Schwetzingen. „Hier, in der Schwetzinger Oststadt, wird nur gewohnt. Ein Biergarten oder ein Treffpunkt? Fehlanzeige“, bemängelt Marianne Roesen-Zschau. Doch das möchte die engagierte Anwohnerin nicht hinnehmen. Gemeinsam mit Reinhold Bertrand eröffnet sie am Samstag, 22. Juni, um 14 Uhr, das Ostwindcafé – ein Ort, aus dem mehr als nur ein Reparaturcafé werden soll.
Der Hintergrund für das Schwetzinger Engagement ist ein ernster. Nachhaltigkeit – dieses Label möchte sich die Europäische Union (EU) auf die Fahnen schreiben. Es seien 35 Millionen Tonnen Abfall, die jedes Jahr in der EU anfallen, nur wegen zu früh weggeworfener Geräte
Schwetzinger Engagement gegen verschwenderischen Lebensstil
Der geschätzte jährliche Schaden für den Steuerzahler ist kaum vorstellbar: 12 Milliarden Euro kostet der verschwenderische Lebensstil der europäischen Volkswirtschaft, glauben die EU-Politiker. Das Parlament reagiert mit einem Gesetz, das gleich an mehreren Stellschrauben entscheidend drehen soll. Reparaturanspruch, vereinfachte Reparatur bei unabhängigen Werkstätten und Produkte, die schon reparaturfreundlich auf den Markt kommen: All das soll der neue europäische Standard sein.
„Von diesem neuen Reparaturgesetz profitieren wir natürlich auch“, bestätigt Marianne Roesen-Zschau. Sie hoffe, dank des Gesetzes leichter an Ersatzteile zu gelangen und mit dem Reparaturcafé eine nachhaltige Perspektive in der Oststadt schaffen zu können. Auf die Idee, ein solches zu eröffnen, sei sie zufällig gekommen: „Eigentlich hätte ich selbst eins gebraucht. Ich habe bei der Stadt nachgefragt, wo ich denn ein Reparaturcafé finde. Die kannten keins.“ Schon im Vorhinein sei ihr immer wieder Elektroschrott am Straßenrand aufgefallen, der eigentlich noch neu ausgesehen hätte: „Das tut einfach weh. Die Leute wissen nicht, wohin mit den Geräten.“
Also habe sich Roesen-Zschau das Pendant aus Eppelheim, nämlich das Repair-Café, angesehen: „Sowohl das Reparaturcafé in Eppelheim als auch das in St. Ilgen haben den Schwerpunkt Reparatur. Wir möchten hier in Schwetzingen einen Spagat aus Reparatur und Generationentreffpunkt schaffen.“
Das Schwetzinger Repair-Café basiert auf Spenden aus der Bevölkerung
Es sei ein ehrenamtliches Projekt, das auf Spenden basiert, erklärt Reinhold Bertrand: „Deswegen sind wir auch froh, den Pfarrsaal dafür zu Verfügung gestellt zu bekommen. Wir haben einige Standorte geprüft, die Miete war allerdings deutlich zu teuer.“ Nun dürfe das Ostwindcafé einen Samstag im Monat im Pfarrsaal unterhalb der katholischen St.-Maria- Kirche gastieren. „Trotzdem hat unser Projekt nichts mit Religion zu tun. Wir sind für jede Kultur und jedes Alter offen und freuen uns, wenn einfach nur jemand vorbeikommt“, stellt Roesen-Zschau klar.
Dass die katholische Kirchengemeinde die Initiative unterstützt, liege am Konzept des neuen Treffpunkts, glaubt Bertrand: „Wir stellen den sozialen Aspekt in den Vordergrund, da sieht die Kirche Bedarf.“ Gerade wegen der strukturellen Veränderungen, die mittlerweile auch die Schwetzinger Oststadt erreichten, sei das neue Ostwindcafé eine echte Verbesserung. Das Team könne sich gut vorstellen, dass viele Anwohner regelmäßig zum Plaudern kommen könnten. „Es ist zwar ein Reparaturcafé, die Leute müssen aber nicht mal ein Gerät mitbringen. Wer einfach nur einen Kaffee oder Kuchen möchte, ist willkommen“, skizziert Bertrand.
Das Projekt ist eine Kooperation der Schwetzinger Freiwilligenagentur und der Stadt
Eine Vorbesprechung, ungefähr sechs Wochen vor der anstehenden Eröffnung, habe es bereits gegeben: „Dort kamen spontan zwölf Menschen zusammen, die unsere Idee weiterentwickelten und unterstützen.“ In Kooperation mit der Schwetzinger Freiwilligenagentur könne das Team Mechatroniker aufweisen, technikaffine Helfer, aber auch genug Leute, die einfach nur einen Kuchen vorbeibringen. „Wir haben nicht den Anspruch, jedes kaputte Gerät in Schwetzingen reparieren zu können. Manchmal reicht dann auch der Rat, zum Profi zu gehen“, ordnet die Helferin ein.
Vielleicht könnte ein Spieltisch folgen, mal ein Abendessen oder ein unabhängiges Treffen – wo die Idee der Ehrenamtlichen hinführt, wissen sie selbst noch nicht. „Wir sind für jeden und alles offen. Es ist ein Konzept, das sich selbstständig weiterentwickelt“, sagt Bertrand. Er wünsche sich, dass sich weitere Anwohner einbringen und das Ostwindcafé so zu einem Erfolgskonzept machen.
Info: Potenzielle Helfer können sich unter info@ostwindcafe.de melden.
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