Verein „Heavens Fighter“

Ein wahrer Segen für Bedürftige in Schwetzingen

Im Hof der Arbeiterwohlfahrt in Schwetzingen nutzen Menschen das Angebot des Vereins "Heavens Fighter", sich mit Lebensmittel zu versorgen und auch die Haare schneiden zu lassen

Von 
Stefan Kern
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Es kommen viele Menschen im Hof der Awo vorbei. Auch gibt es hier Kisten mit Kleidung. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Natürlich mögen Jürgen Reeb und Manuela Dehoust von den „Heavens Fighter“ ihre Aufgabe. Menschen zu helfen, denen es schlecht geht, die ökonomisch unter Druck stehen, ist eine ehrenvolle Aufgabe. In den Augen des amerikanischen Politphilosophen John Rawls sind sie damit ein Pfeiler des sozialen Fundaments. Denn gelingende Gemeinschaften tolerieren nur eine gewisse Spanne der Ungleichheit.

Notwendigkeit solcher Aktionen als Hinweis auf ein Sozialstaatversagen

Wenn diese zu groß wird, geraten Gesellschaften über kurz oder lang in instabiles Fahrwasser, was am Ende immer die Zunahme von politischen Vereinfachungen, sprich Extremismus, befördert. Und das sowohl oben wie auch unten auf der ökonomischen Leiter. Womit nie etwas besser wird, sondern immer alles schlimmer. Zugleich sei die Notwendigkeit ihres Tuns stets auch ein Hinweis auf ein Sozialstaatsversagen. Wir nehmen Handlungsdruck vom Staat, was sich mittelfristig ebenfalls negativ auf das Ansehen und die Akzeptanz staatlicher Institutionen auswirken könne. Es sind genau diese Dinge, die Reeb neben dem Impuls sich anständig zu verhalten umtreibt.

Thomas, Irena, Iris und Tina sind bei der Aktion der „Heavens Fighter“ (Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe) gerüstet, um haltbare Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. © Lenhardt

Begonnen hat die Geschichte der „Heavens Fighter“ am 24. Dezember 2018. Kurz zuvor startete der heutige Vorsitzende Hans-Peter Maurer einen Aufruf, für die Obdachlosen im Mannheim etwas zu tun. Er habe, so berichtete es Jürgen Reeb, mehr Weihnachtsgeld als erwartet bekommen. Schnell stand der Entschluss, mit dem Geld den Obdachlosen der Stadt zu helfen. Es wurde Essen eingekauft, für Getränke gesorgt und am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, veranstalte die Truppe eine Art Weihnachtsfest. Heute sind die „Heavens Fighter“ zu einer kleinen aber unverzichtbaren Institution in Schwetzingen und Umgebung geworden. Neben 22 aktiven Mitgliedern finden sich auf der Mitgliederliste noch 40 passive Unterstützer, die alle zusammen dafür sorgen, dass einmal im Monat genug Ware da ist, die an Menschen in Schwetzingen, Heidelberg und Mannheim ausgegeben wird, die den Alltag aus eigener Kraft nicht mehr bewältigt bekommen.

Gerade waren sie wieder in den Räumlichkeiten der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in der Hebelstraße 6 in Schwetzingen. Mit einem ganzen Transporter voller Ware kamen sie an. Und, um es vorwegzunehmen: Sie mussten nur wenig wieder einpacken. An die 100 Menschen kamen, um zum Beispiel haltbare Nahrungsmittel mitzunehmen, frisches Essen wie Wurstsalat zu speisen oder sich die Haare frisieren zu lassen. Und niemand von ihnen ließ Zweifel daran, wie wichtig die „Heavens Fighter“ seien.

Frisörin Michaela verpasst hier Gerda einen modischen Haarschnitt. © Dorothea Lenhardt

Für Nihal, die eigens aus Heidelberg kam, sind diese sogar Engel. Nicht nur, weil es hier kostenlos etwas zu Essen, Kleidung oder Hygieneartikel gibt, sondern vor allem auch, weil sie einen Ort schaffen, „wo wir sein können“. Das ist auch Reeb und Dehoust wichtig. Diese Aktionen sollen immer auch Orte der Begegnung und des Austausches schaffen. Viele der Menschen hier seien einsam. Gerade Ältere mit kleiner Rente. Davon gibt es laut Reeb laufend mehr, würden immer stärker in die Isolation geraten. Auch aus Scham nach einem langen Leben in Arbeit auf solche Hilfen angewiesen zu sein. Und damit sind die beiden beim Thema Würde. Gerade bei ökonomisch eher schwachen Menschen, stünde die Unantastbarkeit sehr wohl infrage. Es gehe dabei nicht nur um Ökonomisches, sondern auch Wertschätzung, Respekt und Höflichkeit. Allzu oft werde das alles leider an den ökonomischen Status geknüpft. Was in Sachen Einschätzung von asozialem oder eben sozialem Verhalten zu krassen Fehleinschätzungen führen kann. Neben der akuten Hilfe wollen die „Heavens Fighter“ auch hier ein paar Dinge geraderücken. Ist für eine wirklich anständige Gesellschaft unerlässlich.

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Weitere Informationen unter www.heavensfighter-ev.com. Die „Heavens Fighter“ veranstalten monatlich abwechselnd in den Städten Verteilaktionen. Die nächste findet am 21. Oktober im Wichernheim in Heidelberg statt.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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