Stadtkirche

Ensemble Polyharmonique zieht Schwetzinger Zuhörer in seinen Bann

Unter dem Motto „Die Himmel erzählen“ bietet das Ensemble Polyharmonique geistliche Madrigale des 17. Jahrhunderts in der Schwetzinger Stadtkirche dar.

Von 
Maria Herlo
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Das Ensemble Polyharmonique vereint deutsche und italienische Gesangskultur auf eine ganz besondere Art. © Lenhardt

Schwetzingen. Was für ein unverhofftes Glück, das Ensemble Polyharmonique am Sonntagabend in der evangelischen Stadtkirche erleben zu dürfen! Zwei Sopranistinnen, Magdalene Harer und Joowon Chung, zwei Tenöre, Christopher Renz und Johannes Gaubitz, ein Bassist, Roland Faust, ein Altist, der Gründer und Leiter des Ensembles Alexander Schneider, sowie der die Gesänge begleitende Lautenist Magnus Andersson als Basso Continuo, wie es in der damaligen Zeit üblich war, präsentierten mit den geistlichen Madrigalen Kostbarkeiten mitteldeutscher Vokalmusik des 17. Jahrhunderts, vereint in einer einzigartigen Klangsprache.

Und Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer war sehr froh, dieses hochkarätige Ensemble, das aus professionellen Sängerinnen und Sängern besteht, in der Stadtkirche begrüßen zu können, das dank der großzügigen Förderung der Firma Jünger & Gräter sowie der Sparkasse Heidelberg erst möglich wurde. Und gerade dies ist ein großes Anliegen von Detlev Helmer: Alte und zeitgenössische Musik soll bewusst publikumsfreundlich und dennoch qualitativ hochstehend hier in der Schwetzinger Stadtkirche vermittelt werden. Das Konzert „Die Himmel erzählen“ bot dem Publikum Zugang zu weniger bekannten Werken.

In Schwetzingen wird deutsche und italienische Gesangskultur vereint

Das Berliner Ensemble hatte sich als Schwerpunkt Vokalmusik des Barockkomponisten Heinrich Schütz (1585 – 1672) und seiner Zeitgenossen ausgesucht, darunter Michael Praetorius (1571 – 1621 ), Andreas Hammerschmidt, (1611 – 1675), Christoph Bernhard (1628 – 1692), Carl Wolfgang Briegel (1626 – 1712), Johann Vierdanck (1605 – 1646) und Johann Hermann Schein (1586 – 1630). Auf den ersten Blick scheinen „geistliche Madrigale“ ein Widerspruch zu sein. Denn im Frühbarock komponierte man entweder „Geistliche Motetten“ oder „Weltliche Madrigale“. Jedoch die Musik von Heinrich Schütz, Andreas Hammerschmidt oder Johann Hermann Schein verbinden beide Stile miteinander in fünf- bis sechsstimmige Gesängen, die für den gottesdienstlichen Gebrauch in Sammelbänden zusammengefasst wurden. Das Besondere am Programm von Sonntag mit dem Titel „Die Himmel erzählen“ war die Art, wie das Ensemble Polyharmonique Ideen der deutschen und italienischen Gesangskultur vereinte.

Die Interpretation von Hammerschmidts Liedern „Ach Herr, wie ist meiner Freude so viel“, „Ich liege und schlafe“ oder dem vierstimmigen Gesang von Bernhard mit dem Titel „Wie der Hirsch schreiet“, dem sechsstimmigen „Ach Herr lehre doch mich“ von Briegel oder „Meine Harfe ist zur Klage worden“ von Vierdanck wirkten dadurch aktuell, innovativ und überzeugend. Das Poetische dieser Musik, die glasklare Diktion und Durchleuchtung der mehrstimmigen Struktur, die zarten empfindsamen Interludien an der Laute, denen etwas Träumerisches anhaftete, zog das Publikum magisch in den Bann.

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Heinrich Schütz, der insbesondere als einer von Krieg und Zerstörung geprägten Musikern bekannt ist, reiste zweimal nach Italien und erlebte dort den Zauber einer anderen Kultur. Die italienische Musik war für ihn zwar Vorbild und beeinflusste ihn, doch fand er in seinen Kompositionen zu einer eigenen musikalischen Sprache mit unverwechselbarer Handschrift. Das wurde in Stücken wie „Ich bin ein rechter Weinstock“, „Unser Wandel ist im Himmel“, „Selig sind die Toten“ oder in dem titelgebenden Lied „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ sehr deutlich.

Die Sängerinnen und Sänger des Ensembles reizten wunderbar die wechselnden Affekte dieser Musik aus, ohne in Manierismus zu verfallen. Daher wirkten sie zeitlos. Alles strömte selbstverständlich dahin und erwuchs aus dem natürlichen Klang ihrer Stimmen. Dabei fanden sie und der Lautenist zu einer ungewöhnlichen Harmonie, zu einer Balance aus Sorgfalt, Transparenz und der schieren Lust am Klang – und erwiesen sich somit als ideale Interpreten dieser Musik, die mit ihrer Mischung aus Sinnlichkeit und geistiger Tiefe die Zuhörerinnen und Zuhörer bis zum Schluss beglückte. Mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen bedankten sie sich dafür.

Freie Autorin

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