Wie wäre es mit einer neuen Folge aus der Seifenoper „Thank you for traveling Deutsche Bahn“ („Danke fürs Reisen mit der Deutschen Bahn“)?
Freitag vor dem Pfingstwochenende. Ich darf unsere Leser begleiten, die das Treffen mit den Stuttgarter Tatort-Kommissaren gewonnen haben. Da ein solcher Tag vor einem langen Wochenende erfahrungsgemäß mit viel Verkehr auf den Straßen einhergeht und auch Züge zumeist bestens ausgelastet sind, entschließe ich mich für eine frühzeitige Bahnticketbuchung mit Sitzplatzreservierung. Noch bevor ich rechtzeitig das Haus verlassen will, kommt die erste Verspätungsmeldung per Bahn-App aufs Handy. Klasse. Fängt ja gut an. Bis ich den Bahnhof Mannheim erreicht habe, blinkt die App insgesamt fünfmal auf – immer wieder mit unterschiedlichen Verspätungseinheiten, die finale dann: 47 Minuten Verspätung.
Am Bahnhof empfiehlt eine DB-Mitarbeiterin einen anderen Zug, mit dem ich schneller ans Ziel käme als mit dem gebuchten und verspäteten. Wohlgemerkt: Diese Alternative fuhr regulär knapp 40 Minuten später als mein Wunschzug. Natürlich nahmen diesen Tipp auch zig andere Fahrgäste wahr, sodass ich sich schnell die Plätze der zweiten Klasse füllten, einige Passagiere sogar direkt in den Verbindungsstücken der Abteile auf dem Boden Platz nahmen. Ich lief eine ganze Weile durch Waggons der zweiten Klasse, auch durchs gut gefüllte Bordrestaurant, bis ich in die recht überschaubar besetzte erste Klasse kam. Ich entschloss mich, dreisterweise, hier Platz zu nehmen. Die Zugbegleiterin kommt, checkt meine Fahrkarte (zweiter Klasse mit Platzreservierung für eine andere Verbindung; die Zugbindung war durch die Verspätung aufgehoben) und weist mich darauf hin, dass ich hier nicht sitzen dürfte, es sei denn, ich buche ein Upgrade auf die erste Klasse via Smartphone. Das versuchte ich dann sogar brav im Beisein der Frau, mit dem Ergebnis, dass weder die Bahn-App, noch die Bahn-Website zu diesem Zeitpunkt erreichbar waren. Und bar zahlen bei der Dame – das ginge nicht, wurde mir erklärt. Aha.
Also komplimentierte mich die Zugbegleiterin aus dem Abteil. Mein Hinweis, dass ich dieses Handeln in Anbetracht der Unannehmlichkeiten mit der Verspätung sowie eines drohenden Zuspätkommens zu meinem Termin, einer sinnlos bezahlten Platzreservierung (das Geld hierfür gibt’s ja nicht mal zurück), einer vollen zweiten Klasse sowie nur noch wenigen Minuten zur Destination (zu dem Zeitpunkt gerade noch 15 Minuten) als fragwürdigen Kundenservice empfinde, wurde mit „Wir haben unsere Vorschriften“ abgetan.
Bloß gut, dass sich die Bahn und ihre Mitarbeitenden in solchen Fällen ihrer Vorschriften besinnen. Wäre nur schön, wenn sie das auch in Bezug auf ihre Dienstleistungen tun würden. Denn als ich spätabends zurückfuhr – raten Sie mal – fuhr die Bahn zwar pünktlich ab, jedoch wegen Gleisarbeiten kam ich dann auch eine halbe Stunde später als im Fahrplan vermerkt an. Thank you for traveling Deutsche Bahn! Fortsetzung? Garantiert!
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Service geht anders Eine neue Folge von: "Thank you for traveling Deutsche Bahn"
Katja Bauroth mag Zugfahren eigentlich nicht - und weiß seit Freitag vor Pfingsten wieder, warum. Sie teilt ihr Erlebnis von einer Fahrt Mannheim - Stuttgart - Mannheim.