Schloss

Geätzt, bemalt, beklebt: Im Schwetzinger Schloss werden Ostereier zu Kunst

Zahlreiche Besucher bestaunen beim 35. Internationalen Ostereiermarkt die filigranen Objekte und verschiedenen Techniken der Schausteller im Schwetzinger Schloss.

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Sabine Zeuner
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Strauß aus dem Ei, die Vögel schauen ein wenig grimmig aus der Schale. © Sabine Zeuner

Schwetzingen. Beim Internationalen Ostereiermarkt im Schwetzinger Schloss gab es am Wochenende eine Schau der unmöglichen Möglichkeiten aus, am, ums und im Ei, also dessen Schale, Erstaunliches zu fertigen. Dekorativ und verblüffend versteckt waren die zerbrechlichen Hüllen in jedem Exponat im Einsatz. Mal blickte einem unterm wirren Wollschopf ein keckes Gesicht entgegen, mal waren Eischalen Träger rostig wirkender Technikapplikationen –immer aber waren sie mehr als einen Blick wert.

„Ich hatte schlaflose Nächte vorm Markt“, erzählte Organisatorin Christa Treiber, der noch die Erfahrung der Marktabsage vor drei Jahren in den Knochen steckte. So etwas wolle sie nicht noch einmal erleben, sagte sie, denn schon drei Viertel der Stände waren damals gerichtet gewesen, als die Hiobsnachricht des Verbots wegen der Pandemievorgaben folgte.

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Schwetzingen: Kreative Kunst beim Ostereiermarkt im Schloss

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Das Erwachen am Samstag im 35. Jahr des schönen Markts war ein Gutes: Strahlender Sonnenschein und eine schier nicht enden wollende Schlange Interessierter bestimmten die Szenerie im nördlichen Teil des Schlosses. Ganze Arbeit hatte die selbst künstlerisch sehr aktive Schriesheimerin geleistet und exquisite Meister ihres Fachs aus Belgien und der Schweiz nach Schwetzingen gebracht. Allein die Vielfalt der angewandten Techniken zur Verzierung der leicht zerbrechlichen Eihüllen begeisterte, dabei sollte man auch nicht aufhören zu fragen, wie die Kunstwerke entstehen.

Hasen in allen Variationen schmücken die Eihüllen. © Zeuner

Eiermarkt im Schloss: In Wachs gebundene Farbe

Marion Hintzsche etwa erläuterte gerne die Enkaustik, die sie noch dazu mit perfekter Perforation kombiniert. „Enkaustik ist die Technik in der in Wachs gebundene Farben heiß und damit flüssig aufgetragen werden – eine bereits seit 3000 Jahren bekannte Art“, erzählte sie und packte beherzt einen der filigranen Hingucker, die als „Ei im Ei im Ei“ die Betrachter anzogen. Hühner- und Vogeleier unterschiedlicher Größe sind von ihr mit Ausbrüchen versehen und jeweils hochwertig bemalt ineinandergelegt, oder gar mit kleinen Drähten und Perlen getrennt ineinandergesteckt und damit auch noch beweglich.

Bei Daniela Volkmer zogen die mit feinen Linien geometrisch verzierten goldfarbenen Eier den Blick magisch an. Schaute man durch die große Lupe, war zu erkennen, wie exakt die Tuschelinien um das Ei gezeichnet sind. Roswitha Tröster war schon selbst ein Hingucker in ihrer evangelischen Marburger Tracht, die von ihr geschmückten Eier sind in der Basis gefärbt und geätzt.

Mit Glasperlen ist hier das Muster eines Zebras nachempfunden. Fein säuberlich sind diese aneinandergereiht. © Sabine Zeuner

„Meine eigene Fortentwicklung dieser uralten Technik macht das Ganze bunt“, beschrieb sie die Mehrfarbenbatik, bei der von der hellsten bis zur dunkelsten Farbe in Schichten übereinander gefärbt wird. Dabei muss bei jedem Arbeitsschritt an der richtigen Stelle die hellere Farbe, die erhalten bleiben soll, mit flüssigem Wachs abgedeckt werden. Den letzten Pfiff erhalten diese Eier mit den Themen, die Roswitha Tröster darstellt. Mal findet sich darauf ein Gedicht oder Lied in deutscher Schrift, die Bilder passen entsprechend zum Text.

Ostereiermarkt in Schwetzingen: Schale bestimmt die Grenze

Geätzt, perforiert, bestickt, beklebt, umschlungen, modelliert, beschriftet und bemalt – der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt, geht es darum aus Eiern der unterschiedlichsten Größen und Beschaffenheiten Kunstwerke entstehen zu lassen. „Die Grenze ist immer dann erreicht, wenn die Eischale nicht mehr mitmacht“, wusste Blanka Eimüller aus Kaufbeuren zu berichten, die aus den Eischalen Fragmente herausfräst, die als Schmetterlingsflügel wieder verwendet werden.

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„Ich merke schon daran, wie sich das Ei anfühlt, ob es ‚mitmacht‘ oder nicht“, führte die Künstlerin aus, dass bei einem von zehn Eiern von vornherein klar sei, dass es nicht funktionieren werde. Mit Aquarellfarbe lässt sie florale Motive und zarte Schmetterlinge erstrahlen. Ein paar Schritte weiter mutierte die Eiform zur Vorgabe für die Darstellung knackigen Obsts. „Ich habe die Erdbeere gesehen und gewusst, dass ich sie mitnehmen muss“, sagte Annika Wagmann und ließ sich das Kleinod mit kleinem Aufsteller sicher in einen Karton packen. Aufs Wesentliche reduziert waren im Gegensatz dazu die zweidimensionalen Holzarbeiten, die es in allen Regenbogenfarben gab, ihnen standen die Dekoobjekte aus Papier nichts nach und lecker wurde es bei Bernd und Astrid Siefert, die österliche Konditoreiwaren und Marzipanmodellage anboten.

Wer selbst kreativ werden wollte, der fand beim Markt Eier aller Größen zum Selbstgestalten. Besonderes, Schönes, Skurriles und Leckeres haben Christa und Wolfgang Treiber erneut zusammengebracht, an zwei Tagen mit sehr gutem Besuch im Schwetzinger Schloss.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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