ADFC-Ortsgruppe

Desolate Radwege in Schwetzingen und Umgebung aufzeigen und handeln

Beim ADFC-Radeltreff in Schwetzingen wurden aktuelle Entwicklungen in der Radwegepolitik und die Diskussionen um den Radschnellweg RS 16 kontrovers behandelt.

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Florian Reck, Adfc
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Beispielbilder des teilweise desolaten Zustandes der Radwege im Planungsgebiet des Radschnellwegs. © Wochlik/ADFC

Schwetzingen / Region. Fahrradbegeisterte trafen sich zum Austausch beim ADFC-Radeltreff, diesmal in der „Zeyherstube“ im Restaurant „Blaues Loch“ in Schwetzingen. Zunächst berichteten Norbert Theobald und Florian Reck von den Aktivitäten des Fahrradclubs in Sachen Radwegepolitik, heißt es in einer Pressemitteilung der Ortsgruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). So hatten sich die beiden Vorstände einige Tage zuvor mit der AG Mobilität in Brühl ausgetauscht und dort unter anderem für die verkehrspädagogischen Angebote der ADFC-Kreisgeschäftsstelle geworben sowie dazu aufgerufen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

„Manchmal fehlt uns allen die Geduld mit der Bürokratie in Deutschland“, so ADFC-Sprecher Florian Reck, allerdings sei es manchmal eben notwendig, die dritt- oder viertbeste Lösung für ein Problem zu akzeptieren, bevor sich gar nichts tue. Er resümierte außerdem den Bundeskongress des Fahrradclubs, den er im September gemeinsam mit Theobald zur Weiterbildung besucht hatte: „Vor allem aus dem Austausch mit anderen Gruppen aus ganz Deutschland, die schon viel weiter sind als wir, konnten wir viele Ideen mitbringen, die wir am liebsten schon vorgestern hier umsetzen würden – aber dazu fehlt uns natürlich – noch – die Power!“, meint er bezogen auf die Unterstützung durch Ehrenamtliche.

Radschnellweg Schwetzingen-Heidelberg sorgt für Diskussionsstoff

Für Diskussionsstoff sorgte Uwe Reicherts Bericht von der dritten Sitzung des Projektbegleitkreises Radschnellweg Schwetzingen-Heidelberg (RS 16), die unmittelbar vor dem Radeltreff im Schwetzinger Rathaus stattgefunden hatte (wir berichteten). Die im Auftrag des Regierungspräsidiums tätigen Planungsbüros präsentierten dort eine Bewertungsmatrix für die drei diskutierten Varianten einer möglichen Streckenführung für den RS 16.

Der Asphalt dieses Radwegs weist Risse auf. © Claudia Wochlik

Die drei Varianten wurden hierzu in insgesamt 69 Streckenabschnitte unterteilt, von denen jeder nach 31 Kriterien bewertet wurde. Bereits in der vorherigen Sitzung des Begleitkreises im Juli hatten viele Vertreter von fachkundigen Verbänden und Vereinen angemerkt, dass die Gewichtung der Kriterien zu verbessern sei. So befasse sich nur ein Fünftel der zu vergebenden Punkte mit den Kriterien, die an einen Radschnellweg anzulegen seien, während mögliche Auswirkungen auf den Autoverkehr und die Umwelt viel stärker gewichtet würden.

Hitzige Debatte über Radwege in Schwetzingen und Umgebung

Dass diese Kritik von den Planungsbüros nicht berücksichtigt wurde, sorgte bei der nun dritten Sitzung für erheblichen Unmut bei den Anwesenden. Zudem wuchs das Unverständnis darüber, dass in der Planungsarbeit noch immer die Varianten eins (Streckenführung über Plankstadt und Eppelheim) und drei (deutlich südlich der ehemaligen Maulbeerallee/Kurpfalzroute) in der Planungsarbeit „mitgeschleppt“ werden, die nach mehrheitlicher Meinung der Anwesenden völlig ungeeignet für einen Radschnellweg seien.

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Zudem habe eine bereits im März 2019 vorgelegte Machbarkeitsstudie eine Streckenführung in Anlehnung an die historische Maulbeerallee als Vorzugstrasse herausgearbeitet. Es verstärke sich deshalb der Eindruck, dass sich die Bürokratie hier selbst im Wege stehe und mit Steuergeldern hauptsächlich Planungsbüros alimentiert würden, anstatt zielgerichtet pragmatische und zeitnahe Lösungen zu finden. Zu skeptischen Fragen im Detail gesellte sich harsche Kritik an der Methodik der Bewertungsmatrix: Diese sei „das Papier nicht wert, auf dem sie stehe“, heißt es in der Pressemitteilung der ADFC-Ortsgruppe weiter.

Nach diesem Bericht ihres Kassenwarts äußerten sich auch die Teilnehmer des ADFC-Radeltreffs befremdet darüber, dass man nach fünf Jahren der Vorplanung scheinbar noch nicht weitergekommen sei. Da nach offizieller Planung mit einem Baubeginn des RS 16 nicht vor 2028 zu rechnen sei, stelle sich die Frage, wie man die schlechte Infrastruktur der bisher vorhandenen Radwegeverbindungen verbessern könne.

Radwege rund um Schwetzingen trotz "unzumutbarer Schäden" ohne Ausbesserung

Denn viele Wege würden unzumutbare Schäden aufweisen, doch die Kommunen lehnten eine Ausbesserung unter Hinweis auf den „baldigen“ Bau des RS 16 ab. Die Mitglieder der ADFC-Ortsgruppe Schwetzingen und Umgebung wollen nun diejenigen Stellen mit besonders akutem Handlungsbedarf identifizieren und sich für ihre rasche Ausbesserung einsetzen. „Bei Verwirklichungshorizonten des Radschnellwegenetzes im Allgemeinen und des RS 16 im Speziellen von mindestens noch einem Jahrzehnt müssen wir jetzt auch die Kommunen und den Kreis in die Pflicht nehmen, die teils katastrophalen Schäden auf den Radwegen kurzfristig zu beheben.

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Wir werden deshalb im Spätwinter oder Frühjahr die entsprechende Strecke gemeinsam abfahren und dann konkrete Sanierungsempfehlungen geben“, kommentiert Vorstandssprecher Florian Reck den Beschluss. „Wir werden weiterhin den Planungsprozess des RS 16 und anderer Radschnellwege kritisch begleiten, aber für uns ist klar: Die Verkehrswende kann keine zehn Jahre mehr warten!“

Nach der hitzigen Debatte über den Radschnellweg beschlossen die Anwesenden, am 24. November im Rahmen einer Adventsaktion an der „Kunstpromenade“ des Schwetzinger Stadtmarketingvereins teilzunehmen. Der nächste Radeltreff wird am Donnerstag, 30. November, stattfinden. Der Ort wird noch rechtzeitig bekannt gegeben. 

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