Es regnet doch – das sagen in diesen Tagen viele Leute zu Recht und schauen missmutig zum trüben Winterhimmel hoch. Es hat sogar sehr viel geregnet, mehr als 100 Liter Wasser pro Quadratmeter in den letzten Wochen. Dieses Wasser könnte zusammen mit weiteren Niederschlägen den Straßen- und Parkbäumen der Region im nächsten Jahr beim Neuaustrieb helfen. Es kann aber leider nicht, wie oft falsch vermutet wird, rückwirkend die Schäden durch die monatelang anhaltende Trockenheit und Sommerhitze des vergangenen Jahres mildern oder gar beseitigen.
Und leider addieren sich die seit 2018 hintereinander folgenden Hitzesommer zu einem Stress, den viele unserer heimischen Baumarten, darunter jetzt auch die vor Kurzem noch als klimafest geltende Hainbuche, nicht länger aushalten.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Besonders Pilze greifen die geschwächten Bäume an und bringen sie mehr oder weniger schnell zum Absterben. Jochen Barisch, Leiter des Bauhofes Oftersheim, bringt das Hauptproblem treffend auf den Punkt. „Was nützt es mir, wenn ich 500 Liter Wasser an die Wurzeln bringen kann und gleichzeitig die Sonne mit der Kraft eines Flammenwerfers die Krone versengt.“ Doreen Suppe, Fachagrarwirtin für Baumpflege und Baumsanierung der Stadt Schwetzingen, beschreibt den ständigen Rückschnitt ihrer Baumschützlinge aus Gründen der Verkehrssicherheit als „betreutes Sterben“.
In den Bosketten und im Englischen Garten des Schwetzinger Schlossgartens werden die nicht gestutzten Bäume rar. Und es ist Tim Klemm, Gärtnervorarbeiter des Bauhofes Plankstadt, der die Lage trocken zusammenfasst: „Wir kämpfen wie Don Quichotte gegen Windmühlen.“ Die Hoffnung, dass sich die nächsten Sommer zur Entspannung der negativen Entwicklung kühler und feuchter gestalten könnten, scheint bei den weltweit steigenden CO2-Emissionen mehr als naiv zu sein.
Direkt vom Substantiv „Hainbuche“ abgeleitet ist das Adjektiv „hanebüchen“. Das Wort stand früher für „derb und hart wie Eisenholz“. Heute steht es im Sprachgebrauch zumeist für Begriffe wie „abwegig und töricht“. Und hanebüchen wäre es, die Erderhitzung und die daraus folgende Not der Bäume weiterhin zu verharmlosen oder sogar abzustreiten.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-es-regnet-doch-_arid,2162790.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Es regnet doch!
Rolf Simianer hat selbst ein Arbeitsleben lang Bäume gepflanzt und gepflegt, auch die Linden am Schlossplatz und die Hecken im Schlossgarten