Schwetzingen. Unter dem Titel „Die Brücke – wie es weitergeht“ hat Bernhard Carl jetzt ein Schreiben an die Vereinsmitglieder geschickt. Er agiert seit einigen Monaten als eine Art Vermittler zwischen Vorstandschaft, Kirchen, Stadt und Kritikern des Obdachlosenhilfevereins „Die Brücke“, nachdem sich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung kaum überbrückbare Gegensätze und Spannungen aufgetan hatten.
Im Brief schildert Carl die Vorgehensweise, die jetzt an der Vereinsspitze abgestimmt wurde und die in einer Mitgliederversammlung im ersten Quartal 2025 beschlossen werden soll. Die Gründungsmitglieder hätten seinerzeit eine andere Situation bezüglich der Bedürftigkeit von Wohnsitzlosen und Nichtsesshaften vorgefunden. Daher sei in der Satzung des Vereins folgender Zweck festgeschrieben worden: Die Trägerschaft einer Wärmestube für Obdachlose/Wohnungslose, eine Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für diese Gruppe, die Einrichtung einer Fachberatungsstelle sowie die Beschaffung von Wohnraum und Arbeitsplätzen für Wohnungslose zur Wiedereingliederung. „Inwieweit die anspruchsvollen Aufgaben in der Vergangenheit vollständig erfüllt werden konnten, lässt sich nicht mehr eindeutig nachvollziehen. Aber ein Verein kann nur die Leistung erbringen, die er durch das Engagement seiner ehrenamtlichen Mitglieder sowie aufgrund seiner fachlichen und finanziellen Kapazitäten zu erbringen in der Lage ist“, schreibt Bernhard Carl.
Gesellschaftlich habe sich die Situation der Obdachlosen verändert. Die in der Satzung vorgesehenen Aufgaben könnten mittlerweile nur noch von professionellen und geschulten Fachkräften umgesetzt werden. Der Caritasverband habe diese Aufgabe im Wesentlichen übernommen, die Stadt sorge für Wohnraum, das Bürgergeld verändere die finanzielle Lage.
Deshalb verändere sich auch die Aufgabe der „Brücke“. Man wolle insbesondere für vereinsamte Menschen, alleinstehende und ältere Personen, Menschen mit eingeschränkter Mobilität, finanziell eingeschränkte Bürger sowie Alleinerziehende mit familiären oder beruflichen Problemen da sein. Die Stadt habe nach jahrelanger Suche dem Verein neue Räumlichkeiten in der Friedrich-Ebert-Straße zur Verfügung gestellt. Seit geraumer Zeit werde dort eine Wärmestube betrieben, wo die „neuen Bedürftigengruppen mehrmals pro Woche die Möglichkeit haben, für einen geringen Beitrag eine warme Mahlzeit in Gesellschaft zu genießen. Ehrenamtlich engagierte Personen sowie geringfügig Beschäftigte kümmern sich mit dem Vorstand um den Betrieb der Wärmestube und stehen für Fragen mit Rat und Tat zur Verfügung“, heißt es im Brief.
Eine kleine Gruppe habe zu Recht angemerkt, dass das der Satzung nicht mehr entspreche. Andererseits sei es rechtlich zulässig, vorübergehend eine sinngemäße Auslegung in Betracht zu ziehen, solange das den Grundsätzen der Gemeinnützigkeit entspreche. Dies ist nach Ansicht von Bernhard Carl nach im Verein „Die Brücke“ der Fall. Die Freistellungsbescheinigung des Finanzamts wurde für die Vergangenheit erteilt und für die laufende Drei-Jahres-Periode gebe es keinen Grund, warum die Gemeinnützigkeit gefährdet sein sollte. Da der Satzungszweck nur mit einer hundertprozentigen Zustimmung aller Mitglieder erfolgen könne (was nur schwer zu erwarten ist), wolle man nun einen neuen Verein mit dem Namen „Warme Stubb“ gründen. Danach solle „Die Brücke“eine Satzungsänderung beschließen und im Falle einer Auflösung das vorhandene Vermögen auf den neuen Verein übertragen. Anschließend werde der alte Verein „Die Brücke“ durch Beschluss der Mitgliederversammlung satzungsgemäß aufgelöst.
Die ausstehende Kassenprüfung könne erst erfolgen, wenn die Mitglieder einen zweiten Prüfer bestimmt hätten, meint Carl. Deshalb könne bei der Versammlung nur ein Finanzbericht gegeben werden und noch keine Entlastung des Vorstandes erfolgen, den weiter Achim Schmitt leiten soll. An ihm und seinem Verhalten auf sozialen Medien hatte sich die Kritik ja damals entzündet. Die derzeit einzige Kassenprüferin gehört zu seinen Kritikern.
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