Schwetzingen. „Willkommen zu unserer Exkursion durch den Hardtwald“, begrüßte Andre Baumann, der Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Schwetzingen, am Parkplatz an der Fahrradbrücke über der B291 die rund 20 Personen, die seiner Einladung gefolgt waren. Mit dabei war auch der beste Kenner des Gebiets, Forstbezirksleiter Bernd Schneble, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Der Hardtwald ist regionales Waldschutzgebiet und Vogelschutzgebiet“, erklärte Baumann, der den Wald aus seiner Zeit beim Nabu und nun als Landtagsabgeordneter sowie Staatssekretär im Umweltministerium ebenfalls sehr gut kennt. „Unser Hardtwald ist das wichtigste Naherholungsgebiet meines Wahlkreises, wichtig für das Klima, filtert und schützt unser Trinkwasser, beherbergt mit den Binnendünen eine landesweit bedeutsame Natur – und hat uns über Jahrhunderte mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz versorgt.“ Der Schwetzinger Hardtwald sei aber wahrscheinlich der mit am stärksten vom Klimawandel betroffene Wald in Baden-Württemberg.
Herausforderungen für den Schwetzinger Hardtwald meistern
Rund ein Drittel des Schwetzinger Hardtwalds ist Gemeindewald. Um den Staatswald kümmern sich Schneble und sein Team mit Hingabe. Aber die Rahmenbedingungen haben sich seitdem verändert, insbesondere die Temperatursteigerungen und langandauernde Trockenphasen machen den Bäumen zu schaffen. „Vor allem Kiefern und Buchen reagieren darauf sehr empfindlich“, so Schneble, aber leider seien das auch die Hauptbaumarten im Hardtwald. Auch Neophyten, also nicht-heimische Pflanzen wie die Kermesbeere, setzen dem Wald zu. Und auch die Engerlinge des Maikäfers sind mittlerweile eine große Bedrohung für die Bäume. „Dabei ist der Wald ein Teil unserer Identität, unserer Heimat. Und darum danke ich Bernd Schneble und ForstBW, dass sie sich den Herausforderungen stellen“, so Baumann.
„Vor 30 Jahren stand noch die Ökonomie im Vordergrund, also der Erlös aus dem Holzverkauf“, so Schneble. An den gewinnbringenden Verkauf von Holz werde aber schon lange nicht mehr in erster Linie gedacht. Vielmehr liege das Hauptaugenmerk auf dem Erhalt des Waldes. „Der Wald ist extrem wichtig für das Klima der anliegenden Gemeinden. Aber auch für den Wasserschutz spielt der Wald eine große Rolle. Und darum müssen wir ihn unbedingt erhalten“, erklärte Schneble.
80 Prozent Holz aus zufälliger Nutzung
„Wird nicht trotzdem zu viel Holz genutzt?“, fragte eine Teilnehmerin, die sich wunderte, wie sehr sich zu manchen Zeiten die Holzstämme am Wegesrand stapeln. „Das Holz wird weiterhin benötigt. Soll man es dann nicht nutzen, wenn es da ist?“, antwortete Forstbezirksleiter Schneble. Aber mittlerweile stammen 80 Prozent des Holzes aus zufälliger Nutzung. Damit ist Holz gemeint, das nach einem Sturm, Trockenheit oder Käferfraß anfalle. Das werde dann hauptsächlich als Industrieholz weiterverwendet.
Auch in einigen Gemeindewäldern werde das so praktiziert. „Durch einen Antrag der Grünen im Gemeinderat wird in Oftersheim kein gesunder Baum mehr entnommen und der Erlös aus dem Holzverkauf geht sofort in die Aufforstung des Waldes“, berichtete Patrick Alberti von den Oftersheimer Grünen. Aber weil man es dem Holz nicht immer ansehe, sollte die Bevölkerung grundsätzlich besser über die Nutzung des Holzes informiert werden.
