Umwelt

Dreck-Weg-Tag: Schwetzingen putzt sich raus

128 fleißige Bürger bringen die Stadt auf Vordermann und sammeln an vielen Ecken jede Menge Müll, Unrat und Schrott . Die Aktion soll künftig jedes Jahr wiederholt werden.

Von 
Noah Eschwey
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Die Frauen des Tierschutzvereins: Elvira Nissel (v. l.), Barbara Schwalbe, Anne Guffart, Christa Burger. © Eschwey

Schwetzingen. Bewaffnet mit Greifzangen, Müllsäcken und Gummihandschuhen. Gekennzeichnet durch neongelbe Warnwesten mit dem Wappen Schwetzingens auf der Brust. In kleinen Gruppen, in Scharen oder alleine. Wer am vergangenen Samstagvormittag durch Schwetzingen streifte, sah sich mit einer besonderen Gattung Mensch konfrontiert – engagierte Bürger, die Schwetzingen bei der Aktion Dreck-Weg-Tag von Plastik, Müll und Schrott befreiten.

Es ist 9 Uhr morgens. Die Morgensonne regiert über den wolkenfreien, blauen Himmel. Neben dem Schwetzinger Jugendhaus „Go in“ empfangen Christian Schöfer und Dieter Reil von der Freiwilligenagentur Schwetzingen die zahlreichen Bürger mit einem breiten Grinsen. Ein lockerer Spruch zur Begrüßung, ein paar Worte zu dem Bereich, den Schöfer und Reil betreuen – einer von insgesamt vier Bereichen.

Kindern in Schwetzingen Umweltbewusstsein vorleben

Dann kann es für die junge Familie losgehen. „Wir haben auf der Internetseite von der Stadt davon gelesen“, sagt der Familienvater Alexander Nastasi. Er fände es wichtig, den Kindern vorzuleben, dass die Umwelt sauber gehalten werden müsse. „Ich denke die Kinder lernen viel. Vor allem, dass den Müll jemand weg machen muss, den andere achtlos hinterlassen“, erklärt Nastasi. Und von diesen Hinterlassenschaften gibt es einige rund um den Schwetzinger Feuerwehrparkplatz.

Udo und Gerlinde Kuttelwascher haben den Sammelpunkt beim Lidl fest im Griff. © Eschwey

„Irgendwelche Papiere, Plastik und vor allem Kippen. Unendlich viele Kippen“, beschreibt Elvira Nissel die Funde, die sie, gemeinsam mit ihren Kolleginnen vom Tierschutzverein, in der Gegend eintüten konnte. „Nur eine Leiche war noch nicht dabei“, scherzt Tierschutz-Mitstreiterin Barbara Schwalbe. Zwar blieb auch ihr ein Leichenfund erspart, dafür zeigte sich Birgit Leyhe-Horn, die in der Oststadt Klarschiff machte, über die hohe Anzahl Schnapsflaschen schockiert: „Ich bin die B535 Richtung Plankstadt entlanggelaufen. Die Autofahrer kaufen scheinbar die kleinen Wodka- und Jägermeisterflaschen an der Tankstelle, trinken sie beim Fahren und werfen sie dann aus dem Fenster.“

Müll in Schwetzingen überrascht

Der Müll am Straßenrand überrascht auch Gerlinde und Udo Kuttelwascher, die den Sammelpunkt in der Borsigstraße betreuten. Wenn gerade keine Bürger kämen, würden sie die Zeit nutzen, um die Böschung von Verschmutzungen zu befreien: „Es ist unglaublich, was die Menschen alles aus dem Autofenster werfen“, so Gerlinde Kuttelwascher. Auch das Ehepaar sei über die Freiwilligen Agentur zur Betreuung des Sammelpunkts gekommen. „Mittlerweile machen wir das seit vielen Jahren. Vom Gefühl her würde ich sagen, sind eher weniger Leute dieses Jahr unterwegs.“

