Neue Podcast-Episode

Chako Habekost, der Palatinator: Wenn Sprache Heimat ist

Der pfälzische Dialekt hat Dr. Christian „Chako“ Habekost als Comedian und Autor berühmt gemacht. Und umgekehrt. Dass Mundart für den gebürtigen Mannheimer und Herzblut-Pfälzer weit mehr ist, nicht darüber plaudert er im Podcast "Leben.Lieben.Lachen."

Von 
Katja Bauroth
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Nach dem furiosen Erfolg der Weihnachtstour 2023/24 kommt Chako Habekost mit seiner "GOSCHpel-Show" noch einmal, um die schönste Zeit des Jahres comedyantisch aufzumischen. Eine aktualisierte Version des Weihnachts- und Neujahr-Programms wird vom 29. November 2024 bis 6. Januar 2025 auf ausgewählten Bühnen der Metropolregion zu erleben sein. © Hyp Yerlikaya

Bad Dürkheim/Region.. Wo trifft man sich mit dem berühmtesten Sohn der „Pälzer Sprooch“ zu einem Gespräch? Natürlich in einem der geschichtsträchtigsten Weingüter: bei Fitz-Ritter in Bad Dürkheim, der ältesten Sektkellerei in Rheinland-Pfalz. Hier gehört Chako Habekost quasi zum Inventar, ist mit Johann Fitz, der das Weingut in neunter Generation führt, bestens bekannt und initiiert mit ihm beispielsweise Lesungen in dessen historischen Gewölbekeller.

Bad Dürkheim ist Habekosts Ankerplatz, in der Pfalz fühlt sich der gebürtige Mannheimer seit 30 Jahren wohl. Aus der Region zieht der promovierte Politik- und Sprachwissenschaftler seine Kraft und seine Kreativität als Kabarettist sowie Buchautor.

Im Gewölbekeller des Bad Dürkheimer Weinguts Fitz Ritter mit Johann Fitz: Hier gab es schon einige Lesungen mit Chako Habekost. © Katja Bauroth

Mehr noch: Der pfälzische Dialekt bedeutet für den Weltmenschen Habekost Heimat. „Meine Eltern hätten mir nie erlaubt, zu Hause Pälzisch zu babbeln“, erzählt der Sohn einer Berlinerin und eines Niedersachsen, denn „Dialekt klang für norddeutsche Ohren nicht gerade edel. Mundart wurde eher mit mangelnder Bildung assoziiert. Zu Hause wurde daher hochdeutsch gesprochen. Ich bin also zweisprachig aufgewachsen.“ Lacher. Humor begleitet den Austausch permanent.

Chako Habekost: „Pflege aller Dialekte ist wichtig“

Gleichzeitig sinniert Habekost über die Herausforderungen des Dialekts sowie die Verantwortung, die mit der Pflege der Sprache einhergeht. Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Diskussionen über Identität und Diversität stattfinden, sei es doch eine gute Gelegenheit, die Eigenheiten der Mundart im Allgemeinen und des Pfälzischen im Besonderen ins Bewusstsein zu rücken. „Mir geht es nicht darum zu sagen, dass Pfälzisch der beste und tollste Dialekt ist, was natürlich trotzdem stimmt. Alle Dialekte zu pflegen, ist wichtig, weil es schlimm und langweilig wäre, wenn man ein paar Hundert Kilometer fährt, aus dem Auto aussteigt und dann babbeln die Leute genauso weiter. Das wäre so uniform, wie es Fußgängerzonen mittlerweile sind. Dialekt ist vor allen Dingen Identität, etwas, an dem man sich festhalten und sagen kann: Ja, da bin ich her! – ohne gleichzeitig mit Scheuklappen durch die Welt zu rennen. Denn wenn du das heutzutage machst, hast du sowieso den Anschluss verloren.“

Statt Scheuklappen trägt Chako Habekost die Brille mit Weitblick, nimmt in seinen Programmen aktuelles Zeitgeschehen und gesellschaftliche Relevanzen in den Fokus, pointiert verpackt in den pfälzischen Sprachmantel. Mundart, betont er, sei dabei für ihn nie das Mittel zum Zweck, um Komik zu erzeugen. Habekost: „Natürlich hat jeder Dialekt seine Eigenarten. Ich glaube, eine Haupteigenart des Pfälzischen ist, dass man sich gegenseitig uzt; zu Hochdeutsch: sich auf die Schippe nimmt. Das allein ist schon eine Vorlage für einen Satiriker: Wenn sich zwei Pälzer gegenüberhocken und sich uzen. Dann muss ich gar nicht mehr viel machen, sondern das nur noch aufschreiben und reproduzieren. Dazu kommt: Ich bin ein Schnellsprecher, einer, der gerne in jedem Satz möglichst drei, vier Details versteckt. Diese zweite Ebene muss nicht jeder erkennen, aber die, die es hören, freuen sich dann darüber.“

