Mannheim. Mit Sprühfarbe haben sie dieser Tage schon mal auf dem Boden skizziert, was entstehen soll. Im April ist dann der Baubeginn geplant – damit im Jahr darauf, zur Eröffnung der Bundesgartenschau 2023, alles blüht. Dann soll in der U-Halle ein Schlossgarten im Mini-Format entstehen, als Beitrag der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Er wird historische Gartenarchitektur mit ganz modernen Themen verbinden.
„Das wird eine großartige Geschichte“, freut sich Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. Einmal sei „die Örtlichkeit in der alten Halle einzigartig“, schwärmt er schon jetzt von der U-Halle. Im vorderen, südlichen Teil des alten militärischen Güterbahnhofs belegen die Schlösser und Gärten eine 1000 Quadratmeter große, prominente Fläche in einem Abschnitt, wo Seitenwände und Dachflächen entfernt sind, also nur die Tragstruktur stehen bleibt.
Boden wird zu Bank
„Ein hochspannender Ort, ein wunderbares Beispiel für Konversion“, findet auch Meike Kirscht, Gartenkonservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, die den Auftritt auf der Bundesgartenschau betreut. Der Betonboden der Halle wird geöffnet. „Wir sägen einzelne Quader heraus, werden sie glatt schleifen und dann wieder nutzen als Sitzflächen für Besucher“, erläutert Kirscht. „Ein tolles Konzept“ findet sie, und das entspreche ja sehr gut dem Ziel der Mannheimer Bundesgartenschau, möglichst nachhaltig zu sein.
Und nicht nur dabei knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten an die Leitthemen der Bundesgartenschau – Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung – an, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung ziehen sollen. Sie thematisieren, wie der Klimawandel den historischen Gärten zu schaffen macht – besonders in der Region.
Bereits 2019 hat Michael Hörrmann für den Schlossgarten Schwetzingen den, wie er formulierte, „Klimanotstand“ ausgerufen. „Das Kunstwerk Schlossgarten Schwetzingen ist massiv bedroht. Bisherige Maßnahmen reichen nicht mehr aus“, so Hörrmann. Steigende Temperaturen und immer weniger Niederschläge hätten „dramatische Folgen“. Die oft 200 Jahre alten Bäume halten den Klimastress nicht mehr aus. Auf Sandboden stehend, kommen sie durch den abgesenkten Grundwasserspiegel so sehr unter Stress, dass gesunde Bäume ganze Äste abwerfen.
Starke Schäden im Bestand
Allein beim Altbestand der Rotbuchen, die mit einem Alter von 100 bis 200 Jahren die charakteristischen Bäume im Landschaftsgarten sind, haben Gärtner bei etwa der Hälfte schon 2019 so starke Schäden festgestellt, dass sie nicht mehr oder nicht mehr vollständig austreiben. Nach und nach sterben die alten Bäume ab. Damit geht der ursprüngliche Charakter des kurfürstlichen Gartens, wie er von Friedrich von Sckell am Ende des 18. Jahrhunderts angelegt wurde, verloren. Auch in anderen Schlossgärten, von Weikersheim über Rastatt bis zum Bodensee, ist das ein großes Thema.
Als Reaktion darauf haben sich die Staatlichen Schlösser und Gärten, wie Meike Kirscht erläutert, auf eine alte Tradition besonnen und die Baumschule wiederbelebt, die es in früheren Jahrhunderten auf einer großen Fläche am Rande des Schlossgartens gab. Hier sollen künftig Bäume gezogen werden, die dem Klimawandel gewachsen sind, um das überlieferte Erscheinungsbild des Gartenkunstwerks zu erhalten. So wird mit Sämlingen gearbeitet, die aus dem Saatgut der Bäume gezogen werden, die im Schlossgarten wachsen. Zudem suchen die Schlossgärtner nach Baumsorten, die mit den zukünftigen Bedingungen zurechtkommen.
Diese Themen wollen die Schlösser und Gärten bei der Bundesgartenschau einem breiten Publikum nahebringen. Dazu wird der Stand in der U-Halle in eine große und sechs kleinere Ausstellungsflächen unterteilt. So modern das Thema ist – bei der Gestaltung geht man auf das Jahr 1907 zurück. „Wenn wir schon in Mannheim sind, wollen wir anknüpfen an die Internationale Kunst- und große Gartenbauausstellung 1907“, so Melanie Kirscht.
Grenzüberschreitend kooperieren
Für die Gestaltung der Gartenanlagen, die sich vom Friedrichsplatz kommend entlang der – damals noch nicht mit Wohnhäusern bebauten – Augustaanlage befanden, zeichnete seinerzeit der Karlsruher Architekturprofessor Max Läuger verantwortlich. Der hatte auch ein kleines Badhaus entworfen, das an das kurfürstliche Badhaus im Schwetzinger Schlossgarten anknüpfte. Er schuf ebenso den Volkspark am Schloss Rastatt.
Grund genug also für die Schlösser und Gärten, Läugers Pläne aufzugreifen. „Es sind sehr formale, architektonisch gegliederte Gärten – das passt gut zu Mannheim und zur U-Halle“, so Kirscht: „Wir werden von Hecken begrenzte Räume schaffen“, kündigt sie an. Dazu kommen Kübelpflanzen, etwa aus dem Schwetzinger Schlossgarten, sowie – auch da wieder nachhaltige Wiederverwendung – Figuren, die bereits bei der Bundesgartenschau Heilbronn zum Einsatz gekommen waren.
Völlig neu für eine Bundesgartenschau ist indes die grenzüberschreitende Kooperation. Die Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und die Hessische Schlösserverwaltung wird sich erstmals mit Informationstafeln und Infomaterial am Stand der Schlösser und Gärten Baden-Württemberg beteiligen. „Wir binden also die Kurpfalz in ihrem historischen Zentrum ideell erneut zusammen“, so Hörrmann.
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