Was ist Politik eigentlich, wer regiert uns und was macht der Landtag? Die Schüler der achten Klassen am Privatgymnasium Schwetzingen haben eine Menge Fragen an den SPD-Wahlkreisabgeordneten und Landtagsvizepräsidenten Daniel Born. Und ihre Gemeinschaftskundelehrerin Isabell Stieglbauer hat die passenden Antworten. „Aber es ist einfach noch mal etwas anderes, wenn die Schüler mit echten Politikern ins Gespräch kommen“, sagt Stieglbauer.
Und so hatte der Schwetzinger Abgeordnete Daniel Born den Mantel noch nicht ausgezogen, da sah er sich schon einer ersten Salve von Fragen ausgesetzt. „Was ist Ihr Lieblingsessen?“ wollte beispielsweise Caro wissen. Die kurze Antwort „Eindeutig Lasagne. Und man sagt, ich mache sogar eine ziemlich gute selbst“, sorgte gleich für eine lockere Stimmung. Dann wurde es aber auch sofort ernsthafter: „Wie ist es, eine so wichtige Rolle im Landtag zu haben wie die des Vizepräsidenten?“, wollte die 13-jährige Sara wissen.
Hier musste Born kurz überlegen und etwas ausführlicher antworten. „Natürlich ist es eine tolle Aufgabe die Sitzungen des Landtags zu leiten. Unserer Landtagspräsidentin Muhterem Aras und uns Vizepräsidenten geht es darum, dass im Parlament jeder seine Meinung sagen kann, aber mit gegenseitigem Respekt und mit Achtung vor unserer Demokratie gestritten wird. Und das ist ja was, wie man immer am besten miteinander diskutieren sollte. Auch außerhalb vom Landtag.“
Von allen Fraktionen gewählt
Born erklärte, dass er als Vizepräsident von der SPD nominiert, aber von allen Fraktionen gewählt wurde, weil das ein überparteiliches Amt sei. Aber natürlich sei er auch als Landtagsabgeordneter in seinen Themen Wohnungsbau und frühkindliche Bildung als Sprecher der SPD-Fraktion manchmal selbst Teil des Streits. „Das ist ja auch gut so. Im Landtag sind wir in der Opposition und da müssen wir auch immer wieder deutlich sagen, was wir besser machen wollten.“
Beide Themen fanden die Schüler sehr spannend, wobei sie zur Bildung mehr Fragen hatten. Vor allem die Digitalisierung der Schulen kam in gleich mehreren Fragen vor. „Durch die Pandemie ist der Bedarf noch größer geworden, aber das darf kein Politiker als Ausrede dafür verwenden, dass das nicht zu schaffen ist. Es ist nämlich möglich, das gut zu machen. Da muss man sich halt noch etwas mehr anstrengen. Und immerhin ist dank der Pandemie und der großzügigen Unterstützung des Bundes ja ausreichend Geld vorhanden“, so der Bildungsexperte.
Wohnungsbau mehr fördern
Auf Milenas Frage, ob Born gerne Bauminister wäre, antwortete dieser, dass er es gut fände, wenn das Ministerium sozialdemokratisch geführt wäre, wie das jetzt auf Bundesebene der Fall ist. Im Übrigen sei er derzeit mit ganzem Herzen und vollem Engagement wohnungspolitischer Sprecher der größten Oppositionsfraktion im Landtag und setze sich in dieser Rolle dafür ein, dass dem Thema endlich auch in Baden-Württemberg eine angemessene Rolle zuteil wird.
„Was ich wichtig fände, wäre, dass alle eine Wohnung finden, die sie bezahlen können und die zu ihnen passt. Und momentan ist das in Baden-Württemberg nicht so: Viele zahlen mehr als 40 Prozent ihres Gehalts als Miete, andere bräuchten eine barrierefreie Wohnung und finden sie nicht. Darum will ich, dass viel mehr Geld in die Wohnraumförderung gesteckt wird und unser Land eine eigene Wohnbaugesellschaft gründet.“ Auf die Frage, was Born empfiehlt, um eine erfolgreiche politische Karriere anzustreben, antwortete er, dass Politik ja kein Beruf sei, den man lernen kann. Er habe beispielsweise Jura studiert und nach dem zweiten Staatsexamen in der Sozialverwaltung gearbeitet. „Aber ich habe mich schon immer für Politik interessiert und etwa gegen Atomkraft und für Umweltschutz demonstriert. Dann habe ich bei den Jusos mitgemacht und irgendwie ging es immer weiter.“ Wichtig sei in der Politik, dass man Durchhaltevermögen habe und etwas Echtes und Wahrhaftiges abliefere.
Zum Schluss der spannenden 90 Minuten erfuhren die Schüler noch einiges über den Menschen Daniel Born. In einer Art „Schnellfragerunde“ war unter anderem zu erfahren, dass für den Landtagsvizepräsidenten das Schönste an seinem Beruf ist, für die Menschen da sein zu dürfen, dass er findet, dass Angela Merkel ihren Job gut gemacht habe und dass er nach langen Sitzungstagen oft einfach nur noch eine Serienfolge auf Netflix schaut.
Eine besonders interessante Frage hatten sich die Schüler aufgehoben. „Wenn Sie eine einzige Sache auf der Welt sofort ändern könnten, was würden Sie machen?“ Für Born war die Antwort klar: „Ich würde sofort die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern überall auf der Welt durchsetzen. Gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiches Gehalt.“ zg
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