Mannheim. Natürlich muss er Optimist sein – jetzt, gut ein Jahr, bevor sich die Tore der Bundesgartenschau am 14. April 2023 öffnen. Aber Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau, ist derzeit mit gutem Grund Optimist. „Es geht mit großen Schritten voran“, sagt er und beweist das mit einem Rundgang über das Spinelli-Areal.
Das Problem ist, dass er selbst nicht genau weiß, ob er den Weg nehmen kann, den er sich vorgenommen hat. „Jeden Tag verändert sich hier etwas“, sagt er. Wer als Spaziergänger am Zaun entlang die schnellen, großen Veränderungen beobachtet, erlebt umso mehr mitten auf dem Gelände, wie die Bundesgartenschau des Jahres 2023 jetzt wirklich Gestalt annimmt.
Noch blüht indes kaum etwas – bis auf ein paar junge Triebe der im Herbst 2021 gesetzten 4400 Rosenstöcke. Dafür staubt es kräftig. Jeder der vielen Bagger, Radlader, Muldenkipper, Traktoren und Laster, die hier umherfahren, wirbelt eine große Sandwolke hinter sich auf. Man sieht viele Berge – Berge voller Sand verschiedenster Körnung, von Erde, von Schutt, von verbogenem Aluminium, von verbeultem und verrostetem Eisen. Noch sind nämlich nicht alle Abrissarbeiten erledigt.
Natürlich sieht man nichts mehr von den über riesigen 30 Hallen, die hier einst Material, Waffen und Fahrzeuge der US-Armee beinhalteten. Für die US-Streitkräfte diente die Spinelli-Kaserne bis 2014 als wichtiges Logistikzentrum, und die knapp 21 000 Quadratmeter große sogenannte U-Halle war ihr Güterbahnhof mit Gleisanschluss.
„Überhaupt keine Sorgen“
Hier werden nun Wände herausgebrochen, meterdicke Beton-Bodenteile herausgeschnitten, Dächer abgedeckt, einige Teile bis auf ihre tragenden Pfeiler skelettiert. Auf 13 000 Quadratmeter Fläche will die Bundesgartenschau-Gesellschaft die U-Halle reduzieren, auch die verbleibenden Bereiche teilweise bis auf das Tragwerk freilegen.
Blumenschauen, das SWR-Studio, die Beiträge von Land Baden-Württemberg und Stadt Mannheim, von den Staatlichen Schlössern und Gärten, von der BASF, dazu Gastronomie – all das soll hier 2023 stattfinden. „Eine Herausforderung“ nennt Schnellbach das, denn für die teils von der Wehrmacht, teils von der US-Armee errichtete Halle gibt es so gut wie keine Baupläne – also sind sie anzufertigen. „Wir müssen sie in Gedanken neu errichten, um sie abreißen zu können“, lässt Schnellbach durchblicken, wo ihn manchmal das Baurecht bremst. Die U-Halle nennt er daher, wenn man ihn trotz Optimismus nach Sorgen fragt.
Auch beim Radschnellweg, für den die Bundesgartenschau-Gesellschaft ja ebenso verantwortlich zeichnet, bekennt er, dass die Arbeiten nicht so schnell wie gedacht laufen – obwohl das erste Teilstück auf Spinelli gerade geteert worden ist.
Generell sei der Zeitplan „von Anfang an ambitioniert“ gewesen, räumt er ein. Schließlich habe der Bund die Fläche zwei Jahre später als geplant an die Stadt übergeben. „Wir hätten uns gewünscht, die Bäume hätten zwei Jahre mehr gehabt, um zu wachsen“, so Schnellbach. Auch die Sandmagerrasenflächen in der naturnahen „Weite Mitte“ westlich der alten Völklinger Allee bis zum Aubuckel würden sich bis 2023 wohl nicht so entwickeln wie gedacht – aber das ist ohnehin nicht der Bereich, in dem man den ganz großen Besucherandrang erwartet. Um das Herzstück der Bundesgartenschau, das Experimentierfeld nördlich der U-Halle, mache er sich „überhaupt keine Sorgen“, so Schnellbach.
Hier tut sich in der Tat enorm viel. Das einst langweilig-flache Gelände ist inzwischen modelliert. Viele kleine, bepflanzte Anhöhen sind entstanden, Wege ebenso angelegt wie Ausstellungsflächen oder die 17 „Zukunftsgärten“, die den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen gewidmet werden. Diese seien ja „etwas abstrakt, aber hier werden sie künstlerisch und gärtnerisch bespielt“, erläutert Schnellbach. Die Dahlienbeete entstehen gerade ebenso wie der Platz der Hauptbühne, die Bewässerung und der Bereich, in dem Friedhofsgärtner und Steinmetze dann 2023 kreative Grabgestaltung zeigen werden.
Gesetzt sind bereits 1600 der 2023 „Zukunftsbäume“, die nach der Bundesgartenschau an anderer Stelle in Mannheim endgültig Wurzeln schlagen. Dauerhaft bleiben dagegen die 600 Bäume und die 1,6 Kilometer lange, terrassenförmige Promenade mit Spiel- und Sportgeräten, die den Park zum Neubaugebiet in Käfertal-Süd begrenzt.
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