Bundesgartenschau - Arbeiten in der Feudenheimer Au, ab Juli auch im Luisenpark und dann am Neckarufer

Buga: Seilbahn-Bau beginnt mit dem Loch des ersten Pfeilers

Von 
Peter W. Ragge
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Mannheim. Solche Geräusche erwartet man hier nicht. Aber es klirrt, immer wieder gibt es heftiges Klirren. Denn in jeder Schaufel Erde, die der Bagger hier tief aus dem ehemaligen Kleingarten holt, sind auffallend viele Scherben. Dazwischen poltert auch mal ein Metallteil oder gar ein rostiger Metalleimer heraus. „Ich wundere mich, was man hier eingegraben hat“, sagt Thomas Wietfeldt von der Firma Kampfmittelbergung Lüneburg. Er passt auf, dass bei diesem ganz besonderen Moment nichts passiert: dem Baubeginn der Seilbahn für die Bundesgartenschau.

2,60 Meter tief wird gebaggert: Die Arbeiten für die Seilbahn haben in der Kleingartenanlage in der Au begonnen, wo Stütze Nummer sechs entsteht. © Thomas Tröster

„Es geht los“, freut sich Chrakhan Ismail, Architektin und Projektleiterin für die Seilbahn bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft, und äußert sich selbst „wahnsinnig gespannt“. Dabei ist dieser Moment des Baubeginns eher unspektakulär. Arbeiter haben mit Farbe aus Spraydosen und hölzernen Pflöcken jenen zwischen zwei Kleingärten liegenden Bereich abgezirkelt, wo eine der Stützen postiert werden soll.

Im Oktober kommt das Seil

Der Bauplatz liegt am westlichen Rand der Kleingartenanlage, nahe am Weg, der entlang des Geländes der Schützengesellschaft 1744 verläuft. Hier soll auch der Radschnellweg entstehen – ein Bagger dafür arbeitet bereits etwas weiter nördlich. „Wir wollen hier schnell fertig werden, damit es nicht zu Überschneidungen mit dem Bau des Radschnellwegs kommt“, begründet Chrakhan Ismail die Reihenfolge der Seilbahn-Baustellen.

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Daher geht es mit Stütze Nummer sechs los. Zunächst muss überall anhand von Luftbildern und mit Sonden geprüft werden, dass keine Blindgänger von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund liegen. Doch während bei den Renaturierungsarbeiten am Neckarufer bereits eine große Bombe und mehrere andere Reste von Kampfmitteln gefunden wurden, stießen die Experten an den Seilbahn-Baustellen laut Thomas Wietfeldt „nur auf alte Töpfe oder sowas“, wie er sagt. Aber er und Chrakhan Ismail staunen schon, was der Bagger da so aus dem Boden unter den Gärten holt: viel Metall und Glas, bis hinunter zu 2,60 Meter – denn so tief wird gebaggert.

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Dann legen die Arbeiter eine sogenannte Sauberkeitsschicht aus Magerbeton auf die Erde, ehe die Holzverschalung gesetzt und die Bewehrungseisen eingebracht werden, um das Betonfundament zu gießen. Bereits am 18. Juli soll hier dann der erste Seilbahn-Mast gesetzt werden. „Die Stützen werden vor Ort mit einem Autokran zusammengebaut“, informiert Chrakhan Ismail.

Gleich in den nächsten Tagen soll der Aushub weiter gehen, zunächst bei den beiden Stützen mit den Nummern sieben und acht, die mitten im Landschaftsschutzgebiet Au liegen. Dann folgt Stütze Nummer neun, direkt am Eingang vom Spinelli-Areal und damit kurz vor der Antriebsstation gelegen, die auf dem Spinelli-Gelände entsteht.

Ihr Gegenpart wird im Luisenpark, am Westrand der Freizeitwiese, gebaut. Dort beginnt am 1. Juli die Einrichtung der Baustelle und die Umlegung einer Beregnungsleitung, ab 1. August ist der Aushub geplant. Nacheinander folgen die weiteren Pfeiler, darunter die beiden nördlich und südlich des Neckars, wobei die nördlich des Flusses im Pfeifferswörth mit 46,6 Metern die Höchste ist. Ganz zum Schluss erst ist die Stütze mit der Nummer fünf an der Reihe, weil sie direkt auf dem Areal des Sportvereins MTG liegt. „Der Verein hat uns einen Zeitraum vorgegeben, damit die Bauarbeiten nicht mit Sportturnieren kollidieren“, erklärt Chrakhan Ismail.

Sie ist nach wie vor überzeugt, dass der ganze Zeitplan einzuhalten ist. Das bedeutet, dass an einem Wochenende Anfang Oktober mit Hilfe einer Drohne ein Montageseil und dann das Stahlseil eingezogen wird. Dazu muss die Feudenheimer Straße mit der Stadtbahnstrecke ebenso wie die Östliche Riedbahn kurz gesperrt werden, „und das muss ganz langfristig mit der Bahn abgeklärt werden“, erläutert Ismail.

Es wird öfter nachgemessen: genaue Arbeiten am Fundament der Seilbahn-Stütze in der Kleingartenanlage Au. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Gebaut und betrieben wird die Seilbahn, deren Kabinen und Anlagen derzeit schon bei der „Floriade“ in Almere (Niederlande) verkehren, von der österreichischen Firma Doppelmayr. Für die 2049 Meter lange Strecke rechnet die Firma mit einer Fahrzeit von sieben bis acht Minuten, denn die Geschwindigkeit beträgt etwa 6,5 Meter pro Sekunde. Das bedeutet, dass während der vom 14. April bis 8. Oktober 2023 dauernden Bundesgartenschau mit den 64 je zehn Personen fassenden Kabinen pro Stunde und Richtung 2800 Passagiere befördert werden können. Die Fahrt ist im Eintritt enthalten.

Fundamente müssen wieder raus

Bis Ende März 2024 soll die Seilbahn schon wieder verschwunden sein – die beiden Stationen ebenso wie die insgesamt zehn Stützen. Die komplette Anlage wird zurückgebaut. „Das ist so im Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums vorgesehen“, betont Chrakhan Ismail. Das gilt für alle Betonfundamente und Bodenplatten, die in der Au komplett, sonst bis zu einer Tiefe von 1,50 Metern entfernt werden müssen. Nur eine Ausnahme gibt es: die beiden Stützen direkt nördlich und südlich des Neckars, die unter den Fundamenten noch zwölf bis 14 Meter tief in das Ufer reichende Pfahlgründungen erhalten. Da darf alles, was tiefer als 1,50 Meter ist, im Boden bleiben. Zwar werden durch die beiden Stationen und die Pfeiler insgesamt 1500 Quadratmeter versiegelt, aber eben nur vorübergehend – „so dass keine bleibende Beeinträchtigung des Bodens zu erwarten ist“, so die Behörde, die sogar eine Wiederinstandsetzung der Flächen in den Ausgangszustand beziehungsweise deren Rekultivierung verlangt. Dabei muss sogar der Boden „in der ursprünglichen Schichtung und Mächtigkeit wieder eingebaut“ werden, so die Behörde. Angesichts all der Dinge, die der Bagger gerade für Stütze sechs zutage gefördert hat, können die Kleingärtner – die die Fläche der Stütze zurückerhalten – aber künftig wohl eher mit besserem Boden rechnen.

Redaktion Chefreporter

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