Ein Eindruck, den Organisatorin Daniela Gellert vom Generationenbüro Schwetzingen bestätigen wird – es seien an diesem Tag 128 Freiwillige im Einsatz gewesen. Bei der letzten Aktion, im Jahr 2022, schätzte die Stadt die Teilnehmerzahl auf rund 200. Mittlerweile zwei Straßen vom Lidl entfernt ist Simon Abraham unterwegs. Gemeinsam mit anderen Funktionären des SPD-Ortsvereins und seiner Familie wolle er die Möglichkeit nutzen ein Zeichen zu setzen: „Die Verschmutzung unserer Umwelt geht uns alle an. Ich lebe gerne mit meiner Familie hier in der Stadt. Also möchte ich auch helfen, Schwetzingen zu pflegen.“

OB Pöltl findet Nummernschild

Den Eindruck sinkender Teilnehmerzahlen können die Azubis der Stadt, Amelie Bährle und Ina Sanzol, nicht teilen. Die jungen Frauen, die den Sammelpunkt „Alla hopp“ betreuten, konnten schon am frühen Morgen über 30 Teilnehmer begrüßen. „Unseren spektakulärsten Fund brachte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl. Er fand schon auf dem Hinweg hierher ein Nummernschild“, erzählt Bährle.

Der Oberbürgermeister selbst streift an diesem Tag alleine durch den Hardtwald. Er sei froh darüber, in diesem Jahr weniger Müll zu finden als bei den vergangenen Sammelaktionen. „Ich habe schon ganze Küchenzeilen im Wald liegen gesehen. Da bin ich heute sehr zufrieden, hauptsächlich Kleinmüll zu sammeln“, so Pöltl. Er und fünf Jungs von der Handballjugend der HG Schwetzingen/Oftersheim sahen sich hauptsächlich mit dem Müll rund um die Waldparkplätze konfrontiert.

Weniger Müll an Schwetzinger „Alla hopp“-Gelände

Der Eindruck, es sei um das „Alla hopp“-Gelände weniger Müll als in den Jahren zuvor, hätten die meisten der erfahrenen Sammler geteilt, erklärt Organisatorin Daniela Gellert vom Generationenbüro im Nachhinein. Am letzten der vier Sammelpunkte bei der Eis- und Rollschuhbahn zeigen sich Sammler und Betreuer gleichermaßen zufrieden. „Schön ist die Vielfältigkeit der Menschen, die hier sammeln“, findet Ernst Klopfer, der den Treffpunkt gemeinsam mit Christian Schwartz betreut. Neben den Freiwilligen des CDU-Stadtverbands und der Reservistenkameradschaft seien hier auch Ehrenamtliche der Ahmadiyya-Gemeinde Schwetzingen und viele Familien unterwegs gewesen. „Besonders schön ist, wie viel Spaß die Kinder dabei haben. Für viele scheint die Aktion ein richtiges Familienabenteuer zu sein“, vermutet Klopfer. Der Anwohner Günter Eckhardt erzählt stolz: „Ich habe jetzt die Runde, die ich morgens mit meinem Hund laufe, gesäubert. Später kommen noch meine Enkel, um zu helfen.“

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Am frühen Nachmittag kehrten die letzten Müllsammler zurück. Die Säcke konnten entweder an den Sammelpunkten abgegeben oder an den öffentlichen Mülleimern deponiert werden. Der Bauhof übernahm den Abbau wie zuvor schon den Aufbau. Gellert erklärt, dass der meiste Müll am Friedhof, im Almendsand sowie am ehemaligen Ausbesserungswerk gesammelt worden sei. Besonders auffallend seien die vielen Zigarettenkippen in Ampelbereichen gewesen. Neben den Parteien SPD, CDU, Grüne und Freie Wähler hätten sich die Reservistenkameradschaft Schwetzingen, der Lions Club Churpfalz, der Schwetzinger Lions Club und der Leo-Club beteiligt. „Die Stadt wird zukünftig wieder jährlich einen Dreck-Weg-Tag ausrichten. Wir würden uns freuen, wenn noch mehr Familien mit Kindern teilnehmen“, sagt Daniele Gellert zum Schluss.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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