Chako und Britta Habekost: Ein "kriminelles" Gespann

Dem Kabarettisten ist dabei wichtig, nicht nur vermeintliche Stereotypen zu bedienen: „Der Pälzer ist beides: Schoppeglas und Stielglas. Denn er hat auch Stil, selbst wenn er kein Stielglas in der Hand hält, sondern ein Dubbeglas. Und diese Diskrepanz zwischen großem Gewächs und Riesling in der Literflasche, zwischen Sternerestaurant in Deidesheim und Worschdmarkt in Bad Dürkheim, zwischen alder Woistubb und gläserner Vinothek bestimmt unsere Region. Das ist das Spannende.“ Und dann gibt’s noch einen schönen Nebeneffekt: „Unser Dialekt ist sowas von effektiv! Dadurch sparen wir so viel Zeit, dass wir diese in Feste investieren. Das Wichtigste ist für uns eben, das Leben zu feiern. Das kommt auch in den Romanen heraus, die ich zusammen mit meiner Frau Britta schreibe.“

Dream-Team: Christian Habekost und seine Frau Britta schreiben gemeinsam die„Elwenfels“-Krimis und sprechen diese als Hörbücher ein. Band sechs erscheint im Frühjahr 2025.

© Hyp Yerlikaya

Gutes Stichwort: Denn dass die Regionalkrimireihe „Elwenfels“ einmal so erfolgreich werden wird, hätten Habekosts vermutlich nicht gedacht – Band sechs mit dem Titel „Weinbergblut“ erscheint im Frühjahr 2025 im Piper Verlag. „Regionalkrimis gibt’s ja viele. Uns war wichtig, eine Region wie eine Figur in einem Roman darzustellen, ohne nur Klischees zu bedienen“, macht Chako Habekost deutlich, dass seine Frau, die für ihre historischen Romane bekannt ist, ihre Handschrift bei den mystisch-spannenden Ermittlungsgeschichten des Hamburger Privatdetektivs Carlos Herb in der Pfalz hinterließ – „ich bin ja eher der Typ für kurze, pointierte Texte“.

Das Geheimnis hinter den Elwenfels-Büchern von Chako und Britta Habekost

Wie es schließlich zur Idee der Buchreihe kam, verrät der 62-Jährige auch: „In einer Weinlaune haben wir uns mit ein paar Freunden dann den Namen von einem imaginären Dorf ausgedacht, das das idealtypische Dorf sein sollte, wo Pälzer ihre Lebensart so ausleben, wie man das eigentlich gern hätte.“ Elwenfels war geboren. Dass der Name an das Wort „Elwetritsche“, ein Pfälzer Fabelwesen, erinnert, ist natürlich gewollt.

Jüngst erschienen ist ein anderes Werk, auf das Chako Habekost stolz ist: ein Asterix- und Obelix-Band, dem der Comedian seine humorvolle pfälzische Sprachnote aufgedrückt hat. Aus „Asterix, der Gladiator“ wurde „Asterix, der Palatinator“ (Palatina ist die lateinische Bezeichnung für die Pfalz). „Ich selbst bin Asterix-Fan seit frühester Kindheit. Das war damals das einzige Comic, was ich lesen durfte, um dem hohen Bildungsauftrag meiner Erziehungsberechtigten gerecht zu werden. Asterix haben sie mir erlaubt, weil da lateinische Bildung drinsteckt. Ich hab die gfresse (verschlungen), die Dinger! Dann kriegst du Jahrzehnte später das Angebot, ein solches Buch in deine Mundart zu übersetzen. Das war natürlich der Hammer!“

Chako Habekost signiert seine Asterix-Übersetzung "Asterix als Palatinator".  Unter chakosladen.de kann man Chako-Produkte mit persönlicher Widmung bestellen. © Katja Bauroth

„Asterix, der Gladiator“ ist Habekosts Lieblingsband, den er nicht nur in seinem Dialekt übersetzte, sondern Asterix samt der gallischen Freunde und römischen Feinde gleich in die Pfälzer Lebensart versetzte, die eigentlich ja eine mediterrane ist. Habekosts Liebeserklärung an die Pfalz: „Überall da, wo man in Weingebiete fährt, ob das in Italien, Spanien oder sonst wo ist, wo Leute dieses Kulturgetränk (Wein), das es schon seit Tausenden von Jahren gibt, zu sich nehmen oder davon leben, herrscht einfach ein anderer, entspannterer Lebensrhythmus.“

