Im Porträt

Claudia Weitzel aus Schwetzingen malt mit dem Mund

Claudia Weitzel, eine lebenslange Künstlerin, zieht mit kräftigen Aquarellfarben einzigartige Bilder. Was ihre Kunst besonders macht: Sie malt nicht mit der Hand, sondern mit dem Mund.

Von 
Catharina Zelt
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Claudia Weitzel zeichnet in ihrer Wohnung mit dem Mund. Vor ihr liegen einige ihrer Illustrationen. © Zelt

Schwetzingen. Konzentriert zieht Claudia Weitzel mit einem dunklen Fineliner Linien auf ein Blatt Papier. Sie malt schon ihr Leben lang, hat jüngst sogar ein Buch illustriert. Ihre Bilder sind einzigartig: Kräftige Aquarellfarben leuchten dem Betrachter entgegen, dunkle Linien umranden die für Claudia Weitzel typischen Vögel. Ihre Technik lässt allerdings so manchen staunen, denn die Schwetzingerin zeichnet nicht mit der Hand, sondern mit ihrem Mund. „Da ich aufgrund meines Alters nicht mehr ganz so beweglich bin, habe ich angefangen mit dem Mund zu malen und festgestellt, dass mein Strich dadurch kräftiger und sicherer ist“, erklärt Weitzel.

Claudia Weitzel aus Schwetzingen: Illustrationen für Buch trotz Herausforderungen

Über eine Online-Schreibgruppe habe sie Claudia Koßalla Steffens kennengelernt, deren Geschichte sie illustriert hat (wir berichteten). „Als sie die Geschichte vorgelesen hat, hatte ich direkt Bilder vor Augen“, erinnert sich die Künstlerin. Das Duo suchte einen Verlag und nun gibt es „Weihnachten aus dem Kaugummiautomat“ als gedruckte Version. C

laudia Weitzel kann sich durchaus vorstellen, noch weitere Bücher zu illustrieren, auch wenn sie sich selbst (noch) nicht als Illustratorin sieht. Die Kunst ist aber nicht das Einzige, das ihr viel bedeutet: Seit vielen Jahren setzt die Schwetzingerin sich aktiv für Inklusion ein. Selbst sitzt sie seit ihrem elften Lebensjahr im Rollstuhl und weiß somit, welche Herausforderungen und Barrieren Rollstuhlfahrenden im Alltag begegnen. Vor etwa einem Jahr ist sie in den Inklusionsbeirat eingestiegen. Sie arbeitete zu Beginn an der Neugestaltung der Satzung mit, sodass der Beirat mittlerweile über eine solide Handlungsgrundlage verfügt.

Engagiert im Beirat – Künstlerin Claudia Weitzel setzt sich ein

Ein großer Erfolg des Beirates war im Juli die Einstellung des hauptamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt. Die Mitglieder hatten sich sehr dafür eingesetzt und mit dem Gemeinderat zusammengearbeitet. Für Schwetzingen sei das ein Gewinn, denn die Stadt sei im Gegenzug zu größeren Kommunen rechtlich nicht dazu verpflichtet, diese Stelle zu schaffen.

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„Wir sind aktuell neun feste Mitglieder im Inklusionsbeirat“, erklärt Weitzel. „Wichtig ist, dass die Arbeit anerkannt und wertgeschätzt wird.“ Das Gremium bestehe aus ehrenamtlichen Mitgliedern, die zum Großteil entweder selbst betroffen sind oder Angehörige mit Behinderungen haben. „Eine gute Mischung“, findet Claudia Weitzel.

Ursprünglich ist sie Sozialarbeiterin von Beruf und ehrenamtlich in der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) tätig. Mit dem Bundesteilhabegesetz wird das Behindertenrecht seit 2017 in mehreren Reformstufen erneuert, heißt es auf der Webseite der EUTB. Dazu gehöre vor allem die umfangreiche Überarbeitung des neunten Sozialgesetzbuches, das die „Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“ reguliere. Wer dazu Fragen hat, ist bei Claudia Weitzel an der richtigen Adresse.

Claudia Weitzel aus Schwetzingen: „Inklusion kann Spaß machen“

Im Inklusionsbereich ist die Schwetzingerin schon lange aktiv. So hat sie bereits den Heidelberger Rollstuhlmarathon organisiert und bei einem Projekt namens „Kultur für alle“ mitgewirkt. Die Arbeit im Kulturbereich liegt Weitzel besonders am Herzen. So singt sie auch im Beschwerdechor in Heidelberg mit.

„Ich fände es schön, wenn Schwetzingen eine inklusive Stadt wird“, sagt die Inklusionsbeirätin. Mit der bundesweiten Initiative „Kommune Inklusiv“ wollen die Aktion Mensch und fünf Modellkommunen die Gesellschaft vor Ort inklusiver gestalten. „Mein Wunsch ist es, dass alle da mitmachen.“ Der Begriff Inklusion werde häufig mit Zwang verbunden, „dabei kann man das auch mit Spaß machen“. Es sei für jeden ein Gewinn, wenn die Welt inklusiver werde, denn letztendlich könne Inklusion jeden treffen. „Auch mit kleinen Aktionen kann man etwas erreichen“, betont Weitzel und nennt als Beispiel die mobilen Rampen, die einige Geschäftsinhaber in der Innenstadt angeschafft haben.

Zur Person: Claudia Weitzel

  • Claudia Weitzel wohnt seit über 20 Jahren in Schwetzingen und ist vielseitig engagiert
  • Seit ihrem elften Lebensjahr sitzt sie im Rollstuhl und setzt sich seit vielen Jahren für Inklusion ein. So ist sie festes Mitglied im Inklusionsbeirat
  • Weitzel ist ehrenamtlich in der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) tätig. Diese Beratung gibt es bundesweit und zielt auf das Bundesteilhabegesetz ab
  • Außerdem schreibt und zeichnet die Schwetzingerin gerne. Erst kürzlich illustrierte sie das Buch „Weihnachten aus dem Kaugummiautomat“. 

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