Schwetzingen. Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne) kommt zwar mit etwas Verspätung auf dem Schwetzinger Schlossplatz an, dafür ist sie bei bester Laune, als sie die kleine „Radkultur“-Pavillonzeltstadt vor dem Palais Hirsch besichtigt. Auf der rund 18 Kilometer langen Tour von Mannheim in die Spargelstadt sei alles rundgelaufen. „Zumindest auf Rhein-Neckar-Gebiet war alles gut zu befahren“, berichtet sie. Man komme gut rein nach Schwetzingen – auch der Radweg am Rondell funktioniere gut, „das ist ja schon ein Monsterkreisel“.
„Alle anfängliche Skepsis ist auch bei vielen Schwetzingern verflogen“, lobt auch Bürgermeisterstellvertreterin Elfriede Fackel-Kretz-Keller die Radführung am Kreisel von Mannheim kommend in Richtung Innenstadt und bedankt sich für den Besuch: „Schön, dass Sie bei uns zu Gast sind. Wir sind sehr aktiv in Bezug auf Radkultur und sind sehr stolz darauf.“ Das belegen auch die 5.800 Ausleihen beim VRN Next-Bike pro Jahr, da habe man im vergangenen Jahr noch mal einen deutlichen Sprung gemacht. Wolfgang Leberecht, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, ergänzt: „Wir sind froh, dass wir Förderkommune sind, das eröffnet uns auch als Stadt mehr Möglichkeiten.“
Die vom Land geförderten E-Lastenräder sind gut gebucht
Die vom Land geförderten beiden E-Lastenräder liefen wie geschnitten Brot. „Ich wollte es auch mal ausprobieren – keine Chance“, bedauert Leberecht, der für das Stadtradeln – vermutlich auch unter dem medialen Einfluss der Tour de France – extra sein Rennrad ausgemottet hat. Elfriede Fackel-Kretz-Keller hat ebenfalls am Stadtradeln teilgenommen und auch alle Dienstfahrten mit dem Fahrrad absolviert. „Da kommt ganz schön was an Kilometern zusammen“, erzählt sie. Seit sie ihr E-Bike habe, nutze sie ohnehin kaum mehr das Auto – selbst für weitere Fahrten nach Mannheim oder Heidelberg.
Initiative Radkultur
Die Stadt Schwetzingen zählt zu den fünf Kommunen in Baden-Württemberg, die vom Verkehrsministerium den Zuschlag für das große Förderpaket erhalte n haben.
Im Rahmen dieses Pakets können Module wie beispielsweise der Ausbau von Radservice-Stationen oder Fotowettbewerb RadStar gefördert werden wie auch individuelle Maßnahmen.
Der Leistungsumfang beinhaltet unter anderem Beratung, Begleitung und organisatorische Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen vor Ort, Betreuung zu allen Fragen der Radverkehrskommunikation oder Unterstützung der lokalen Pressearbeit.
Das Gesamtbudget liegt bei 75.000 Euro, wobei die Stadt Schwetzingen einen Eigenanteil von 25.000 Euro beizutragen hat.
Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (agfk) in Baden-Württemberg hatte die Stadt Schwetzingen im Jahr 2023 bereits das kleine Förderpaket der Initiative Radkultur erhalten.
Weitere Infos unter: https://www.radkultur-bw.de/
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Dass die Lastenräder von den Schwetzingern gut angenommen werden, hört Elke Zimmer natürlich gerne. „Genauso stellen wir uns das vor“, sagt sie, dass die Leute was ausprobieren könnten. „Wir wollen, dass die Menschen umsteigen auf nachhaltige Mobilität.“ Schwetzingen sei da wirkliche vorne mit dabei – aber es gehe ja immer noch ein bisschen mehr. . . Sie schätzt den Einsatz der Stadt Schwetzingen für den Radverkehr. Auch der Gemeinderat habe darauf einen Schwerpunkt gelegt, wie ihr Elfriede Fackel-Kretz-Keller versichert. „Es ist wichtig, dass wir hier gemeinsam unterwegs sind“, betont sie.
