Schwetzingen. „In den Straßen rund um die Schulen bis zum Rewe-Supermarkt und zur Bahnunterführung werden der Verpackungsmüll und die Zigarettenkippen wahllos auf die Straße und in die Vorgärten geworfen“, erklärt Cornelia Hertlein von den Freien Wählern. Gerade daher sei es aus ihrer Sicht wichtig, dass sich auch die Schulen am Schwetzinger „Dreck-weg-Tag“, der am Samstag, 9. März, stattfindet, beteiligen. Hertlein vermutet nämlich in den Jugendlichen, die in der Schwetzinger Oststadt ihren Schulweg bestreiten, hauptsächliche Verursacher der Vermüllung.
Da der „Dreck-weg-Tag“ an einem Samstag, also während des unterrichtsfreien Wochenendes, stattfinde, schlägt Hertlein vor: „Da samstags keine Schule ist, wäre es sicher auch möglich, den eigenen Müll bereits am Freitag, 8. März, in der Scheffel-, Goethe-, Nikolaus-, Lenau- und Hölderlinstraße sowie aus den Vorgärten dieser Straßen zu entfernen.“ Dafür bietet Hertlein auch die Unterstützung der Freien Wähler an.
Das sagt die Stadt Schwetzingen
Andrea Baisch, die Amtsleiterin des OB-Referats der Stadt erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass die Thematik des wilden Mülls entlang des Weges von den weiterführenden Schulen hin zum Rewe-Markt der Stadt bekannt sei. „Die Schulen werden von der Stadt auf den Termin hingewiesen und gebeten, sich in den zwei Wochen vor dem eigentlichen „Dreck-weg-Tag“ zu beteiligen.“ Zwar stelle der Bauhof die hierzu benötigten Materialien zu Verfügung, bisher habe es allerdings keine Anmeldung seitens der Schulen gegeben. Nur die Nordstadtschule habe bekannt gegeben, in der nahen Zukunft eine Putzaktion zu planen.
Wer macht noch mit beim Müll aufsammeln?
- Jetzt geht es dem wilden Müll an den Kragen: Am Samstag, 9. März, findet nach einjähriger Pause wieder der Schwetzinger „Dreck-weg-Tag“ statt. Zwischen 9 und 12.30 Uhr sind Vereine, Organisationen, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, mit Handschuhen, Zange und Müllsack bewaffnet dem achtlos weggeworfenen Müll im Stadtgebiet zu Leibe zu rücken. Der Fokus liegt auf dem Säubern von öffentlichen Plätzen, Grünanlagen und Spielplätzen. Die Müllsäcke und Zangen werden von der Stadt gestellt. Die Ausgabe des Materials und das Einsammeln der befüllten Säcke übernimmt der städtische Bauhof.
- Gesäubert wird diesmal im Kleinen Feld und im Allmendsand (Treffpunkt Eis- und Rollschuhbahn Stamitzstraße), am Ausbesserungswerk (Treffpunkt Lidl Borsigstraße), in der Südstadt (Treffpunkt Go In) und beim „Alla-hopp“-Gelände (Treffpunkt Einfahrt Grillhütte). In jedem Sammelbezirk koordiniert ein städtischer Mitarbeiter die Aktion und steht als Ansprechpartner bereit.
- Vereine und sonstige Organisationen ab acht Personen, die gerne mitmachen möchten, können sich noch telefonisch unter 06202/87-493 bei Daniela Gellert im Generationenbüro oder per E-Mail: generationenbuero@schwetzingen.de mit Kontaktdaten ihrer Ansprechpartner anmelden. Einzelne Bürger müssen nicht extra vorher anrufen oder schreiben. Wer mithelfen will, kommt am Aktionstag dazu und wird vor Ort eingeteilt. Für alle Helfer gibt es als Dankeschön ein kleines Vesper in Form einer Tüte mit Laugenbrezel und Rosinenbrötchen zum Mitnehmen.
- Organisiert wird der Tag von Daniela Gellert im Generationenbüro sowie dem Team vom Bauhof, das für ausreichend Zangen, Müllsäcke, Warnwesten und Handschuhe für die Freiwilligen sorgt. Ebenso unterstützt wird die Organisation von der Freiwilligenagentur „Sei dabei“. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl ist wieder Schirmherr der Veranstaltung.
Nun äußerten sich Gundolf March, der stellvertretende Schulleiter des Hebel-Gymnasiums, Thomas Edinger, der Schulleiter der Ehrhart-Schott-Schule (ESSS), Jörg Bader, Schulleiter des Privatgymnasiums und die Schulleiterin der Carl-Theodor-Schule, Heide-Rose Gönner zu der Theamtik.
