Schloss

Finanzminister Danyal Bayaz besucht Schwetzinger Schlossgarten

Die Folgen des Klimawandels sind auch im Schwetzinger Schlossgarten bemerkbar. im Beisein von Experten und politischen Vertretern informiert sich der baden-württembergische Politiker über Probleme und Herausforderungen.

Von 
Volker Widdrat
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Finanzminister Dr. Danyal Bayaz besucht mit SSG-Geschäftsführerin Patricia Alberth während seiner Sommertour mal wieder den Schwetzinger Schlossgarten. Prof. Dr. Hartmut Troll (l.) erläutert hier das römische Wasserkastell. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Großer Bahnhof für den baden-württembergischen Finanzminister Dr. Danyal Bayaz in Schwetzingen. Der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete für den hiesigen Wahlkreis ist derzeit im Ländle unterwegs. Am Mittwoch stand ein Besuch des Mannheimer Hafens auf dem Programm, anschließend machte der Finanzminister der kurfürstlichen Sommerresidenz seine Aufwartung. Das Schloss ist ein wichtiges Monument in Landesbesitz und gehört zu seinem Ressort.

Dr. Ralf Wagner (links) und Finanzminister Dr. Danyal Bayaz in der Badewanne des Badhauses. © Dorothea Lenhardt

Patricia Alberth und Manuel Liehr von der Geschäftsführung der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) begrüßten den Gast aus Stuttgart am Dreibrückentor. Das Schwetzinger Schloss sei mit 776 000 Gästen im vergangenen Jahr das am drittbesten besuchte Schloss Deutschlands gewesen, nach Schloss Neuschwanstein in Bayern und dem Heidelberger Schloss auf Platz eins. Bayaz musste zugeben, hier noch nie eine professionelle Führung mitgemacht zu haben. Als Finanzminister habe er gemerkt, sich auch um 63 Monumente im Land kümmern zu müssen, meinte er augenzwinkernd. Er könne sich aber den „baden-württembergisch-bayrischen Wettbewerb am Frühstückstisch“ vorstellen (der 40-Jährige ist mit der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im bayerischen Landtag, Katharina Schulze, verheiratet), sollte Carl Theodor an König Ludwigs Märchenschloss vorbeiziehen.

Kurfürst kam in Begleitung von 1500 Personen nach Schwetzingen

Der Finanzminister hatte keine so große Entourage dabei wie früher der Kurfürst, der stets mit 1500 Personen von Mannheim in die Sommerfrische nach Schwetzingen kam. Bayaz freute sich, dass er unter anderem von Umweltstaatssekretär Andre Baumann, Landrat Stefan Dallinger, Bürgermeister Matthias Steffan, Rektor Frank Haarer von der Hochschule für Rechtspflege und Finanzamtschef Carsten Quilitz auf der kleinen Tour begleitet wurde. Vertreter von Vermögen und Bau, der Schlossverwaltung um die Leiterinnen Sandra Moritz und Tatjana Lorenz, der Stadtverwaltung mit Archivar Joachim Kresin und Stadtmuseumsleiter Lars Maurer sowie einige Gemeinderäte standen beim Spaziergang ebenso gerne für Fragen und Anregungen zur Verfügung.

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Professor Dr. Hartmut Troll, Referent für historische Gärten bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, ging auf zwei berühmte Gartenkünstler ein. Friedrich Ludwig von Sckell entwarf zahlreiche Gartenanlagen. Als erste Gartenpartie im englischen Stil im Schlossgarten schuf er gemeinsam mit Nicolas de Pigage den „Arborium Theodoricum“, den Baumlehrgarten Carl Theodors. Erste Station des Rundgangs war das von Pigage angelegte römische Wasserkastell und der Tempel der Waldbotanik, dessen Äußeres mit imitierter Eichenborke überzogen ist.

Ein ernstes Thema stand aber immer im Fokus. Der Schlossgarten kämpft gegen die Folgen des Klimawandels. Die Schäden sind nicht zu übersehen. Hainbuchen sind tot. Schädlinge befallen auch lebende Bäume. Alte Bäume sterben ab und müssen gefällt werden. Und alles passiert mit rasender Geschwindigkeit. Die derzeitigen Maßnahmen reichten nicht aus, um den Schlossgarten für die Zukunft zu wappnen. Bäume, die bei der Kontrolle im Winter noch vital erschienen, zeigten sich wenige Monate später stark geschädigt, sagt Troll.

Leider kein Ende der Probleme im Schwetzinger Schlossgarten in Sicht

Heutzutage regnet es mehr im Winter, wenn die Bäume nicht wachsen. Aufgrund der akuten Gefahr durch umstürzende Stämme und herabfallende Äste bleiben weite Teile des Englischen Landschaftsgartens weiterhin gesperrt. Die SSG arbeitet nach eigener Aussage mit verschiedenen Firmen unter Hochdruck an den Pflegemaßnahmen. In der Bevölkerung grummelt es inzwischen schon kräftig. Schlimm, wenn teils über 200 Jahre alte Bäume aus der Entstehungszeit des Gartens zugrunde gehen. „Die Maßnahme dauert, aber die Sicherheit der Besucher geht vor“, hieß es.

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Die Gruppe spazierte dann zur Baumschule. Dr. Meike Kirscht, Gartenkonservatorin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, und Professor Dr. Hartmut Troll erklärten das Areal, auf dem mit „Baumnachwuchs“ gearbeitet wird. Durch die eigene Aufzucht von Setzlingen will man herausfinden, welche Bäume mit dem Klimawandel zurechtkommen. Es werden auch Bäume getestet, die aus besonders trockenen Regionen stammen. Die Reaktivierung der historischen Baumschule soll weitergehen. Die Arbeiten sollen erweitert werden, auf dem Areal ist auch eine Kompostieranlage geplant. Jungbäume werden an die aktuelle Klimasituation angepasst, besondere Bäume des Gartens werden genetisch für die Zukunft gesichert. Allesamt seien das „Maßnahmen, um der größten Verschärfung begegnen zu können“, so Troll: „Die Baumschule ist das erste Labor, der Garten soll unser zweites werden.“

Danyal Bayaz nimmt Platz in der kurfürst-lichen Badewanne von Carl Theodor. © Dorothea Lenhardt

Der immer größeren Dynamisierung könne man allerdings nur mit mehr Gärtnerstellen gegenhalten. Derzeit gebe es zwölf Gärtner für den Schlossgarten. „Wir bräuchten schnellstens ein paar weitere Stellen. Jetzt muss nämlich gehandelt werden“, wandte sich der Experte für historische Gärten an den Finanzminister. Bayaz nahm die Botschaft mit, konnte aber nichts versprechen.

Der Abschluss des Rundgangs war am Badhaus, in dem einst der Kurfürst ungestört verweilen konnte. Konservator Dr. Ralf Wagner gab Erläuterungen über Carl Theodors Privatgarten. Die Brunnenanlage der wasserspeienden Vögel und das sogenannte „Ende der Welt“ waren kurze Stationen. Im Naturtheater mit den sechs Sphinxen des flämischen Bildhauers von Verschaffelt wartete zum Abschluss eine kühle Erfrischung auf die Gruppe. Dort gab es auch noch die Broschüre „Klimaanpassung für historische Gärten“ der Fachgruppe Gärten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, an der Dr. Meike Kirscht mitgewirkt hat.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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