Stadthalle Hockenheim

Absolventen der Schwetzinger Hochschule für Rechtspflege feiern ihren Studienabschluss

215 Absolventen des Studiengangs Diplom-Rechtspfleger feierten ihren Abschluss in der Stadthalle Hockenheim. Nach drei Jahren Studium und praktischer Ausbildung wurden sie von Rektor Frank Haarer und Staatssekretär Dr. Jens Diener geehrt.

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Volker Widdrat
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Ehrengäste, Absolventinnen und Absolventen der Rechtspflegerschule in Schwetzingen und deren Familien bei der Abschlussfeier in der Hockenheimer Stadthalle. © Wolfgang Gans

Schwetzingen/Hockenheim. Nach drei Jahren fachwissenschaftlichen Studiums und der praktischen Ausbildung bei Gerichten, Staatsanwaltschaften oder Notariaten haben 215 Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Diplom-Rechtspfleger der Hochschule für Rechtspflege im Schwetzinger Schloss am Mittwoch in der Stadthalle Hockenheim ihren Studienabschluss gefeiert. Der Festakt vor über 800 Gästen wurde musikalisch am Klavier begleitet von Daniel Terzer, der selbst Absolvent im Prüfungsjahrgang 2023 ist.

Rektor Frank Haarer begrüßte viel juristische Prominenz aus den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland, darunter Vertreter der Oberlandesgerichte, der Generalstaatsanwaltschaften und der Justizministerien. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl wurde hervorgehoben, weil er stets „ein großes Herz für die Studierenden seiner Stadt hat.“ Mit dabei waren auch die Familien und Freunde der frischgebackenen Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger.

„Sollte ich einmal einen Sohn haben, soll er etwas Prosaisches werden: Jurist oder Seeräuber“, zitierte Haarer den britischen Dichter Lord Byron. Die Absolventen hätten sich zum Glück gegen die Seeräuberei entschieden und nun ein intensives Studium erfolgreich abgeschlossen. Mit launigen Worten ging der Rektor auf Unwägbarkeiten ein. Die Wlan-Anbindung werde noch vor Ende dieses Jahres endlich in Betrieb gehen. Die Cafeteria mit ihrem Essensangebot stelle man im Januar neu auf. Ein wichtiges Projekt für die Zukunft bleibe das Wohnheim für Studierende. Er träume jede Nacht davon, „wie ich gemeinsam mit OB Pöltl auf einer Wiese mit dicken Schönfelder-Gesetzestexten die erste Wand dafür hochmauere“, hatte Haarer die Lacher auf seiner Seite.

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Das vergangene Studium sei wegen der Corona-Pandemie nicht einfach gewesen, es habe überall viel Unsicherheit gegeben, meinte der Rektor. Die Hochschule habe versucht, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. „Komplikationen entstanden, dauerten an und wurden überwunden“, zitierte er Captain Jack Sparrow aus dem Film „Fluch der Karibik“. In diesem Sinne habe er den allergrößten Respekt vor der Leistung der Studierenden: „Die Zukunft der Rechtspflege ist gesichert.“

Abschluss an der Hochschule für Rechtspflege in Schwetzingen: Traum oder Albtraum?

Staatssekretär Dr. Jens Diener vom Ministerium der Justiz des Saarlands hielt den Festvortrag unter dem Titel „Digitalisierung und KI – Traum oder Albtraum?“ Zunächst wandte er sich aber an die Absolventen. Sie hätten in ihrem dreijährigen Studium und mit der schweren Abschlussprüfung Großartiges geleistet: „Freuen Sie sich mit Ihren stolzen Eltern, denn diesen Meilenstein haben Sie gemeinsam erreicht.“ Die Justiz brauche die neuen Diplomrechtspfleger, es gebe viel zu tun, „denn die vielfältigen Veränderungen in der Digitalisierung schreiten voran“. Der neue Prüfungsjahrgang sei in der Lage, die anspruchsvollen Aufgaben der dritten Staatsgewalt zu schultern. Nur für wenige sei Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ein Albtraum, für die meisten nicht mehr wegzudenken.

