passende Pumpe zu finden.“ Das heißt auch: Eine Wärmepumpe ist nur bei korrekter Anpassung an das eigene Gebäude wirklich kosteneffizient. Wer sich früh genug für eine Wärmepumpe entscheidet, wird von Staat bezuschusst.

Dabei gilt: Je früher der Kauf stattfindet, desto höher das Fördergeld. Dass die Beantragung der Zuschüsse zum Teil sehr bürokratisch und verwirrend sein kann, ist bekannt. Stefan Menrath nahm sich deshalb während seines Vortrags eine Viertelstunde Zeit, um zu erklären, wie die Gelder beantragt werden und wer darauf einen Anspruch hat.

Mehr zum Thema

Rose-Saal

Bürgerforum präsentiert in Oftersheim Ideen für Klimaschutz

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren
Bericht der Stadt

Wie Schwetzingen sich für den Klimaschutz engagiert

Veröffentlicht
Von
Pressemitteilung der Stadt
Mehr erfahren
Klimaschutz

Stadtverwaltung Hockenheim will beim Klimaschutz ein gutes Beispiel sein

Veröffentlicht
Von
Der Stadtverwaltung
Mehr erfahren

Besonders lukrativ erscheint der Klimageschwindigkeitsbonus, denn je früher gekauft wird, desto mehr Geld gibt der Staat hinzu – und das bis Ende 2028.

Regeln für Gas und Öl in der Zukunft

Für alle, die sich nach wie vor dafür entscheiden, in bereits bestehenden Häusern mit Gas oder Öl zu heizen, gelten in den kommenden Jahren spezielle Regeln. Ab 2029 müssen 15 Prozent grüne Ersatzstoffe nachgewiesen werden. Der Anteil steigt: Ab 2035 sind es 30 und ab 2040 sogar 60 Prozent. Kontrollieren wird diese Werte der Schornsteinfeger. Zudem ist nach Menraths Angaben ein Beratungsprotokoll eines Schornsteinfegers oder Energieberaters notwendig. In diesem wird über die anfallenden Kosten aufgeklärt – auch im Hinblick auf die hohe CO2-Steuer.

In einer intensiven Fragerunde bekamen abschließend alle Teilnehmer des Workshops Gelegenheit zu diskutieren und ihre Fragen direkt an Martina Braun und Stefan Menrath zu richten. Auch nach Ende der Veranstaltung standen die Energieexperten für persönliche Gespräche zur Verfügung.

Freier Autor Freier Mitarbeiter

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke