Schwetzingen. „Das ist ein starkes Symbol in dieser schwierigen Zeit, in der unsere Demokratie massiv angegriffen wird – und es ist ein beeindruckender persönlicher Einsatz.“ Mit diesen Worten kommentiert Landtagsvizepräsident Daniel Born die überraschenden Nachrichten anlässlich seines nächsten „Kurpfalz Horizontes“.
Die nächste Ausgabe war rund um ein Videointerview mit Gerhard Wiese, dem letzten lebenden Ankläger im Auschwitzprozess, konzipiert. Nun hat Gerhard Wiese angerufen und gesagt: „Das ist mir zu wichtig, ich komme persönlich“ erläutert Born in einer Pressemitteilung und ergänzt: „Gerhard Wiese vertrat als Staatsanwalt im Frankfurter Auschwitz-Prozess – einem der größten Prozesse der Nachkriegszeit und einem der wichtigsten Verfahren gegen NS-Verbrecher in Deutschland – die Anklage.
Landtagsvizepräsident Born im Gespräch mit Auschwitz-Zeitzeugen
Wiese verfasste die Anklageschriften gegen Wilhelm Boger und Oswald Kaduk, zwei von 22 Männern, die in verschiedenen Funktionen im Konzentrationslager Auschwitz gearbeitet hatten und denen vielfache Grausamkeiten vorgeworfen wurden. 1965 wurden 17 Angeklagte zu lebenslangen oder langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt – ohne in diesem Jahrhundertprozess erkennbar Reue gezeigt zu haben.“
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Gerhard Wiese, heute 95 Jahre alt, ist daher ein ganz besonderer Zeitzeuge. Ursprünglich war geplant, das Interview, das Daniel Born mit Wiese im August zu dessen beeindruckendem Leben im Dienst der Gerechtigkeit geführt hat, bei der Veranstaltung als Videoeinspielung zu zeigen. Nun freut sich Landtagsvizepräsident Born darüber, dass er Wiese am 13. November persönlich begrüßen darf: „Dass ich mich noch einmal mit Gerhard Wiese persönlich über seine bedeutende Arbeit und sein Wirken unterhalten kann, ist großartig und eine tolle Chance für das Publikum.
Der Besuch bei ihm in Frankfurt hat mich sehr beeindruckt und bewegt. Nun freue ich mich umso mehr, dass alle interessierten Bürger die Gelegenheit haben werden, zu hören, was Gerhard Wiese über die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen zu erzählen hat“, gibt Born einen Ausblick auf diesen besonderen Kurpfalz-Horizont mit dem Titel „Erinnern für die Zukunft“.
"Kurpfalz-Horizont" mit Gerhard Wiese in Schwetzingen: Ausstrahlung am 14. November
Für den SPD-Abgeordneten ist Wiese ein Mann, der Herausragendes für unsere Demokratie geleistet hat: „Der Auschwitz-Prozess hat nicht nur sein Leben stark beeinflusst – er hat Deutschland für immer verändert. Danach waren Leugnen und Schweigen nicht mehr möglich. Ohne die Erinnerung daran, dass in Auschwitz über eine Million Menschen ermordet wurden, an den Folgen von Zwangsarbeit, Hunger, Krankheiten, Misshandlungen oder den unmenschlichen Lebensbedingungen starben, konnte es kein Lernen für die Zukunft geben“, so Born.
Die Videoaufnahme des Zeitzeugengesprächs wird über Youtube ab 14. November zugänglich sein.
Mit seinem Talkformat will Born auch mit der dritten Ausgabe aufzeigen, was Demokratie stark macht: „Die Erinnerung an Gräuel und Deportationen, an Gewaltherrschaft und an diese menschenverachtende Diktatur ist ganz wesentlich für unsere heutige Demokratie, denn sie unterstreicht das Privileg, das wir heute haben: Wir dürfen seit über 70 Jahren in einem freien Land, in einer Demokratie und einem Rechtsstaat leben.“
Neben Gerhard Wiese wird Born weitere hochkarätige Gäste empfangen: Mit Dr. Harald Stockert, dem Direktor des Stadtarchivs Mannheim, wird Born darüber sprechen, wie es gelungen ist, unsere Demokratie nach der NS-Diktatur besser und stärker wiederaufzubauen. Als weitere Gäste empfängt er die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Mannheim, Professor Dr. Heidrun Deborah Kämper und Lisa Strelkowa, die sich in der jüdischen Studierendenunion Württemberg engagiert.
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