Das Landgericht Saarbrücken sei beispielsweise Vorreiter bei der Digitalisierung der Justiz. Eine gemeinsame KI-Strategie sei auf den Weg gebracht. Auch eine Übersetzungsplattform werde bereits eingesetzt. Solche Systeme dürften aber nicht ungeprüft in die Justiz übernommen werden, warnte Diener. Der Faktor Mensch werde sicherlich weiter mitbestimmend sein. Gleichwohl werde die Justiz sich den dauerhaften Verzicht solcher Instrumente aber nicht leisten können. Die Digitalisierung sei eine große Chance für die Weiterentwicklung der Justizberufe, man müsse sich mit den aufkommenden Fragen der fortschreitenden digitalen Entwicklung befassen, wünschte der Staatssekretär den erfolgreichen Absolventen alles Gute auf ihrem künftigen Berufsweg.

Rektor der Hochschule für Rechtspflege Frank Haarer. © Wolfgang Gans

„Jetzt sind Sie optimal vorbereitet“, rief Oberbürgermeister Dr. René Pöltl den jungen Leuten in seinem Grußwort zu und gratulierte glücklichen Diplomanden zum erfolgreichen Studienabschluss. „Es kommt viel Gutes auf Sie zu“, beschrieb er die vielfältigen Möglichkeiten für Diplomrechtspfleger. Er freue sich auf ein Wiedersehen in der Spargelstadt.

Die Diplomandinnen Kristin Kleinschmager und Michelle Weisenhorn freuten sich auf die Feier nach dem Festakt. Das Studium sei größtenteils von Corona geprägt gewesen: „Eine einfache Zeit war es nicht.“ Von Anfang an sei es schwer gewesen, den Online-Vorlesungen zu folgen. Es war viel Durchhaltevermögen nötig, Freizeit dagegen Mangelware. Es habe Tränen, Verzweiflung und nur manchmal etwas Hoffnung gegeben, dazu habe man wegen der Energiekrise noch frieren müssen, berichteten die beiden Absolventinnen. „Wir sind aber über uns selbst hinausgewachsen“, dankten sie den Dozierenden, der Leitung und den Mitarbeitern der Hochschule sowie ihren Familien und Freunden: „Es hat sich gelohnt.“

Abschluss an der Hochschule für Rechtspflege in Schwetzingen: Herausforderungen bewältigt

Der eher triste Monat November werde alle Jahre herbeigesehnt, „weil dann einfach nur noch gefeiert wird“, meinte die Präsidentin des Landesjustizprüfungsamtes Baden-Württemberg, Sintje Leßner. „Der Herbst trägt mehr Gold in den Taschen als alle anderen Jahreszeiten“, zitierte sie den amerikanischen Journalisten Jim Bishop. Die Diplomurkunde sei wertvoller, als dass sie in Gold aufgewogen werden könnte. Das zurückliegende Studium in Schwetzingen im vorgesehenen Zeitraum zu absolvieren, sei keineswegs selbstverständlich gewesen.

Leßner dankte der Verwaltung und den Lehrkräften für die Bewältigung besonderer Herausforderungen, auch beim Aufbau einer Außenklasse am Hochschulstandort Ulm innerhalb von wenigen Monaten.

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Die Präsidentin hatte Statistik mitgebracht. Insgesamt waren 233 Kandidaten zur Prüfung zugelassen, davon haben 215 bestanden. Von den 215 Prüflingen sind 204 Frauen (88 Prozent). In den sieben schriftlichen Prüfungen wurden 6,65 Punkte im Durchschnitt erreicht. 23 Absolventen wurden mit der Note „Gut“ bewertet, 52,3 Prozent mit „Befriedigend“. Die Rechtspfleger-Prüfung wird für die drei beteiligten Länder zentral durch das Ministerium der Justiz und Europa Baden-Württemberg organisiert. Die Einteilung nach Oberlandesgerichten zeigt 62 Absolventen für Karlsruhe und 88 für Stuttgart, 31 für Koblenz und 24 für Zweibrücken in Rheinland-Pfalz sowie sieben für Saarbrücken und drei externe Prüfungsteilnehmer. 43 Studierende waren in den Außenkursen in Ulm.

Die Jahrgangsbesten sind Michelle Weisenhorn mit 11,72 Punkten (Oberlandesgericht Karlsruhe), Kristin Kleinschmager mit 11,27 Punkten (Oberlandesgericht Zweibrücken) und Julius Alexander Lay mit elf Punkten (Oberlandesgericht Stuttgart). „Es wird sich anfühlen wie Gold“, bat Präsidentin Sintje Leßner die 215 freudestrahlenden Absolventen auf die Bühne und überreichte gemeinsam mit Rektor Frank Haarer und Prorektor Rainer Hock die Zeugnisurkunden. Anschließend wurde im Foyer bei einem Buffet noch lange gefeiert.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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