Mozartgesellschaft

Ein Konzert in Schwetzingen im Rhythmus einer neuen Liebe

Im Schlossgarten erleben die Gäste ein besonderes Konzert: Das Nerida Streichquartett gestaltet mit Nikolaus Friedrich auf Einladung der Mozartgesellschaft einen Abend, in dem nicht nur Mozart-Werke gespielt werden.

Von 
Rita Weis
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Saskia Niehl (Violine), Jeffrey Armstrong (Violine), Nikolaus Friedrich (Klarinette), Grace Lehan (Viola) und Naja Reich (Violoncello) gestalten ein schönes Konzert. © Weis

Schwetzingen. Dass Wolfgang Amadeus Mozart damals verliebt war, konnte man deutlich bei den vier Liedarien spüren, die das junge Nerida Streichquartetts mit Klarinettist Nikolaus Friedrich im Schwetzinger Schlossgarten am Freitag spielte. Das von der Mozartgesellschaft Schwetzingen organisierte Konzert fand am Minerva-Tempel statt. Das Wetter hielt gerade für die Zeit des Konzerts (wir berichteten im „Digitalen Sonntag“ in Kurzform).

Hingeführt in diese Welt der Liebessehnsucht wurde das Schwetzinger Publikum durch Mozarts das dreisätzige Streichquartett B-Dur KV 159, einem relativ frühen Werk aus dem Jahr 1773, einer Zeit, als Mozart von Mailand nach Wien umzog. Mozart war damals erst 17 Jahre alt und hatte gerade die Premiere seiner Oper „Lucio Silla“ vorbereitet.

Interpretation ohne Gesang

Im Jahre 1777 kam er - auf der Suche nach einer Anstellung - nach Mannheim, wo er fünf Monate blieb. Eine Anstellung fand er am Hof des Kurfürsten Carl Theodor nicht, aber eine große Liebe: Aloysia Weber, Sopranistin und spätere Münchner Primadonna. Sie war die Cousine des Komponisten Carl Maria von Weber und die Schwester von Constanze, Mozarts späterer Ehefrau. Aloysia wurde eine der wichtigsten Interpretinnen seiner Werke. Ihr widmete Mozart mehrere Liedarien, von denen vier Lieder nun auf dem Konzert vorgestellt wurden. Sie entstanden in der Zeit von 1777 bis 1788. Schon während seines Aufenthalts in Mannheim komponierte 1778 er „Alcandro, Io confesso / Non so d’onde viene“, KV 294, für Aloysia, die seine Schülerin und vermutlich auch seine Geliebte wurde, was wiederum seinem Vater Leopold so sehr missfiel, dass er Mozart dazu brachte, die Reise nach Paris fortzusetzen.

Es folgten drei Arien: „Ah, Io previdi / Ah, t’infola agl’occhi miei“, KV 272, aus dem Jahre 1777, und „Ah se in ciel, benigne stelle“, KV 538. Eher ungewöhnlich war „Vorreil spiegarvi, oh Dio“, KV 418 aus dem Jahre 1783, ein sehr schönes, romantisches Stück mit zaghaftem, durchgängigen Rhythmus durch ein Pizzikato auf einer Violine. Das Besondere dieses Konzerts im Garten von Carl Theodor war, dass bei diesen Liedarien keine Singstimme dabei war, sondern sie wurden rein instrumental interpretiert. Als quasi singenden Part mischte sich die Klarinette in das Spiel ein und schlängelte sich um die Melodien der Streicher.

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Zum Schluss des Konzertes wurde Carl Maria von Webers Klarinettenquintett B-Dur op 34 J 182 „Gran Quintetto“, bestehend aus vier Sätzen, geboten. Schon im ersten Satz deutete sich eine Art Galopp an, der immer wieder bis zum Schluss auftaucht. Der zweite Satz, das Fantasia Adagio, eingeleitet durch das Cello, wurde unterbrochen von fantasieartigen Soli der Klarinette. Ein Dialog zwischen Streicher und Klarinette jeweils mit einem trippelnden, rhythmisch verschobenen Motiv, kennzeichneten das Menuetto, den dritten Satz, der nun abgelöst wurde durch ein fröhliches Allegro, das die Komposition beendete.

Klarinettist Nikolaus Friedrich, lange Zeit Solist im Nationaltheater Mannheim, gehört „zu den gefragtesten Kammermusikpartnern und vielseitigsten Klarinettisten unsere Zeit“, wie das Programmheft schreibt; er widmet seine Arbeit neben klassischer Kammermusik auch zeitgenössischer Musik.

Das 2018 gegründete Nerida Streichquartett besteht aus den beiden Violinisten Saskia Niehl und Jeffrey Armstrong, aus Grace Lehan an der Viola und der Violoncellistin mit Naja Reich. Der Name des Ensembles ist inspiriert von den Nereiden der griechischen Mythologie, Nymphen des Meeres, und verweist auf das Wasser als kraftvolles und zugleich flexibles Element, das immer wieder neue Formen annehmen kann.

Jazzige Eindrücke

Die Bearbeitung der Liedarien Mozarts für Klarinette und Streichquartett stammte von dem Heidelberger Komponisten Benjamin Helmer, einem international ausgebildeten Musiker mit Erfahrungen in vielerlei Genres.

Betrachtet man die Zusammensetzung des Ensembles, kann man verstehen, dass die aufgeführten Stücke keine „puristischen“ Interpretationen sind, sondern lebendige, in die heutige Zeit transponierte und transportierte Werke. So kann es schon mal sein, dass die schnellen, manchmal zwei Oktaven umfassenden Läufe der Klarinette frisch, brillant und fast ein bisschen jazzig klingen; der Rhythmus der Streicher, stellenweise unterstrichen durch gezupfte Saiten, „Pizzicato“, wirkte jugendlich, fröhlich, emotional.

Mozart und Weber konnten neu entdeckt und geliebt werden - wie eine neue Liebe.

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