Elke Zimmer möchte „die gleichberechtigte Teilhabe am Verkehr von allen“
Spricht‘s und steigt schwungvoll auf das Smoothie-Bike, das sie noch von der BUGA23 in Mannheim kennt. Einen „Traumfigur“-Smoothie sucht sie sich aus – gemischt aus Mango, Aprikose, Maracuja und Sanddorn. Nach ein paar kräftigen Tritten wird sie mit dem fruchtigen Mix belohnt und schaut auf den ruhig dahinfließenden Verkehr in Höhe des Schlossplatzes. „Noch vor ein paar Jahren hätten wir uns hier nicht unterhalten können“, bemerkt Elfriede Fackel-Kretz-Keller. Da sei es viel zu laut gewesen. Wolfgang Leberecht gibt zu bedenken, dass die örtliche Gastronomie bei aller Verkehrsberuhigung schon auch Wert darauflege, den Autoverkehr in der Innenstadt zu halten. Für Elke Zimmer ist das kein Widerspruch. „Es geht nicht nur darum: entweder das eine oder das andere. Was wir brauchen, ist ein ausgewogenes Verhältnis – die gleichberechtigte Teilhabe am Verkehr von allen.“
Beim Thema Radschnellweg Schwetzingen-Heidelberg sagt die Staatssekretärin zu, sich noch mal nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Demnächst müsste die Genehmigung für die Vorzugstrasse vom Ministerium vorliegen. Für Zimmer ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung mehr Radverkehr. „Man sieht es ja an der drei Kilometer langen Trasse in Mannheim: Das ist wirklich die Infrastruktur der Zukunft – gerade auch für die Berufspendler.“
Nebenbei kommen allerlei Radinteressierte auf den Schlossplatz. Beim Radcheck wird so manches Fahrrad auf seine Funktionstüchtigkeit hin überprüft. Albert König macht bei Familie Shabelnyk einen Sicherheitscheck, überprüft Beleuchtung, Bremsen, Gangschaltung, gibt der Kette etwas Öl und pumpt zum Abschluss noch etwas Luft auf die Reifen. „Wir überprüfen alle sicherheitsrelevanten Bauteile“, erläutert Georg Tinnefeld von den Radcheckern. Ziel sei es, die Räder wieder verkehrssicher zu machen und den Leuten den Spaß am Radfahren zurückzugeben. „Wir wollen sie aber auch dazu ertüchtigen und animieren, dass sie selbst mal was an ihrem Fahrrad machen.“ Schon rollt das nächste Fahrrad vor. Der Seilzug der Gangschaltung ist ausgefranst. Das kann Albert König vor Ort nicht lösen. „In solchen Fällen raten wir den Leuten, zu ihrer Radwerkstatt vor Ort zu gehen“, erklärt Tinnefeld. Ein regelmäßiger Radcheck sei ohnehin ratsam. Die wenigsten wüssten, dass die Bremsbeläge alle zwei Jahre gewechselt werden müssen.
Auch eine Schülergruppe der Willy-Hellpach-Schule Heidelberg macht am Schlossplatz halt. „Wir sind zum Schuljahresende auf Ausflug hier ins Schwetzinger Schloss“, erzählt Lutz Schlafmann. Natürlich lässt es sich der Pädagoge nicht nehmen, aufs Smoothie-Rad zu steigen. Unter den lautstarken Anfeuerungsrufen seiner Schülerinnen und Schüler tritt er kräftig in die Pedale. „Wie dünn hättet ihr‘s denn gern?“ fragt er in die Runde. Am Ende muss er sogar für zwei Behälter strampeln, damit alle etwas abkommen. Zufrieden Fruchtsaft mit ihren Röhrchen schlürfend zieht die Gruppe weiter. Der Kurzbesuch bei Radkultur hat sich gelohnt.
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