Schwetzingen. Das Verhältnis von Carl Theodor zum weiblichen Geschlecht stand offenbar unter keinem guten Stern. Das Leben des späteren Kurfürsten der Pfalz und von Bayern, am 10. Dezember 1724 als Sohn des Pfalzgrafen Johann Christian von Sulzbach-Hilpoltstein und Maria-Anna de la Tour d’Auvergne auf Schloss Drogenbusch bei Brüssel geboren, war oft von Zufällen bestimmt. Beziehungen zu unterschiedlichen Frauen begleiteten den Werdegang des Herrschers, den Friedrich der Große mal als „Glücksschwein“ und „faulen Kerl“ bezeichnet haben soll.
Die Sonderführung unter dem Titel „Carl Theodor und die Frauen – der Fürst und das weibliche Geschlecht“ beleuchtete den Einfluss der Damenwelt auf sein Leben und seine Gefühle. Dr. Birgit Maul leitete die sonntägliche Tour durch die fürstlichen Wohnräume mit den Appartements aus Vorzimmer, Schlafzimmer und Kabinett. Der Kurfürst und seine Ehefrau Elisabeth Auguste wohnten im ersten Obergeschoss des Schlosses getrennt.
Führung in Schwetzingen: Carl Theodor und seine Urgroßmutter
Carl Theodor wird von seiner Urgroßmutter Marie Henriette erzogen, weil seine Mutter schon früh verstirbt. „Meine Maman“ nennt er die Uroma liebevoll. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1733 kommt Carl Theodor an den Mannheimer Hof des Kurfürsten Carl Philipp, wo er mit 18 Jahren am 17. Januar 1742 die vier Jahre ältere Enkelin Carl Philipps, seine Cousine Elisabeth Auguste, heiratet. Die große Liebe ist es nicht. Carl Theodor ist ernst, verschlossen, zuweilen melancholisch. Die arrangierte Ehe ist nicht mehr als eine Zweckgemeinschaft. Elisabeth Auguste ist herrschsüchtig, greift in die Politik ein, schaut nach schönen Männern und hat zahlreiche Liebhaber. Die Kurfürstin amüsiert sich eben gern.
Als sie mit 40 Jahren endlich schwanger wird, stirbt das Kind bald nach der Geburt. Die eheliche Verbindung zerbricht endgültig. Erst jetzt wendet sich Carl Theodor anderen Frauen zu. Dr. Birgit Maul hatte bei der Führung einige Berichte von Augenzeugen zu den Mätressen parat. Eleonore Huber, die Tochter eines Bäckers, gilt ab 1758 als erste außereheliche Verbindung. Carl Theodor kümmert sich auch gerne mal um Tänzerinnen des Hofballetts. Es gibt eine Beziehung zu Christine von Hauer aus Düsseldorf. Die französiche Schauspielerin Francoise Despres-Verneuil schenkt ihm 1762 eine Tochter und 1764 einen früh verstorbenen Sohn.
Der Herrscher ist als Förderer von Kultur und Wissenschaften bekannt. Seine Hofbibliothek hat einen öffentlichen Lesesaal. Von seinem Hofastronomen Christian Mayer lässt er die Mannheimer Sternwarte errichten. Und er unterhält eine eigene Hofkapelle, die sogenannte „Mannheimer Schule“.
Führung in Schwetzingen: Die große Liebe von Kurfürst Carl Theodor
Tänzerin Maria Josepha Seyffert, seine große Liebe, bekommt von ihm vier Kinder. Sohn Carl August wird sogar Reichsfürst. Seyffert selbst macht er zur pfälzischen Gräfin von Heydeck. Als sie bereits mit 23 Jahren infolge des Kindbettfiebers stirbt, bleibt ein „unfassbar trauriger“ Kurfürst zurück.
Es folgen kurze Liaisons mit der erst 16-jährigen Augusta Wendung und der Hofdame der Kurfürstin, Josepha von Leutrum. Die große Liebe und die Vaterschaft erlebt der Kurfürst nur mit seinen Mätressen. Während er ab 1778 in München lebt, bleibt Elisabeth Auguste in Oggersheim. Als sie 1786 schwer erkrankt, hofft Carl Theodor insgeheim, dass seine Frau nicht überlebt. Sie stirbt erst 1794 nach kurzer schwerer Krankheit in Weinheim. Der Witwer heiratet bereits im Februar 1795 mit über 70 Jahren ein zweites Mal. Die Ehe mit der mehr als 50 Jahre jüngeren Maria Leopoldine von Habsburg-Este „wird zur Hölle“, führt Dr. Birgit Maul aus.
Die junge Frau macht sich über ihn lustig und verweigert sich standhaft. Die Enkelin der österreichischen Kaiserin Maria Theresia wird später mit Aktien- und Wertpapierhandel die reichste Frau Bayerns. Für den Kurfürsten gibt es aber keinen legitimen Erben mehr. Der Wunsch nach einem Nachfolger geht für ihn nicht in Erfüllung.
Carl Theodor stirbt am 16. Februar 1799 an den Folgen eines beim Kartenspiel erlittenen Schlaganfalls in der Münchner Residenz. Er wird in der Theatinerkirche beigesetzt. Der Sarg der Kurfürstin wird 1805 von der Karmeliterkirche in Heidelberg in die Münchner St. Michaelskirche überführt.
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