Schwetzingen. Das große Rolltor ist geschlossen, der Briefkasten quillt über und das Firmengelände ist verwaist: Seit Monaten schon tut sich beim ehemaligen Schwetzinger Traditionsunternehmen Frankl & Kirchner (Efka) nichts mehr. Inzwischen ist klar: Die Firma existiert quasi noch, der Standort in der Scheffelstraße ist aber Geschichte: Für einen Teil des großen Geländes gibt es aber schon eine Verwendung, nachdem die Stadt ihn gekauft hat – dort will der Tennisclub Blau-Weiß eine Halle bauen.
Die Fabrik für Elektromotoren und elektrische Apparate hatte bereits Mitte Mai 2022 einen Insolvenzantrag beim Registergericht des Amtsgerichts Mannheim gestellt, das Insolvenzverfahren wurde drei Monate später eröffnet. Das Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters Christopher Seagon von der Heidelberger Sozietät Wellensiek war damals, das Unternehmen und möglichst viele der zuletzt noch 23 Arbeitsplätze zu erhalten. So wurde ein Investorenprozess eingeleitet, an dessen Ende schließlich eine Einigung mit der Firma Impuls Apparatebau Jaeger & Sohn GmbH in Wiernsheim bei Pforzheim erzielt. Im November 2023 sei der Weiterverkauf von Efka besiegelt worden, berichtet ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Ob Mitarbeiter mit an den neuen Standort gegangen sind, sei nicht bekannt.
Efka ist ein Hersteller von Automatisierungstechnik mit den Schwerpunkten Antriebs-, Steuerungstechnik und Elektromotorenbau. Frankl & Kirchner siedelte 1955 von Mannheim-Neckarau nach Schwetzingen über. Efka steht für die beiden Anfangsbuchstaben F und K. Lange war die Firma weltweiter Marktführer für Nähmaschinenmotoren. In der Spitze hatte das viele Jahre von Lotte Wiest geführte Unternehmen in Schwetzingen über 600 Beschäftigte. Die Schwetzinger Betriebsstätte habe beim Verkauf keine Rolle gespielt, denn sie sei einfach zu groß. Außerdem gehöre der Grund und Boden an der Scheffelstraße nicht zur Insolvenzmasse, sondern sei Privatbesitz der bisherigen Gesellschafterfamilie.
Für Tennisclub überlebenswichtig: Stadt Schwetzingen erwirbt Teil des Efka-Geländes
Einen Teil des Areals, das im Osten an das Gelände des Tennisclubs (TC) und der Schimper-Gemeinschaftsschule angrenzt, hat nun die Stadt erworben. Das hatte sich schon länger angedeutet: Sowohl bei der Hauptversammlung des TC als auch bei einer Sitzung der IG Vereine wurde dies schon angedeutet. Allerdings wurden die Kaufverträge jetzt erst dingfest gemacht, wie Bürgermeister Matthias Steffan bei einem Vor-Ort-Termin verkündete: „Wir sind der Familie Wiest sehr dankbar, die Verhandlungen waren von sehr großer Fairness geprägt.“ Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen verinbart.Es handelt sich dabei um zwei Grundstücke mit einer Größe von etwa 8150 Quadratmetern. Während des Neubaus der Schimper-Gemeinschaftsschule hatte die Stadt einen Teil der nun gekauften Fläche zur Baustellenerschließung angemietet.
Dringender Bedarf an Tennishalle für TC Blau-Weiß in Schwetzingen
Die Tennishalle sei dringend notwendig, um das weitere Abwandern der Jugend zu verhindern, betonte TC-Vorsitzende Janine Breyer: „Das ist überlebenswichtig.“ Denn regelmäßig im Herbst verliere der Verein Mitglieder an Nachbarclubs, weil der Verein keine eigene Halle habe beziehungsweise nur stundenweise einen Platz in St. Ilgen anmieten könne. Auch an die hauptberuflich tätigen Trainer müsse der Club denken: „Die brauchen das ganze Jahr, um Geld zu verdienen.“ Mit André Straka habe der TC Blau-Weiß einen herausragenden Coach, den es zu unterstützen gelte. „Seit er bei uns ist, haben wir einen stetige Anstieg an Mitgliedern zu verzeichnen“, betont Breyer. Derzeit sind es 385, davon 150 Kinder.
Nachdem nun der Kauf durch die Stadt besiegelt ist, kann der Tennisclub die Planung einsteigen. Wenn es machbar ist, soll eine feste Halle entstehen: „Das wäre der Wunsch“, sagt der renommierte Schwetzinger Architekt Jürgen Roth, der seinen Verein als Mitglied unterstützt. Eine Traglufthalle oder ähnliche temporäre Alternativen sollen es nicht werden – auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Wichtigster Baustein auf dem Weg zur neuen Halle wird nun die Finanzierung sein. Davon hängt auch der Zeitplan ab. Dass sie schon im Herbst 2025 fertiggestellt sein könnte, wovon Janine Breyer träumt, hält Architekt Roth eher für unrealistisch, aber das Projekt soll eben so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Der Bau der Tennishalle sei allerdings nur ein Aspekt des Grundstückskaufs, betont Bürgermeister Steffan. „Es ist auch eine Fläche für den Schulerweiterungsbereich.“ Zudem stehen auf dem erworbenen Gelände noch zwei Hallen, die möglicherweise vom Bauhof als Lagerflächen genutzt werden können.
Zukunft des restlichen Efka-Geländes in Schwetzingen ist ungewiss
Was mit dem Rest des Grundstücks von Frankl & Kirchner passiert, steht derzeit in den Sternen. Die Entwicklung eines Wohngebiets wie schräg gegenüber bei den „Schwetzinger Höfen“ (ehemals Pfaudler-Firmengelände) ist dort nicht möglich. „Wir hoffen, dass dort durch eine neue Gewerbeansiedlung Arbeitsplätze entstehen“, sagt Bürgermeister Steffan.
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