Hardtwald ist nicht gleich Hardtwald. Das konnte die Exkursionsgruppe an verschiedenen Etappen der Radtour feststellen. So befinden sich Teile des östlichen Hardtwalds an der Kinzig-Murr-Rinne. „Die Böden sind fruchtbar und zeitweise überschwemmt“, erklärte Schneble. Eiche, Bergahorn und Esche geben hier den Ton an und spenden Schatten, was auch die Kermesbeere in Schach hält. Denn die ist zwar wuchsstark, aber sehr empfindlich, wenn sie kein Licht bekommt.
Chancen der Naturverjüngung im Wald
Hier ist die Welt zwar noch in Ordnung, sind sich Baumann und Schneble einig, aber eben auch nicht perfekt. Denn die Kiefern an diesem Standort seien zwar auf den ersten Blick gesund, auf den zweiten jedoch deute der Mistelbefall darauf hin, dass sie doch nicht so gesund seien. Und auch das Eichentriebsterben sei hier vorhanden. Aber dennoch könne hier auf Naturverjüngung gesetzt werden. Bei der Naturverjüngung geht es in erster Linie darum, den heimischen Bäumen, die oftmals gut an die Standortbedingungen angepasst sind, bei der Vermehrung zu helfen, erklärte Andre Baumann. „Zum Beispiel, indem man die jungen Bäume vor Wildverbiss schützt.“
Wie abwechslungsreich der Hardtwald ist, konnten die Teilnehmenden auch im weiteren Verlauf der Exkursion sehen. An einer Stelle dominieren Kiefern, an anderen die Roteiche. An anderen Standorten findet man 70 Jahre alte Douglasien. Roteiche und Douglasien sind hier etabliert und total unproblematisch, auch wenn sie nicht die Wunderbäume gegen den Klimawandel sind.
Manche Bäume passen zu gewissen Standorten
„Es gibt Bäume, die passen einfach zu bestimmten Standorten und andere, die mit der Umgebung nicht klarkommen“, erklärten Schneble und Baumann. „Wir haben nicht geahnt, dass der Klimawandel so schnell zuschlagen wird. Und leider gibt es noch zu wenig Forschung dazu, welche Baumarten mit diesen extrem schnellen Temperatursteigerungen umgehen können“, sagte Schneble. Gleich gegenüber lässt man im Bannwald die Natur ohne Eingriffe in Ruhe. Als Referenzwald bietet der Bannwald einen Vergleich zu den gepflegten Flächen. „Hier ist der liebe Gott nicht der beste Förster“, so Baumann mit Blick auf die vielen eingestürzten Bäume.
Die Gruppe radelte weiter zu einem Waldbereich, bei dem rund 120-jährige Kiefern abgestorben waren. „Alle bisherigen Pflanzversuche waren erfolglos. Wir testen hier eine landwirtschaftliche Bewässerung der gepflanzten Eichen aus, damit die Bäume die Jugendphase trotz Hitze und Trockenheit überleben“, erklärte Bernd Schneble. Fünf Jahre werde die Fläche nun bewässert, bis die Eichen hier gut alleine klarkommen. Schneble stellt auch die ginsterfreundliche Pflege vor. Ginsterbüsche beschatten die Eichen und der Ginster ist zur Blütezeit ein gelbes Meer und eine Oase für die Natur. „Nur weil wir bewässern, kann der Ginster stehenbleiben; sonst würde der Ginster den Eichen das Wasser wegtrinken.“
Zum Schluss ging es dann noch zur Düne „Saupferchbuckel“. „Wir legen auch Dünenbereiche für den Naturschutz an, aber nur wenn der Wald an dieser Stelle nicht mehr zu retten ist“, so Schneble. Dem Biologen Andre Baumann gefällt auch diese Entwicklung. „Die Düne bietet extrem seltenen geschützten Arten einen einzigartigen Lebensraum, wie es ihn nur bei uns gibt“, sagte Baumann. Und er bedankte sich zum Schluss noch einmal bei Forstbezirksleiter Bernd Schneble und ForstBW, dass sie sich um den Hardtwald in seiner ganzen Vielfalt kümmern, um diesen in herausfordernden Zeiten zu bewahren.
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