Es war eine Premiere für das Festival „Enjoy Jazz“. Zwei Jazzmusiker an einer Stätte, die musikhistorisch ohne Frage eine Sternstunde etikettiert. Im Jahr 1763 trat im kurfürstlichen Schloss der erst siebenjährige Wolfgang Amadeus Mozart auf und begeisterte sein damaliges Publikum. Und nun, genau 259 Jahre später, übernahm diesen Part das Duo „Aerial“, bestehend aus der Mannheimer Saxofonistin Alexandra Lehmler und ihrem Kollegen am Vibraphon aus Paris, Franck Tortiller.
Zugegeben, die beiden sind etwas älter als das damalige Wunderkind, aber sie waren mindestens so brillant, wie Wolfgang Amadeus. An diesem Abend im Rahmen der Schwetzinger Jazztage zeigt sich: Musik kann glücklich machen. Und es scheint, dass dies im Jahr 1763 genauso gelang wie 2022. Die Musik des Duos war traumschön, nahm in den Arm und half beim Abheben.
Das mit dem Abheben ging schnell. Wenige Minuten nachdem Manfred Kern von der Jazzinitiative Schwetzingen die beiden Musiker begrüßt hatte, begann ihr Spiel Wirkung zu zeigen. Kaum jemand im Publikum, der nicht selig lächelte und sich von der Musik tragen ließ. Klar, Musik ist erst einmal Klang und Rhythmus. Doch diese Definition ist gerade angesichts dieses Duos maximal dürftig. Denn das Eigentliche lässt sich kaum beschreiben. Musik macht etwas mit dem, der zuhört. Innehalten, empfinden und das sehr fokussiert. Nicht oft ist der Mensch so sehr Mensch wie mit Musik. Und wenn es dann Musik ist wie die von „Aerial“, dann ist dieses Menschsein wunderschön.
Die ungewohnte Kombination
Technisch virtuos zauberten sie ein kleines musikalisches Universum in den Mozartsaal. Zuhören und zusehen war dabei die reine Freude. Und Zweifel angesichts der vermeintlich ungewohnten Saxofon-Vibraphon-Kombination erledigten sich in Sekunden. Es passte alles – und zwar perfekt. Das galt auch für das Stück, das die beiden an den Komponisten Giacomo Puccini angelehnt haben. Eine äußerst anmutsvolle Mischung aus Klassik und Jazz. Das mit dem anmutsvoll galt auch für die Anleihen beim Pop und an andere Jazzgiganten.
Der Wechsel vom Applaus zum Jubel war denn auch mehr als verdient. Es war ein wahrhaft grandioser Musikabend, der wahrscheinlich auch Mozart gefallen hätte.
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