Volkshochschule

Dr. Ralf Wagner für Verdienste um Schwetzinger Geschichte ausgezeichnet

Bei seinem Festvortrag "Carl Theodor wie er war und wie es wahr ist" erhält der Historiker Dr. Ralf Wagner aufgrund seiner Verdienste um die Erforschung der Schwetzinger Geschichte den Luise-Degenfeld-Preis.

Von 
Maria Herlo
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Ex-OB René Pöltl (v.r.) verleiht den neu geschaffenen Luise-von-Degenfeld-Preis an Dr. Ralf Wagner. Dr. Volker Kronemayer von der Badischen Heimat und Museumschaf Lars Maurer freuen sich mit dem Preisträger. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. In dem Festvortrag „Carl Theodor wie er war und wie es wahr ist“ anlässlich des 300. Geburtstags des früheren Kurfürsten entwarf Dr. Ralf Wagner in der Volkshochschule ein umfassendes Porträt des Mannes. Davor begrüßte Carolin Brunner, die neue Leiterin der Volkshochschule, die Gäste, darunter den Vorsitzenden des Freundeskreises Schwetzinger Museum Dr. René Pöltl, seinen Stellvertreter Dr. Volker Kronemayer, den Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Dieter Burkhardt sowie weitere Mitglieder der Badischen Heimat und die ehemalige VHS-Leiterin Gundula Sprenger.

„Kaum ein anderer ist berufener uns heute einen Einblick in das Leben von Carl Theodor zu geben als Dr. Ralf Wagner“, hieß Brunner den Referenten willkommen, der an diesem Abend auch eine besondere Würdigung erfuhr. Er erhielt den erstmals verliehenen Luise-Degenfeld-Preis. Brunner: „Wir freuen uns Persönliches, Amüsantes, vielleicht auch Dinge, die Sie noch nicht wussten, von Ralf Wagner zu erfahren.“

Historiker dokumentiert in Schwetzingen die Persönlichkeit Carl Theodors

Wagner als Referent zu erleben, ist ein ganz besonderes Privileg. Er kennt die Regierungszeit und die Biografie des Kurfürsten Carl Theodors wie kein zweiter und verfügt auch sonst über ein enormes Fachwissen, das er spannend und anschaulich zu vermitteln weiß. Anhand von Bildern und Dokumenten ließ der Historiker die facettenreiche Persönlichkeit des „Herrn der sieben Länder“ vor den Augen der Anwesenden höchst lebendig werden.

Unterhaltsam und detailliert schilderte Wagner Höhen und Tiefen seiner Biografie und zeigte Porträts, die prägende Stationen im Leben des Kurfürsten evozierten. In Staunen versetzte Wagner die Zuhörer schon zu Beginn. „Carl Theodor galt als der gelehrteste Fürst Deutschlands und war der meist porträtierte Mensch des 18. Jahrhunderts“, informierte er. Man würde annehmen, dass dies Maria Theresia sei oder Katharina die Große, „aber nein, das ist unser Carl Theodor, weil er Kurfürst von Bayern geworden ist und Herrschaftsporträts angefertigt werden mussten“.

Wer hätte gedacht, dass der am 10. Dezember 1724 in Drogenbos bei Brüssel als nachgeborener Prinz des Hauses Pfalz-Sulzbach, einer Nebenlinie der pfälzischen Wittelsbacher, einmal „Herr über sieben Länder“ werden würde? Wenig bekannt sind auch seine Eltern, deren seltene Porträts Wagner einblendete: Sein Vater, Johann Christian Joseph Pfalzgraf von Pfalz-Sulzbach (1700 – 1733), starb im Alter von 33 Jahren, und seine Mutter, die Markgräfin Maria Anna Henrietta (1708 – 1728) fünf Jahre früher, so dass Carl Theodor im Alter von neun Jahren Vollwaise war.

Vortrag in Schwetzingen: Carl Theodors Bezugsperson war seine Urgroßmutter

Bezugsperson war seine Urgroßmutter, Maria Henrietta von Arenberg, geborene del Caretto, Marquise von Grana und Savona (1671-1744), einer Tochter des spanischen Statthalters Otto de Grana, so dass Carl Theodor spanisches Blut mit geerbt hat. Aus ihren Briefen erfahren wir einiges über Carl Theodors Kindheit, unter anderem, dass seine Muttersprache Französisch war und er als Nachfolger Karl Philipps von der Pfalz Deutsch lernen musste.

Im Laufe seines Vortrags ging Wagner vor allem auf die positiven Seiten Carl Theodors ein, „dem wir viel zu verdanken haben“. Seine Interessen waren vielseitig, sie galten der Antike, den Naturwissenschaften, der Technik, der Literatur, der Sprache, der Künste und insbesondere der Musik, alles Bereiche, in denen er internationalen Ruhm erlangte.

„Heute bot uns Dr. Ralf Wagner ein Paradebeispiel dessen, wie er seine Materie beherrscht und zu begeistern weiß“, sagte Dr. René Pöltl in seiner Laudatio zur Überreichung des Luise-Degenfeld-Preises. Seine Verdienste um die Erforschung der Schwetzinger Geschichte wie um den Erhalt und die Pflege des Schlosses sind enorm. Zudem setzte sich Wagner ein Jahrzehnt auf wissenschaftlich höchstem Niveau mit dem Schlossgarten, insbesondere mit dem Badhaus auseinander. Das war Thema seiner Dissertation, die 2009 im Verlag Regionalkultur als Buch erschienen ist.

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Großartig auch, wie er die Feierlichkeiten im Carl Theodors Jubiläumsjahr organisiert hat. „Für diese Verdienste wird Ihnen der Luise-von-Degenfeld-Preis überreicht“, so Pöltl. Der Preis wurde zum ersten Mal vergeben und nach einer Frau benannt. Der Freundeskreis wollte darauf hinweisen, dass es nicht nur Männer waren, die die lokale Geschichte geprägt haben, sondern auch einflussreiche Frauen. Zur Medaille selbst sagt Lars Maurer, Geschäftsführer des Freundeskreises, dass es ein besonderer Bronzeguss nach einem vorhandenen Original-Medaillon der Luise von Degenfeld sei. Das schützende, fein und glatt gedrechselte Etui aus Holz stamme von einem unlängst im Schwetzinger Schlossgarten gefällten Baum aus dem 17. Jahrhundert, den Luise von Degengeld vor gut 340 Jahren als ganz jungen Baum erlebt haben dürfte.

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