Chako Habekost: „Mundart macht Spaß“

Zurück zu Asterix und der Sprooch: Helfen derartige Bücher, Dialekte am Leben zu halten? „Das glaube ich schon. Klar gibt es Entwicklungen, wo der Dialekt nicht mehr flächendeckend an nächste Generationen weitergegeben wurde und wird. Doch diese Art Bücher zeigen auf: Dialekt ist was Geiles, Mundart macht Spaß, das ist nicht primitiv, sondern etwas für Leute, die sich noch besser ausdrücken wollen, die haben die kreativeren Schimpfwörter, die haben eine größere Bandbreite an Ausdrucksweisen, das ist direkter, das kann durchaus hip und cool sein“, wünscht sich der Autor durchaus Lehrer, die in der Schule aus dem Buch vorlesen, damit die Kinder hören, „wie die Leut’ da draußen so reden“.

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Ob das reicht, Dialekte auf lange Sicht zu erhalten, bezweifelt er jedoch. „Ich weiß nur, dass man da nicht sentimental sein und versuchen sollte, irgendwelche Regeln aufzustellen, um etwas zu erhalten. Sprache ist etwas Dynamisches, sie ist ein Lebewesen. Es gibt eben auch Sprachen, die sterben aus. Aber wenn es mal so weit sein sollte und unser Pälzisch irgendwann ausstirbt, dann lag es nicht an mir!“

Weihnachtsshow von Chako Habekost neu aufgelegt

Und damit das Pfälzische weiter präsent ist, geht Chako Habekost zum Jahreswechsel auf „Sprachschul“-Tour mit „Chakos GOSCHpel-Show“. Die Wiederholung des Erfolgsprogramms ist aktualisiert mit neuen Nummern und einem neuen Song, dem „Belzeniggel-Blues“. Die Feiertage auf der Bühne zu verbringen – das ist für Habekost sozusagen Tradition an Weihnachten.

Einige der Termine „Chakos GOSCHpel-Show“ in der Region

  • 29. November 2024, 20 Uhr, BASF-Feierabendhaus, Ludwigshafen.
  • 19. Dezember 2024, 20 Uhr, Festhalle, Brühl.
  • 27. Dezember 2024, 20 Uhr, Capitol, Mannheim.
  • 30. Dezember 2024, 20 Uhr, Stadthalle, Speyer.
  • 3. Januar 2025, 20 Uhr, Rudolf-Wild-Halle, Eppelheim.
  • 4. Januar 2025, 20 Uhr, Palatin, Wiesloch.
  • 5. Januar 2025, 20 Uhr, Capitol, Mannheim.
  • 6. Januar 2025, 20 Uhr, Stadthalle, Hockenheim.
    Tickets über bekannte Vorverkaufsstellen, das Kundenforum der Schwetzinger Zeitung, Carl-Theodor-Straße 2 in Schwetzingen, oder auch hier. 

„Weihnachten fand ich immer völlig faszinierend als Comedy-Vorlage, weil es jeden betrifft, ob er darunter leidet oder sich darüber freut.“ So streift sich dieses Mal Habekosts Erfolgsfigur, „The Reverend“, wieder den Talar über und groovt zur Musik des Pfälzer Gitarristen Stefan Kahne. „Halleluja, da geht die Post ab“, kündigt der Comedian an, dass der Baptistenprediger dann richtig politisch wird. „Das ist dann der Moment, wo man den ganzen unterdrückten Frust über Gott und die Welt, die Bundesregierung, die Ampel, das Chaos und das Heizungsgesetz rauslassen kann – durch lachen. Und das ist ja die Hauptaufgabe von einem Comedian, dass er Menschen zum Lachen bringt und diese sich danach hoffentlich ein bisschen besser fühlen.“

Chako Habekost versteht Weihnachten an sich auch anders, als es viele hierzulande feiern: „Ich habe immer bewundert, wie die Leute in der Karibik Weihnachten feiern. Es ist eine Geburtstagsfeier, das vergisst man immer: Da wird jemand geboren, der einem was Gutes bringt. Bei uns ist das Ganze manchmal leider nicht so fröhlich. Auch die Weihnachtslieder sind ein bisschen traurig. Deswegen singen wir übrigens im Programm Weihnachtslieder auf eine andere Art und mit umgedichteten Texten.“

Uff Pälzisch, versteht sich.

Hier geht es zu unserer Heimatbeilage, die sich dem Dialekt widmet (mit Gewinnspiel für den Auftritt von Chako Habekost in Speyer).

Der Podcast "Leben.Lieben.Lachen." ist auch zu hören auf Deezer, Podigee, Amazon Music, Spotify und Apple Podcasts.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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