Rufen die Schulen zur Beteiligung am „Dreck-weg-Tag“ auf?
Am Hebel-Gymnasium setzen die Lehrkräfte auf Appelle – so gebe es gezielte Ansprachen des Kollegiums an Schulklassen, eine direkte Information an die Solidaritäts-AG und Hinweise im Vertretungsplan der Lehrkräfte. Jörg Bader teilt bezüglich des Privatgymnasiums mit, dass sie über deren Schulmedien über den Aktionstag aufklären. Hätte es einen Flyer von der Stadt gegeben, hätte die Schule diesen am Schwarzen Brett ausgehängt. Die Ehrhart-Schott-Schule ruft gar nicht zur Teilnahme auf.
Gibt es an den Schulen ähnliche Initiativen?
Heide-Rose Gönner von der Carl-Theodor-Schule schreibt: „Einmal pro Woche säubert eine Klasse mit ihren Klassenlehrern – während der Unterrichtswochen im Schuljahr – die Außenanlage der Schule und den Weg bis zum Rewe-Supermarkt. Das Privatgymnasium verweist auf deren Umwelttag, der nun schon zum vierten Mal stattfand und den Ordnungsdienst, der zur Säuberung des Schulgeländes beitrage. Trotzdem habe die Schule immer wieder mit Verschmutzungen zu kämpfen, so der Schulleiter: „Allerdings ist die Verschmutzung auf unserem Schulgelände seit Jahren ein sehr großes Problem, das nicht von uns ausgeht, sondern in der Zeit nach der Schule und an Wochenenden entsteht.“
An der Ehrhart-Schott-Schule sei Umweltverschmutzung ein Thema, das immer wieder abgesprochen werde, bestätigt Rektor Edinger. Weiter seien die Schüler gemeinsam mit den Reinigungskräften im Einsatz, um Verschmutzungen in und an der Schule zu beseitigen.
Können sich Schulen vorstellen, einen eigenen Tag zur Beseitigung des Mülls einzuführen?
Das Privatgymnasium verweist darauf, dass dies an der Schule schon so gehandhabt werde. Beispielsweise hätten sich die fünften Klassen schon 2019 an der Aktion beteiligt. Die anderen Schulen lehnen weitere Aktionstage unter Verweis auf genügend schon bestehende Aufgaben ab. Der stellvertretende Schuleiter des Hebel-Gymnasiums nimmt auch die Eltern in die Pflicht: „Im Übrigen ist es Aufgabe der Elternhäuser, den Kindern den korrekten Umgang mit Müll beizubringen.“
Wie stehen die Schulen zu einer gemeinsamen Aktion mit Bürgern?
„Punktuelle Aktionen haben leider auch nur punktuelle Wirkung. Nachhaltiger könnten strukturelle Maßnahmen sein, etwa das Aufstellen von Müllsammelbehältern“, erklärt Gundolf March vom Hebel-Gymnasium. Thomas Edinger von der Ehrhart-Schott-Schule lehnt eine solche Aktion unter Verweis auf die erfolgten Appelle an die Schüler ab.
Ausschließlich Jörg Bader vom Privatgymnasium zeigt sich nicht ganz abgeneigt: „In der Vergangenheit war dies auch bereits der Fall. Wir würden sicherlich ein bis zwei Klassenstufen zu diesem Zweck abstellen können, um bei der Aktion zu unterstützen. In unserem Fall ist es aber gesichert so, dass der Hauptpunkt an Verschmutzung nicht von unseren Schülern ausgeht, daher würde sich dadurch natürlich temporär etwas verbessern und alle Schüler wären erneut sensibilisiert, jedoch wäre das Problem der Verschmutzung nach der Unterrichtszeit dennoch nicht gelöst.“
Viele Schüler engagieren sich privat für „Fridays for Future“. Erwarten die Lehrer vor diesem Hintergrund Beteiligung?
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Gundolf March zeigt sich kritisch: „Die jungen Menschen der Initiative FfF scheint mir eher von anderen zu fordern, für den Umweltschutz einzustehen. Ob sie dies selbst tun, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich rechne mit wenig privater Beteiligung.“ Thomas Edinger zeigt sich positiver gestimmt. Der ESSS-Schulleiter rechnet mit Unterstützung der Jugendlichen, so sei es ein für die Schüler wichtiges Thema. Ähnlich antwortet auch Jörg Bader vom Privatgymnasium: „Ja, das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler bei unserem schuleigenen Umwelttag zeigt uns schon, dass unsere Schulgemeinschaft sich auch im Privaten für die Umwelt einsetzen möchte.“
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