Schwetzingen/Region. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und dem Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos müssten rund 36 Prozent an Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 eingespart werden. Denn nur so könne Deutschland seine Klimaziele erreichen. Um die Immobilieneigentümer dabei zu unterstützen, unterzeichneten die sechs Gemeinden Schwetzingen, Brühl, Eppelheim, Ketsch, Oftersheim und Plankstadt vergangenen November einen Kooperationsvertrag mit der MVV Energie AG (wir berichteten). Vom Dezember 2022 bis Februar 2023 wurden folgend Wärmebildaufnahmen aus der Luft und ebenerdig von zirka 21 000 Gebäuden angefertigt. Diese sind nun auch als individueller Bericht über das Internet gegen einen Obolus von 59,50 Euro abrufbar – Verbesserungsvorschläge inklusive. Das Projekt Climap der MVV wurde nun in einer Infoveranstaltung im Palais Hirsch vorgestellt.
Prominent waren die ersten Reihen im nahezu voll besetzten unteren Saal des Palais besetzt, denn, bis auf den erkrankten Ketscher Bürgermeister Timo Wangler, waren alle seine Kollegen aus dem „Sprengel Schwetzingen“ gekommen.
Moderator war Bernd Kappenstein, der sich seit geraumer Zeit dem Thema Klimaschutz widmet und dafür unter anderem mit der „Energiekarawane“ unterwegs war. Nach Grußworten von Bürgermeister Matthias Steffan und des MVV-Bereichsleiters Bernhard Schumacher stellte Ingenieur Nico Reffert vom Climap-Team die neue Informationsmöglichkeit vor. Anhand von Thermografie-Aufnahmen zeigte er, wie Hauseigentümer energetische Sanierungsmaßnahmen daraus ableiten können: „Oft sind es kleine aber effektive Maßnahmen, die schnell und relativ günstig umgesetzt werden können.“ Manchmal wäre so mit einer besseren Abdichtung der Haustür schon viel gewonnen oder mit dem Austausch von Glasbausteinen in der Fassade. Bequem könne jeder Eigentümer einen individuellen Gebäude-Energiebericht über das Internet abrufen.
Am Ende jedes Berichts stünden zahlreiche Ratschläge, durch welche Maßnahmen wertvolle Energie gespart werden könnte. Abrufen können diese nur Eigentümer. Mieter könnten sich an ihre Vermieter wenden und darum bitten. Und wer eine Eigentumswohnung habe, müsste einen Beschluss der Eigentümergemeinschaft erwirken. Auch an ältere, nicht Internet affine Menschen sei gedacht worden: An sie würde per Post Auskunft erteilt. Der Datenschutz sei gewährleistet, denn in den Übersichtskarten seien keine Details zu einzelnen Gebäuden erkennbar und es würde die Identität der abfragenden Person über die E-Mail-Adresse und Bankdaten überprüft.
Abriss eines Gebäudes manchmal günstiger als eine Sanierung - wie in Eppelheim
Im Anschluss gab es eine Talkrunde mit dem Schwetzinger Bürgermeister Matthias Steffan und seinen Kollegen Dr. Ralf Göck aus Brühl, Patricia Rebmann aus Eppelheim, Pascal Seidel aus Oftersheim und Nils Drescher aus Plankstadt. Denn die Climap stellt wertvolle Daten für die Wärmeplanung der Gemeinden zur Verfügung. Schnell seien alle dabei gewesen, so Steffan, und auch auf kommunaler Ebene passiere bei den gemeindeeigenen Gebäuden viel. Manchmal sei abreißen besser als sanieren, so auch bei der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle: „Die Sanierung hätte um 15 Millionen gekostet. Der Neubau wird zirka drei bis fünf Millionen günstiger“, so Patricia Rebmann. Die Gemeindeoberhäupter informierten über anstehende und angedachte Projekte und waren sich einig, dass man um die Energiewende nicht herumkomme, die nur gemeinsam als Gesellschaft zu schaffen sei. Im Gespräch mit Bernd Kappenstein betonten danach die Bereichsleiter Dr. Christopher Kalinasch von der VR Bank Kurpfalz und Philipp Renninnger von der Sparkasse die Bedeutung des Klimaschutzes und das Engagement ihrer Institute. Wer sich bei ihnen wegen Krediten zur energetischen Sanierung beraten lasse, bekomme die Hälfte der 59,50 Euro ersetzt. Wer einen Kredit abschließe, 100 Prozent.
Ehepaar Usselmann aus Oftersheim beantragte noch vor Ort einen Gebäude-Energiebericht und lobte die Veranstaltung: „Gute Info, verständlich erklärt.“ Und Hans aus Ketsch, der seinen Nachnamen „wegen der Nachbarn“ nicht nennen wollte, kommentierte: „100 Punkte von 100. Auch ich habe einen bestellt. Letzten Winter haben wir die Aufheiztemperatur unseres Gaskessels von 60 auf 50 Grad reduziert und bei Bedarf ein bisschen mit Holz zu geheizt. Die Ersparnis betrug rund ein Drittel.“ Man müsse dann nur aufpassen, wegen Legionellen im Wasser ab und zu gut hoch zu heizen.
Info: Die Wärmelandkarte und Bestellmöglichkeit finden Sie im Internet unter www.climap.de
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