Schwetzingen. Der August sei ein öder und langweiliger Monat im Schloss Schwetzingen gewesen, findet Frank Haarer, der Rektor der Rechtshochschule. Zumindest kann er diese Aussage für seine kurfürstlichen Räumlichkeiten treffen. Nun würden ihm aber endlich wieder 194 wissbegierige Studierende der Rechtspflege und sechs zukünftige Gerichtsvollzieher gegenübersitzen. Und das sind immer noch nicht alle: 61 weitere, duale Studierende, werden zeitgleich am Außenstandort der Hochschule in Ulm begrüßt.
„Wie Sie sehen, waren die Informationen im Bewerbungsverfahren nicht ,gephotoshopt‘ oder Ähnliches - Sie studieren wirklich in einem echten Schloss, wenn auch nur im ehemaligen Küchentrakt“, beginnt der Rektor. Nur eine Klimaanlage, die habe Kurfürst Carl-Theodor vergessen: „Und wir kämpfen wirklich seit Jahren mit dem Amt für Bau und Weiterentwicklung um die Nachrüstung“, verrät Haarer, der aber trotzdem befürchtet: „Dass es eine Klimaanlage im Gebäude gibt, werden wir wohl alle gemeinsam nicht mehr erleben.“ Insgesamt seien es 267 neue Studierende, die in den nächsten drei Jahren an der Hochschule den theoretischen Teil ihres dualen Studiums absolvieren möchten. „Nur sechs davon werden Gerichtsvollzieher. Und weitere 61 werden gerade auch begrüßt - allerdings von Prorektor Reiner Hock an unserer Außenstelle in Ulm.“
Schwetzingen ist stolz auf das Studium im Schloss
Die jungen Erwachsenen seien zukünftig das Gesicht der Justiz. Und sie würden damit eine große Freiheit genießen, aus der auch eine große Verantwortung erwachse - immerhin seien die Justizbeamten nur dem Gesetz unterworfen. Es komme eine schöne Zeit, in einer wunderschönen Stadt auf die Studierenden zu - Aber auch eine harte Zeit, geprägt von Arbeit, Lernen und Stress. Die Tipps von Frank Haarer, die er den Neuankömmlingen an die Hand gibt, sind vielseitig. Aber es ist, wie es eben bei allem am Anfang eines neuen Lebensabschnitt ist, glaubt er: „Erst mal wird das alles Ihnen sehr viel vorkommen.“
Ein Mittagsmenü im Schloss Schwetzingen gibt es ab 3,13 Euro
Ein letztes Mal könne er nun jemanden ankündigen, dessen Arbeit Haarer sehr schätze. Die Stadt des nun scheidenden Oberbürgermeisters Dr. René Pöltl, sei der perfekte Standort: „Schwetzingen ist stolz auf diese Hochschule. Und unsere Hochschule fühlt sich unglaublich wohl in Schwetzingen.“ Noch 57 Tage sei Pöltl im Amt: „Am meisten nimmt mich mit, die Absolventen nicht mehr verabschieden zu können.“ Es kommen allerdings nicht nur melancholische Worte von ihm: „Seit sieben Jahrzehnten ist die Hochschule Teil der Stadt. Und ich kann Ihnen sagen, ich lerne immer wieder Menschen in hohen Positionen kennen, die hier studierten.“
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Die Hochschule in Schwetzingen gehört dem Netzwerk des Studierendenwerks in Heidelberg an. Kristian Willenbacher gibt einen Überblick zu den Vorteilen. Und seit Mai wird die Mensa vo „TasteNext“ beliefert, einem Mannheimer, gemeinnützigen Cateringservice. Geschäftsführer Markus Bissinger erklärt den Speiseplan. Ein Raunen geht durch den Saal, als er bekannt gibt: „Ein Menü kostet 3,13 Euro.“
Philipp möchte Schwetzingen nie verlassen
Beim Umtrunk im Hof haben die Studierenden die Möglichkeit, einander und die Verantwortlichen besser kennenzulernen. Auch der 19-jährige Lennert sucht hier Anschluss: „Ich studiere nun Rechtspflege, ursprünglich komme ich aus Schwäbisch Gmünd.“ Sein Vater habe einen ähnlichen Beruf, so sei er auf das Studium gestoßen: „Ich habe mich aber auf einiges beworben. Dieses duale Studium hat mir am besten gefallen.“ Tags zuvor sei er in Schwetzingen angekommen, eine Tour habe ihm gleich den ersten Vorteil der Kurpfalz offenbart: „Hier ist alles so flach, da macht es mehr Spaß, Fahrrad zu fahren.“
Leah ist über das Jurastudium auf die duale Möglichkeit gestoßen: „Rechtswissenschaft ist schon sehr theoretisch. Das habe ich ein paar Semester in Saarbrücken studiert. Ich wollte aber nun doch etwas machen mit mehr Praxisbezug.“ Viel wisse die 22-Jährige allerdings nicht über die Region: „Ich pendle immer nach Hause, also nach Rammstein. Trotzdem möchte ich mir die Gegend auf jeden Fall anschauen.“
Auch Aaron pendelt, der 18-Jährige habe es allerdings nicht so weit: „Ich komme aus Karlsdorf, Schwetzingen ist mir also bekannt.“
Jana sei schon öfter hiergewesen - immerhin habe sie eine Wohnung suchen müssen: „Ich fühl mich jetzt schon pudelwohl.“
Für die 19-jährige Marie war es ein langer Weg bis zum ersehnten Studienstart: „Ich wollte unbedingt dual studieren. Meine Tante arbeitet am Amtsgericht und hat mich auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Ich habe dann ein Praktikum gemacht und nun bin ich hier.“
Nicht alle haben einen weiten Weg. „Ich komme aus Schwetzingen, das war auch ein Hauptargument für das Studium am Schloss“, sagt Philipp. Der 19-Jährige weiß schon jetzt: „Eigentlich möchte ich für immer in Schwetzingen leben.“
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