Kleine Planken - Elisabeth Sauer erklärt die „Schwätzbänkle“

Ein Platz zum Schwätzen in Schwetzingen

Von 
Stefan Kern
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Elisabeth Sauer zeigt ein Bild vom „Schwätzbänkle“. © Kern

Auf ältere Menschen hat sich die Pandemie verheerend ausgewirkt. Elisabeth Sauer vom Kreisseniorenrat des Rhein-Neckar-Kreises schaut dabei nicht auf die medizinische Seite. Für nicht wenige der alten Menschen hätten sich die Maßnahmen wie eine Haft angefühlt, sagt sie. Viele hätten sich komplett abgeschnitten gefühlt und seien in bodenlose Einsamkeit gestürzt. „Viele Menschen müssen sich erst wieder daran gewöhnen, anderen unbefangen zu begegnen.“ Genau hier setzt die Idee mit den „Schwätzbänkle“ des Landesseniorenrates Baden-Württemberg an.

„Die Menschen wieder zu mehr Gemeinsamkeit verführen“, so beschreibt es Sauer. Die Idee ist ganz simpel. Eine Bank – in Schwetzingen ist das die Bank auf den Kleinen Planken auf der Seite der Geschäfte unter den Bäumen – bekommt den offiziellen Titel „Schwätzbänkle“ und jeder, der sich da hinsetzt, signalisiert, dass er Lust zum Reden und Zuhören hat. „Es ist ganz einfach, aber wirkmächtig.“

Mit Initiatorin Elisabeth Sauer spricht die Redaktion über die besonderen Sitzgelegenheiten.

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Frau Sauer, wie haben Sie die Lockdowns erlebt?

Elisabeth Sauer: Zu Beginn war es entspannend: weniger Termine und weniger Stress. Doch schon nach wenigen Wochen verkehrte sich diese Ruhe in ihr Gegenteil. Nichts ging mehr – keine Treffen, keine Aktionen. Es fühlte sich an, als wäre das Leben verschwunden. Der direkte Umgang mit anderen fehlte mir sehr. Natürlich haben wir uns in Rekordzeit mit Zoom-Konferenzen vertraut gemacht. Aber den direkten Kontakt konnte das nicht ersetzen.

Und wie haben Sie Ihr Umfeld erlebt?

Sauer: Leider hat man sehen können, wie die Angst bei vielen Menschen alles Zwischenmenschliche verdrängte. Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen Angst und Vorsicht. Wir müssen noch mehr versuchen, auch bei notwendigen Entscheidungen so human wie möglich vorzugehen. Mitzuerleben, wie eine Ehefrau nach über 40 Jahren Ehe stirbt und der Partner nicht zu ihr darf, ist einfach schlimm.

Wie kam es zur Idee der „Schwätzbänkle“?

Sauer: Solche Bänke gibt es schon in der Schweiz und England. Als der Landesseniorenrat Baden-Württemberg mit der Idee kam, solche Bänke auch im Ländle zu verwirklichen, griffen wir sofort zu. Das ist doch eine einfache und geradezu geniale Idee gegen die Sprachlosigkeit und Einsamkeit. Jede und jeder, der sich dahin setzt, wird Teil von etwas Großem. Denn gemeinsam ist immer größer als allein.

Könnte die Idee in unserer doch zunehmend brüchigen Gesellschaft nicht weit darüber hinaus gehen?

Sauer: Absolut. Ich würde mich wahnsinnig freuen, denn mit ihrem einladenden Aufforderungscharakter schaffen wir eine einfache Gelegenheit zur Begegnung und Kommunikation von Menschen jedes Alters, jeder Herkunft und jeder Kultur. Gesellschaft funktioniert nur, wenn wir miteinander reden und einander zuhören. So gesehen ist diese Bank eigentlich mehr eine Brücke.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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