Schlossgarten Schwetzingen - Die schöne Idee mit den Zipfelmützen kommt bei Besuchern prima an / Sogar Gast aus Würzburg reist an

Gartenzwerge locken Besucher in den Schwetzinger Schlossgarten

Von 
Stefan Kern
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Schwetzingen. Endlich mal etwas Schönes fürs Gemüt! Das ist die Gartenzwergeparade unter den rosa blühenden Zierkirschen im Schlossgarten Schwetzingen. Zwischen Corona und Krieg in der Ukraine sorgte sie am sonnigen Sonntagnachmittag für viele lächelnde Gesichter und natürlich eine Menge Schnappschüsse mit illustren Zipfelmützenträgern.

Völlig unabhängig davon, ob man in Gartenzwergen nun eher eine neudeutsche Coolness oder doch eine eher altdeutsche Spießigkeit erkannte: Ob Groß oder Klein – niemand konnte sich dem Zauber dieses „Zwergenaufstandes“ entziehen. Besonders deutlich wurde das bei dem eineinhalb Jahre alten Milan, der jeden Gartenzwerg einzeln zu begrüßen schien. Und da versammeln sich schon gut an die 50 Zipfelmützen im Obstgarten vor der kurfürstlichen Moschee – Anzahl weiter steigend. Denn bis zum Toreschluss konnten Interessierte ihre Gartenzwerge auf ein verlängertes Wochenende in den Obstgarten schicken. Und das Tolle: Eine Jury belohnt so manch Zwergeneigentümer auch noch mit einem Preis. Eine wirklich witzige Aktion der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (wir berichteten).

Politische Statements mit dabei

Auch Milans Großeltern Agathe und Matthias Schott-Dussel scheinen es Gartenzwerge angetan zu haben. Diese würden einfach in einen schönen Garten gehören, meinen sie. Dabei haben Zwerge in ihren Augen durchaus auch eine Meinung und sollten diese kundtun – und da wird’s schon auch mal politisch. Botschaften wie „Putin go home“ oder „Peace for Ukraine“ waren jedenfalls unmissverständlich. Sebastian und Elena Klemm verbanden ihre beiden Zwerge in den Farben der ukrainischen Flagge mit einem politischen Statement. Ihre Zwerge dürften dabei übrigens die jüngsten sein. „Gestern im 3-D Drucker geschaffen“, so Elena Klemm. Erstaunt nahmen die beiden dabei das Gartenzwerge-Universum wahr. Und das reicht von Klassiker, die mit Lederschürzen, Schaufeln, Laternen und Schubkarren mittelalterlichen Bergleuten nachempfunden sind, bis hin zu Zwergen mit Symbolkraft – etwa für LGBTQ (englische Bezeichnung für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder queer). Designer Andreas Hügel, der eigens für diese Parade aus Würzburg angereist ist, hat das Gestalten von Gartenzwergen als Hobby für sich entdeckt. Im Grunde ist er erst seit acht Wochen dabei, aber ein paar Dutzend Zwerge tragen bereits sein „Kleid“. Neben dem farbenfrohen LGBTQ-Zwerg ist auch ein Gartenzwerg der Würzburger Freiwilligen Feuerwehr Löschzug 5 dabei. Und zwar, wie Hügel anmerkte, „in der neuen Schutzausrüstung“.

Aber ganz egal wie sie aussahen, mit politischem Statement, gelbem Bikini, im Faschingslook, klassisch oder gerade aus dem 3-D-Drucker – allesamt sorgten sie für gute Laune im kurfürstlichen Park. Barbara Wagner, Andrea Böhm, Gerhard und Brigitte Burbach sowie Andrea und Hans Ebert sind bei ihrem Besuch am Sonntag begeistert. „Einfach eine richtig tolle Idee“, so ihr Tenor. Nicht wenige nahmen diese kleine Parade auch als Ersatz für die ins Wasser gefallene Fasnacht. Eigentlich, so Brigitte Burbach, fänden rund um Schwetzingen ja gerade Umzüge statt. Dabei sei das hier natürlich nicht wirklich ein Ersatz, „aber es tröstet doch ein wenig über die Absage aller Umzüge hinweg“. Darüber hinaus seien Gartenzwerge, so Brigitte Burbach, ohne die Sache jetzt zu hoch zu hängen, Teil der deutschen Kultur. Literarisch sind sie schon bei Johann Wolfgang von Goethe aufgetaucht und die berühmte Porzellan-Manufaktur zu Meißen produzierte Mitte des 18. Jahrhunderts kleine Figuren für die bei Adeligen so beliebten Zwerge-Galerien.

„Karl“ und „Heinz“ sind über 50

Zugleich scheinen die Gartenzwerge als Brücke in die Vergangenheit zu dienen. Barbara Wagner erzählte, dass die Wichtel bei ihrem 1915 geborenen Opa stilbildender Faktor im Garten waren. „Und als Kind habe ich seine Gartenzwerge geliebt.“ Das können Anna (5) und ihr Bruder Alois (8) sowie Mika (3) und Marie, (8) bestens nachempfinden: „Gartenzwerge sind doch super.“

Eine Einschätzung, die Renate Boy und ihr Cousin Karlheinz Ludwig teilten. Die beiden brachten mit zwei Gartenzwergen, die über 50 Jahre alt sind, die wohl ältesten Exemplare mit. Für sie sind Gartenzwerge „liebenswürdige Geschöpfe der Heiterkeit“. Und dementsprechend gut werden die beiden, namens „Karl“ und „Heinz“, behandelt. Im Winter dürfen sie auf den Kaminsims und im Sommer stehen sie im Gemüsegarten.

Der Zwergentradition scheint es also gutzugehen. Zumindest schaffen es nicht viele Dinge, so wie die bis Dienstag im Schlossgarten versammelten Exemplare, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Schwetzingen

Schlossgarten Schwetzingen: Willkommen bei der Zwergenparade!

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Hintergrund

Die Gartenzwerge sind bis Dienstag, 1. März, im Schlossgarten Schwetzingen, Bereich Obstgarten (bei der Moschee), zu sehen. Am Dienstag werden die Zwerge von ihren Eigentümern wieder abgeholt. Zwerge, die bis Ende der Woche nicht abgeholt werden, werden verschenkt.

Für den Besuch des Schwetzinger Schlossgartens ist der 3G-Nachweis erforderlich. Der Zutritt ist nur nach Vorlage eines Test-, Impf- oder Genesenennachweis möglich.

Der Schlossgarten ist täglich von 8 bis 17 Uhr geöffnet (letzter Einlass: 16.30 Uhr).

Garteneintritt – bis 26. März 2022: Erwachsene 5 Euro, Ermäßigte 2,50 Euro, Familien 12,50 Euro. – Neu ab 27. März bis 29. Oktober: Erwachsene 8 Euro, Ermäßigte 4 Euro, Familien 20 Euro.

Schloss (mit Führung 60 Minuten) und Garten bis 26. März 2022: Erwachsene 8 Euro, Ermäßigte 4 Euro, Familien 20 Euro. Neu ab 27. März bis 29. Oktober: Erwachsene 11 Euro, Ermäßigte 5,50 Euro, Familien 27,50 Euro.

Jahreskarte: Erwachsene 35 Euro, Ermäßigte 17,50 Euro. ske

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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